1) Wieso wird abgewertet – gemobbt?

Eroberung - Machtklärung - Intension -Alltägliche Beispiele

1. Materieller Gewinn durch Eroberung

Die Entwicklung der letzten 3000 Jahre hat gezeigt, dass mit dem Einsatz von Gewalt Hierarchien entstanden sind, die den Machthabenden materielle und territoriale Vorteile sicherten. Machthierarchische Gesellschaftsstrukturen haben uns alle maßgebend geprägt.

Obwohl hierarchisch tiefer stehende Menschen ausbeutbare Objekte der oberen Machthaber waren, haben sie im Laufe des letzten Zeitalters auch von dem materiellen Fortschritt profitiert. Wir haben also nicht nur Nachteile von der Ausbeutung erfahren, sondern durch den untergeordneten Status auch Schutz und Sicherheit. Wir können - ohne Verantwortung übernehmen zu müssen - sozusagen einfach „mitschwimmen“. Hier geht es nicht darum zu urteilen, sondern zu erkennen, was Sache ist!

Schaden an der Umwelt oder den Mitmenschen hat sich als effektives Mittel des Gewinns für die gesamte Zivilisation bewährt. Territorium, Menschen, Tiere, Pflanzen, bis hin zu den Grundbausteinen der lebendigen Materie wurden genutzt, um Wohlstand für die oberen Etagen der Hierarchien zu sichern. Die Krümel, die für die unteren Etagen abfielen, sind Technik, Industrialisierung, globale Kommunikation, Freizeit und ein riesiges Volumen an Konsumgütern. Schaden wurde in Kauf genommen und nicht sonderlich beachtet. Die Ausbeutung wirkte sich insgesamt so vorteilhaft für die Gesamtheit der Menschheit aus, dass es zivilisatorischer Standard Usus wurde. Mehr als 2.500 Jahre lang verstanden wir Macht und Machtmissbrauch als Grundstein unserer Kultur. Dazu kommt, dass Machthierarchien, in denen die Schädigung von anderen Lebewesen - auch anderen Menschen - die Norm ist, als „natürlich“ und biologisch vorgegeben verstanden wurde/wird. 

Diejenigen, die Widerstand gegen bestimmte Obrigkeit leisten wollten, nutzten die gleichen Herrschaftsmethoden wie die Mächtigen, die es zu stürzen galt. Es scheint uns nur gerecht, dass diejenigen, die uns geschädigt haben, nun selbst durch Geschädigt-sein gestraft werden sollen. 

Befindet man sich in Konkurrenz zum anderen, ist es genauso wichtig, ihn zu schwächen, wie sich selbst zu stärken. Denn der Gewinn hat Priorität über Ethik oder hinderliches Einfühlungsvermögen. In einem Konkurrenzparadigma sind Gewinner die Vorbilder. Sie sind nachahmungswürdig. Sie prägen den Konkurrenten bewusst und unbewusst. Wenn die Methoden für andere Teilnehmer schädlich sind, dann ist es besser, dies nicht wahrzunehmen, nicht zu beachten und sich keinesfalls in den Gegner einzufühlen, es sei denn im Dienst der Gewinnstrategie. 

In der heutigen Zeit ist den meisten Menschen in unserer Kultur die Endlichkeit des Ausbeutbaren inzwischen relativ klar. Gewalt als Instrument zur Eroberung, zum eigenen Vorteil und zur materiellen Bedürfnisbefriedigung wird zunehmend als Problem gesehen, von einer immer breiteren Öffentlichkeit. Die Wissenschaft ist sich einig, dass Konkurrenz nicht mehr grundsätzlich, sondern nur noch vereinzelt Vorteile für das Wohlstandswachstum bringt. Dennoch sind wir an die Selbstverständlichkeit von Konkurrenz, Hierarchien und Schaden als Nebenwirkung gewöhnt. Unser Denken ist geprägt davon. Wir urteilen „automatisch“ darüber, ob das Wahrgenommene stärker, schwächer, verwertbar oder im Wege ist. Unsere Gewohnheiten des Denkens, Fühlens, Wahrnehmens und Verwertens sind geprägt vom Paradigma des materiellen Gewinns. Auf vielen Ebenen der globalen Gemeinschaft gibt es einen Perspektivenwechsel: weg von dem potentiellen oder gar tatsächlichen Gewinn, hin zu den Kosten, wenn die Beseitigung der Schäden miteinbezogen wird. Aber das unangenehme Gefühl, sich nicht mit dem Schädigenden identifizieren zu wollen, kennen wir alle. Wer will schon als Bösewicht dastehen? Andererseits, wer will als Loser dastehen!

Wer ganzkörperlich wahrnimmt, erkennt, was die Forschung einerseits und die sinnliche Erfahrung andererseits uns zeigen. „Gewinn“, der durch Konkurrenz zu erreichen ist, geht mit einer schier unüberschaubaren Vielfalt an schädlichen Nebenwirkungen für irgendjemanden einher.

Ein sehr wichtiges Erfolgswerkzeug der Eroberung ist physische Anspannung. Im sogenannten materiellen Zeitalter gab es einzelne Aufgaben, die mit Einsatz und Anstrengung bewältigt werden konnten. Nachdem die Aufgabe erledigt war, konnte man sich entspannen und den Gewinn oder Erfolg genießen. Wer nicht erfolgreich war, hat sich eben nicht genug angestrengt! Tatsächlich sind simple Aufgaben mit Spannungserhöhung oft sehr gut zu lösen. Aufgaben, die klar definiert sind, können gut im Hauruck-Verfahren erledigt werden. Der Erfolg wird/wurde geerntet und in der Entspannungsphase wird/wurde die Aufgabe nicht mehr beachtet. Es gab sie eben nicht mehr.  Entspannung, Zerstreuung, Vergnügen und Genuss der verdienten Beute ergänzten das Erfolgsmuster des materiellen Zeitalters. Wir kennen das vielleicht noch im Sport. Ein Muskel wird für eine Aufgabe angespannt. Die Aufgabe wird gelöst. In der Entspannungsphase saugt sich das Gewebe mit Nährstoffen voll, so dass der Muskel immer kompetenter für die Aufgabe wird. 

Noch nie in der Geschichte der Menschheit, die wir kennen, waren die Aufgaben so komplex, so unberechenbar und so unausweichlich. Die Strategien der Eroberung, der Ausbeutung, des Gewinn-Erzielens waren relativ eindimensional, folgerichtig und von Gewalt geprägt. Inzwischen sind solche Aufgaben immer schwerer zu finden.  Materieller Gewinn durch Anspannung und Eroberung ist immer schwerer zu erzielen. 

Neulich erzählte mir jemand, dass er unter einer dauernden Grundspannung leidet, die er irgendwie nicht ablegen kann, die er selbst auch nicht versteht und die dazu führt, dass er bei jeder Frage, die von seiner Liebsten kommt, missmutig reagiert. Dann fühlt er sich schuldig, dass er so ungerecht und unfreundlich ist, zieht sich beschämt und unglücklich zurück und lässt sie dann mit ihrer unschuldigen Frage stehen.  Besonders frustrierend an der Lage sei, dass er endlich „Rentner“ Status hat und genießen will. Er hat sich so auf die Freiheit, zu tun und lassen, was er will und wozu er Lust hat, gefreut. Die Anregungen von seiner Liebsten sind schön. Wenn er nur nicht so festgefahren reagieren würde! Auf Nachfragen wurde deutlich, dass diese „Grundspannung“ erstmalig nach der Wende aufgetaucht ist. Es war eine Zeit, in der sich sehr vieles sehr schnell verändert hat und er die Aufgaben, Probleme und Anregungen komplexer und unberechenbarer als je zuvor erlebt hat. Es war nicht mehr wie früher möglich, eine Aufgabe durch Einsatz und Anspannung zu lösen und sich hinterher zu entspannen und regenerieren, geschweige denn Erfolg zu genießen! Ständig kamen neue Aufgaben, Probleme oder Aspekte der begonnenen Aufgabe dazu. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass sich ein Gefühl von Dauerüberforderung eingestellt hat. Nichts war wirklich befriedigend zu Ende zu bringen. Nie war es möglich, sich ganz zu entspannen. Eine Art chronisches Misstrauen gegen jede Botschaft stellte sich ein und ließ ihn nicht mehr in einen Tonus der gelassenen Lebendigkeit kommen. Als ihm dies bewusst wurde, konnte er mit den praktischen Methoden der Trauma-Bearbeitung, des Löschens und der Neuprogrammierung des Gehirns relativ schnell und leicht die unangenehme Grund-/Dauerspannung loslassen. Die Veränderung für den Umgang mit seiner Frau war für sie dramatisch. Sie fühlte sich nicht mehr ungerecht behandelt, wenn sie ihn ansprach und das Paar konnte unbeschwert eine neue Qualität der Kommunikation genießen. Das entsprechende Handwerk erforschen wir in späteren Kapiteln. 

Um dieses Kapitel mit dem Herzen zu begreifen, ist es sinnvoll, gewohntes Denken, das von herkömmlichen Bewertungen und Urteilen geprägt ist, um ein sinnliches Denken zu erweitern. Neurobiologisch gesehen ist das Gehirn mit seinen Gedanken der wichtigste Energie-Umschlageplatz, den wir haben. Daher unterscheiden wir drei Arten von Gedanken: Gedanken, die mich Energie kosten; Gedanken, die mir Energie geben; und Gedanken, die das, was ich wahrnehme, bewusst machen. Wir können es mit einem Bankkonto vergleichen. Geld kommt rein. Geld wird ausgegeben. Die Betrachtung der Bilanz widerspiegelt einen Ist-Zustand. Damit du nachvollziehen kannst, was ich meine, lade ich dich zu folgender Übung ein: Der Sinn wird im Laufe des Kapitels und des Buches zunehmend spürbar. 

Experiment

Wähle eine Laufbahn in deiner Wohnung, die circa 5 Meter lang ist und von einer Wand oder einem Möbelstück an beiden Enden begrenzt wird.  Es geht darum, in sich hinein zu spüren, um die Wirkung unseres Gedankens kennen zu lernen. Wer diese kennt, reguliert seinen Energiehaushalt im Alltag zunehmend automatisch. 

Fang mit dem Rücken zu der Bahn an und berühre leicht das Ende (Wand/Schrank) vor dir. Dreh dich um, lauf langsam auf das andere Ende zu und spreche vor dich hin: Der Gedanke gibt mir Energie, . . . (z.B. „dass, ich bald Urlaub habe“ oder „wenn ich daran denke, wie wütend mich mein Chef macht“) Gleichzeitig beim Laufen und Sprechen spüre in deinen Körper hinein, wo (nicht ob!) du die Energieveränderung spürst. Es geht nicht um negativ oder positiv, sondern darum, sich die energetische Veränderung im Körper bewusst zu machen. 

Wenn du am Ende deiner Bahn ankommst, halte inne, unterbrich sofort den gesprochenen Gedanken und berühre das Ende (Wand/Regal). Ohne zu verweilen, dreh dich um, lauf langsam los, spreche vor dich hin: Der Gedanke kostet mich Energie, . . . (z.B. „was ich heute kochen werde“ oder „wie anstrengend die letzte Aufgabe war“) Gleichzeitig beim Laufen und Sprechen spüre in deinen Körper hinein wo (nicht ob) du die Energieveränderung spürst. Es geht nicht um negativ oder positiv, sondern darum, sich die energetische Veränderung im Körper bewusst zu machen. 

Wenn du am Ende deiner ankommst, halte inne, unterbrich sofort den gesprochenen Gedanken und berühre das Ende (Wand/Regal). Ohne zu verweilen, dreh dich um, lauf langsam los, beachte, was du hörst, riechst, spürst, siehst, schmeckst und unterstreiche die jeweilige Wahrnehmung stimmlich mit Worten oder Lauten. (z.B. „Lichtstrahl“, „Wackelschritt“, „Mund trocken“, „zisch“, „klick-klick“)

Es lohnt sich, dieses Experiment täglich zu wiederholen.  Insgesamt dauert die Übung circa 1 oder 2 Minuten. Am Anfang ist man sich oft unsicher, ob es stimmt, was ich behaupte und ob ich überhaupt etwas spüre. Der Nutzen wird aber jeden Tag deutlicher.  Urteilsfreies Wahrnehmen fällt dem Menschen, der im Zeitalter des materiellen Gewinns aufgewachsen ist, sehr schwer. Selten achtet der Mensch darauf, wie die Energie im Körper jeden Gedanken begleitet. Sich selbstverständlich im Alltag zu spüren, macht es viel leichter hauszuhalten und Selbstfürsorge zu betreiben.  Es ist ein Basiswerkzeug für gedeihliche Veränderung! 

 

2.Abwertung im Dienst der Machtklärung

Wir werden immer empfindlicher und merkwürdigerweise ist das gut so. Denn um den Wohlstand zu verbessern, ist es nötig die Aufmerksamkeit von materiellen Werten zu sogenannten immateriellen Werten zu verlagern. Dafür brauchen wir nur die uns biologisch vorgegebene Veranlagung artgerecht zu nutzen. Es geht einerseits um die Wahrnehmung, aber auch um die Wahrnehmungsfilter, die wir im Gehirn anlegen. 

Experiment:

- Schau emotional möglichst neutral ein Bild von einem fremden Menschen an. 

- Schau weg, blinzle, räkle dich, schüttele dich kurz am ganzen Körper. 

- jetzt schau das gleiche Bild an. Diesmal schiebe Kopf und Oberkörper etwas vor, Augen leicht zu Schlitzen verengt, spanne Nacken und dominanten Oberarm an, atme scharf durch die Nase ein und aus. 

Spüre deine Gefühle und deine Haltung zu der Person. 

- Aufgrund der biologischen Veranlagung des Menschen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Person im Bild als potentiellen Konkurrenten oder ausbeutbaren Lieferanten wahrnimmst, bei dem physiologischen Muster deutlich erhöht. 

- Schau weg, blinzele, räkle dich, schüttele dich kurz am ganzen Körper. 

- jetzt schau das gleiche Bild wieder an. Diesmal bleibe aufrecht in der Sitz- oder Stehhaltung, entspanne dein Gesicht, lächle leicht mit den Augen und Mundwinkeln, atme ganz ruhig und gleichmäßig durch die Nase ein und aus und neige deinen Kopf leicht zu einer Schulter. 

Spüre deinen Gefühlen und deiner Haltung zu der Person nach. 

- Aufgrund der biologischen Veranlagung des Menschen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Person im Bild wahrnimmst als jemand, der liebenswert, interessant, attraktiv und potentieller Kooperationspartner ist, deutlich erhöht. 

- Schau weg, blinzele, räkle dich, schüttele dich kurz am ganzen Körper. 

Hmmmm….. wie war das? Ein bisschen merkwürdig? Vielleicht sogar befremdlich?  Manipulation? Künstlich? Interessant? Reizvoll? 

Im Zeitalter der materiellen Wohlstandssteigerung, war Machtklärung wichtig, um Ausbeutbares zu identifizieren und seinen Wohlstand auszubauen. Es ist leicht, sich eine Haltung anzueignen, einzuprägen und sie aufrechtzuerhalten, indem sie abgeschaut und ständig wiederholt wird. So wird das Gehirn moduliert und schaltet dann auf Automatik. Das Gehirn kann aber jederzeit neu programmiert werden – beobachten, einprägen, einüben. Auch neue Möglichkeiten werden durch Wiederholungen bereitgestellt. Damit werden die Haltung und das Verhalten immer vertrauter und automatischer. 

Was über 3.000 Jahre geübt wurde, ist ein erlernbares Muster, eine Art Software, die gelöscht wird, wenn sie nicht benutzt wird oder mit einem neuen Muster verdrängt werden kann. Ein neues Muster lernen, ist nicht anstrengend, sondern nur gelassene, beharrliche Fleißarbeit. Eine Wahl hat man erst, wenn beide Programme zur Verfügung stehen. In dem Experiment wird sich für viele Menschen das erste Muster wesentlich vertrauter anfühlen als das zweite. Es ist allerdings auch anstrengender, wenn man es bewusst macht. Merkwürdigerweise fühlt sich alles, was vertraut ist, wesentlich leichter an, als wenn es neu ist. Das ändert sich mit der Übung. Es geht hier darum, die Wahl zu haben. 

Dazu kommt, dass materieller oder Macht-Vorteil durch unrechtmäßiges Verhalten bis zur heutigen Zeit von einem Großteil der Erdbevölkerung als bewundernswert und vorbildlich galt/gilt. Nur so ist Donald Trump ins Amt gekommen und ist auch der Amtsenthebung entgangen. In einer kapitalistischen Wirtschaftskultur galt, zu bewundern, wem es gelingt, sich durchzusetzen - Mafia, Unternehmungsbosse, Könige, Polizisten, und sonstige „Untouchables“! 

Das berühmteste Forschungsprojekt zu Machtmissbrauch war das des Soziologen Zimbardo, 1971. Ein virtuelles Gefängnis im Keller der Stanford University im kalifornischen Palo Alto wurde errichtet und Versuchspersonen ausgesucht, die möglichst neutrale, unauffällige Persönlichkeitsmerkmale aufwiesen, um dann zufällig in Wärter und Gefangene eingeteilt zu werden. Die rasante Entwicklung zu Machtmissbrauch und Folter führte zu einem Abbruch des Experiments nach 6 Tagen. Auf der Suche nach einer Erklärung für die entsetzlichen Zustände kamen Biologen auf ähnlichen Machtmissbrauch bei Rhesusaffen, die in hierarchischen Terrorgemeinschaften leben. Allerdings existiert bei Schimpansen ein komplexes System von gegenseitiger Kontrolle, in dem die Gemeinschaft nur die Führerschaft anerkennt, die Vorteile für die gesamte Gruppe bringt. 

Wir befinden uns in einem Gesellschaftswandel, zunehmend wird Machtmissbrauch als schädlich für die Gesamtbevölkerung der Erde erkannt. Für viele ist diese Veränderung der Werte verwirrend. In der Tat war das das einzige, was der Filmmogul Harvey Weinstein, als er 2020 tatsächlich wegen sexueller Übergriffe verurteilt wurde, äußern konnte. Er zeigte keine Reue, weil er nicht erkennen konnte, was er falsch gemacht hat. Er hat sich der Umwelt, die ihn geformt hat, und seiner Veranlagung konform verhalten. Es verwirrte ihn, dass er deswegen 23 Jahre im Gefängnis verbringen sollte. 

In der Tat haben in den letzten Jahren immer mehr Menschen aus den niedrigen sozialen Rängen Gerichtsprozesse gewonnen. Das Strafgesetzbuch ist um viele Begriffe erweitert, die Mobbing beinhalten. 

*** Definition von Mobbing

Erst seit circa Mitte der 1990er-Jahren hat sich der Begriff „Mobbing“ in unserem Sprachgebrauch eingebürgert.  Im Volksmund, aber auch in der Öffentlichkeit wird der Begriff häufig falsch oder zu allgemein verwendet. Die Klärung des Begriffs ist insofern sehr wichtig, weil nur dadurch das Problem ausreichend erkannt und behandelt werden kann. Ich hoffe, ich kann dich dazu gewinnen, dich mit mir gemeinsam mit Schaden und Gedeihen zu befassen. Denn Urteile bildet man durch Sozialisation. Jedes Kind kann aber wahrnehmen, ob ein Lebewesen gedeiht oder Schaden nimmt. Für das Opfer ist Mobbing eine Form psychischer Gewalt, die traumatisch erlebt wird und schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen kann. Kurzum es bewirkt Schaden.

Als Mobbing bezeichnet man neuerdings alle Verhaltensweisen, die geeignet sind, andere psychisch zu erniedrigen und somit praktisch zu entmachten. Diese Wirkung, die Entmachtung, kann durch viele Methoden erzeugt werden. Menschen zu schikanieren, emotional zu verunsichern, sie als Sündenbock oder Schuldigen hinzustellen sind effektive Methoden. Auch unterlassener korrekter oder unterlassener liebevoller Umgang gehören zum Mobbing. Nicht zu antworten, keinen Bezug zu nehmen auf die Äußerungen des Gegenübers können als Abwertung der Äußerung, bzw. der Person wirken. Dies kann sich schädlich auf deren Selbstsicherheit, Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl auswirken und ist deshalb eine eindeutige Form des Mobbings. Der Intim-Mobber betrachtet seine Opfer mit kritischem Blick und sammelt Munition, um sie treffsicher einzusetzen.
Wenn Du auf die Wirkung deines Mobbings angesprochen wirst, gehst du als Mobber typischerweise gar nicht darauf ein. Als Mobber antwortest du eventuell mit Ablenkung auf ein anderes Thema, mit verstärktem Angriff, mit Verteidigung oder mit sonstiger dissonanter Kommunikation. Obwohl sein Verhalten böswillig wirken kann, ist nicht die Intention des Mobbers ausschlaggebend für die Definition, sondern die Wirkung auf das Opfer. Auch wenn Du wirklich glaubst, ehrlich oder konstruktiv kritisch zu sein, zählt nur das Ergebnis. Beeinträchtigen seine Botschaften den inneren Seelenkern des Opfers, handelt es sich um Mobbing. Insbesondere kann von Mobber, Bully oder Tyrann gesprochen werden, wenn entsprechende Handlungen systematisch und/oder über einen längeren Zeitraum erfolgen. Dort, wo sie vor einer Öffentlichkeit versteckt sind, sind sie kaum von Außenstehenden zu beeinflussen. Ein häuslicher Mobber ist oft nach Außen und in sonstigen gesellschaftlichen Zusammenhängen, freundlich, gesellig und gar beliebt. In einer Kultur, die sich eher an Meinungen orientiert und weniger an der Berichterstattung von rangniedrigen Mitgliedern einer Gemeinschaft, verfügt das Opfer über wenig - falls überhaupt - Glaubwürdigkeit.
Hier einige Beispiele für Mobbingversuche, die ich über die Jahre gesammelt und in meiner täglichen Arbeit erlebt habe:
*  Auslachen, Beleidigen, Beschimpfen, Verbreiten von Unwahrheiten, Verstecken von Sachen, Zerstören von persönlichem Eigentum, Anrempeln, Schlagen, Demütigen, Erniedrigen, Ausschließen....
*  Schikane
*  Abwertende Bemerkungen direkt zu mir
*  Abwertende Bemerkungen über mich bei anderen
*  Häufige Unterbrechungen meiner Gesprächsbeiträge
*  Beleidigung (StGB §185)
*  Üble Nachrede (StGB §186)
*  Verleumdung (StGB §187)
*  Vermeidung von Konfrontation mit Konflikten
*  Unterlassene gedeihliche Kommunikation
*  Kritik
*  Emotionale Ausrutscher
*  Unachtsamkeiten
*  Unterstellung von unerwünschten Persönlichkeitseigenschaften
*  Erniedrigungen
*  Falsche Tatsachen über das Opfer oder Begebenheiten, die das Opfer aufregen können, verbreiten
*  Direkte Angriffe und Vorwürfe
*  Böse Blicke
*  Abwertende Gesten oder Körperhaltung
*  Sarkastische, ironische, amüsierte Gebärden und Tonfall
*  Witze auf Kosten des Opfers
*  Auslachen, lächerlich machen
*  Schubsen, kneifen, kleine Gesichtsklapse, um das Opfer zu erniedrigen oder so zu schockieren, dass es auf die Bedürfnisse des Täters einschwenkt
*  Unter dem Deckmantel des Besorgt-Seins das Opfer auf vermeintliche Makel hinweisen.*  Intrige
* Verspottung

* Gaslighting 

* Behaupten, was das Opfer fühlt, denkt, erwartet, braucht, tut, möchte oder beabsichtigt -ihm und anderen gegenüber

* Zu handeln aufgrund der Annahmen über das Opfer, ohne zu überprüfen beim Opfer, ob die Annahmen stimmen* Ständig das Opfer beim Sprechen unterbrechen

* Kontaktverweigerung auf mehreren Ebenen

Folgende Mobbingtechniken finden sich wieder im Straf-Gesetzbuch: 
*  Cyber-Mobbing (StGB §107c) über WhatsApp, Emails, Instagram oder sonst wie
*  sexuelle Belästigung (StGB §184i)
*  Beleidigung (§ 185)
*  Nötigung (§ 240)
*  Freiheitsberaubung (§ 239)
*  Körperverletzung (§ 223)
*  Stalking/Nachstellung (§ 238)
*  sexueller Missbrauch (§§ 174 ff.)
*  Vergewaltigung (§ 177)

Zusammengefasst ist Mobbing Psychoterror, der meist bagatellisiert wird, was das Mobbing wiederum verstärkt. 

Unabhängig davon, ob Mobbing absichtlich eingesetzt wird oder nicht, ist letztendlich die Wirkung, die das Mobbing beim Opfer hervorruft, das entscheidende Kriterium, um von Mobbing zu sprechen. Ich möchte dich einladen, die Fähigkeit zwischen Schaden und Gedeihen bei sich und anderen zunehmend deutlich zu erkennen. Kulturelle Wertmaßstäbe wie gut und schlecht, wertvoll und wertlos, positiv und negativ werden meist von Meinungen getragen und führen zu Diskussionen, die uns von der gemeinsamen Lösung eines Problems wegführen. Ein wichtiges Machtinstrument ist es, von der Wahrheit des Wahrnehmbaren abzulenken. Dies ist eine Art Täuschungsmanöver. 

Wenn wir Machtvorteile durch diese Art von Täuschung nicht mehr zulassen, wenn wir stattdessen hinschauen, im Herzen nachspüren und einander auf Augenhöhe begegnen, können wir gemeinsam die Wendung vom Machtgerangel zur Kollaboration in der kleinsten politischen Einheit, dem Liebespaar, verwirklichen.  

In einer Gesellschaft, die einerseits Gewalt aller Art verpönt, andererseits aber bewundert und jegliche Gewaltform zur Klärung der Stellung in der Machthierarchie benutzt, braucht es eine klare, selbstbewusste Haltung zu einer Verschiebung der Kommunikation weg von Machtetablierung zum eigenen Vorteil, hin zu Kollaboration im Dienst von gemeinsamen Vorteilen, sowie von emotionalem Wohlstand. 

Die Machtverhältnisse verschieben sich zunehmend. Auch wenn ein Teil der Bevölkerung weiterhin Abwertung im Dienste der Machtklärung betreibt, verschiebt sich die gesellschaftliche Akzeptanz immer mehr weg von jeglicher Form der Abwertung.  Früher hätte sich kein Gericht in die Intimbeziehung eines Ehepaars eingemischt. Heute nehmen Anzeigen wegen einer großen Bandbreite an Straftaten in der kleinsten und intimsten gesellschaftlichen Einheit zu. Wer des Mobbings in der Beziehung beschuldigt wird, wäre klug, sein Verhalten zu hinterfragen und zu verändern, bevor er vom Strafgericht dazu genötigt wird. 

Die gute Nachricht ist, dass wir hier nicht von Persönlichkeit oder genetischer Veranlagung sprechen. Es geht um eine Veränderung der Programmierung. Wie bei einem Computer ist das eine Fleißarbeit, die leichter ist, wenn man gelassen und fokussiert die Aufgaben, eine nach der anderen, durcharbeitet.  Das Ergebnis ist eine saubere und leichter bedienbare Arbeitsfläche als die, die man hatte als das Problem auftauchte und es nicht weiter ging. Dazu kommt, dass die Umwelt, die unseren Machtmissbrauch programmiert hat, sich zurzeit selbst verändert, so dass sie uns inzwischen unterstützt. Wir schwimmen nicht mehr gegen den Strom, wenn wir Eigenverantwortung übernehmen - in der Gestaltung unseres eigenen Verhaltens und in der Gestaltung der Umwelt. Wir wissen inzwischen „wer rastet, rostet“. Die Bewegung tut uns gut und die Verbesserung unserer Liebesbeziehung und unseres emotionalen, körperlichen, geistigen Wohlstands belohnt den Einsatz massiv!

Experiment

Stell dir vor, du bist 5 Jahre alt. Du willst mit anderen Kindern Krieg spielen. Füg dich in deiner Imagination in deine Rolle. Stell einen Timer auf 60 Sekunden ein und drücke auf Start.  Während die Zeit läuft, stell dir vor, wie das Spiel abläuft.  Wenn der Wecker klingelt, schreib auf, an welchen Punkten in dem Spiel du dich am meisten gefreut hast und unabhängig davon, wo du dich mit dir am stimmigsten gefühlt hast. 

Stell dir nun vor, wie eine sehr interessante ältere Person dir als Kind von dem amerikanischen Thanksgiving Brauch erzählt, bei dem Indianer und eingewanderte Europäer zusammengearbeitet haben, um die Ernte, die sie gemeinsam erarbeitet haben, einzubringen und ein wunderbares Fest miteinander zu gestalten. Stell den Wecker auf 90 Sekunden und vertiefe die Vorstellung, wie du dich in die Gemeinschaft einbringst und an welchem Punkt du dich wirklich von Herzen gefreut hast. 

 

3.Intention 

Viele Mobber sind sich tatsächlich nicht bewusst, dass sie mit ihrem Verhalten Schaden beim anderen anrichten. Sie haben das sogenannte "Introjekt" oder die Prägung unbewusst aus ihren Erfahrungen in der eigenen Ursprungsfamilie oder in der Gesellschaft übernommen. Es kann sogar sein, dass sie sich in der eigenen Familie sowohl geliebt und geborgen, als auch gemobbt und gefährdet erlebt haben. In diesen "Double-Bind" identifizieren sie sich oft nur mit dem Liebenden und nicht mit dem Schädiger. Sie sind sich nicht nur nicht bewusst, dass sie mobben, sie können es sich auch nicht wirklich vorstellen.  Fragt man sie, „kannst du auf eine liebevolle Art das wiederholen, was du gerade gesagt hast?“, wissen sie es nicht mehr. Fragt man sie dasselbe in einem kämpferischen oder anklagenden Ton, wiederholen sie das Gesagte mit Nachdruck und einer Haltung der Berechtigung, der „konstruktiven Kritik“, der liebenden Ehrlichkeit oder der Unanfechtbarkeit der Sachlage. 

Aber auch hier gilt: Unwissenheit bedeutet nicht Unschuld. Das Problem ist der Ton der Anklage. Ist der Ton freundlich und interessiert, können diese Mobber eher bereit sein, sich damit zu befassen, dass ihr Verhalten nicht guttut und nicht wirklich in Einklang mit ihrem Selbstbild zu bringen ist. Auch bei der Selbstbefragung ist es wichtig mit Interesse und Wohlwollen vorzugehen. Es ist keine angenehme Erkenntnis, wenn ihnen bewusst wird, dass sie tatsächlich mobben. Im alten Paradigma ist Fehlbar-sein gleichzusetzen mit Angreifbar-sein.  Im hierarchischen Denken bedeutet es Statusverlust und Gefahr.  Im neuen Paradigma ist es keine Schande, ein Fehlverhalten zuzugeben. Wer Verantwortung für die eigene Missetat übernimmt, handelt mit Respekt und Wertschätzung sich selbst und dem Geschädigten gegenüber. Wer in der Lage ist, sich für sein Fehlverhalten zu schämen, ist schon auf dem Weg, sein Leben kompetenter zu handhaben. Ein Elternteil, das sich dafür schämt, dass es seinem Kind Unrecht antat, kann auf dem Weg sein, ein*e bessere Mutter oder besserer Vater zu werden. Wer das eigene schädliche Verhalten bereut, kann sich aktiv bemühen, das Verhalten zu verändern. Allerdings ist die Sache meist etwas komplizierter. Das größte Problem der meisten Menschen im Mobber-Modus ist, dass sie dem Opfer nicht vertrauen und daher auch nicht der Rückmeldung auf ihr Verhalten. Vertrauen bedeutet, mit dem Anderen so vertraut zu sein, dass man sich auf die Interaktion verlassen kann. Ohne Einfühlung und Wertschätzung, reicht die „Liebe“ im Sinne von Anziehung und Zugehörigkeitsgefühl nicht aus. Um zu mobben, spalten sie sich von ihrem Wohlwollen gegenüber der Person an ihrer Seite ab. Auch hier haben wir mit einem gesellschaftlichen Paradigma zu tun, das kompetente Liebe in Konkurrenz zur Machtordnung setzt, wobei die Liebe allzu oft verliert. Ohne ein Bewusstsein der eigenen Liebe, fehlt der Glaube an einen zuverlässigen Spiegel ihres eigenen Verhaltens. Lösungen für dieses Problem behandeln wir später im Buch. Aber wenn dich die Wahrnehmung der Wirkung oder die Aussage des Opfers verwirrt, anstatt dich aggressiv zu machen, dann ist eine positive Wendung bald möglich.

Natürlich gibt es Mobber, die gezielt die schädliche Wirkung, die sie auf ihr Opfer haben, beabsichtigen. Ein wichtiger Hintergrund hierfür hat mit der Entladung von Wut, Frust, Angst oder sonstigen unangenehmen Gefühlen zu tun. Ein Mobber nimmt als der Mächtigere sein Recht wahr, mit aggressivem Verhalten nach unten in der Hackordnung seine schlechten Gefühle zu lindern. In einer Kultur, die wenig kompetent mit der Intelligenz der Gefühle umgeht, ist physische Grausamkeit immerhin eine Möglichkeit, sich zu entlasten. 

Als Mobber bist du wahrscheinlich misstrauisch gegenüber Alternativen zu Mobbing-Verhalten. Du befürchtest Verschlechterungen für dich, wenn du deine Machtgebärden aufgibst. Ein Ziel dieses Buches ist es, dich mit den Alternativen zu Mobbing vertraut zu machen. Wenn du zu dieser Gruppe gehörst, dann ist es besonders wichtig, dich mit dem Abschnitt „Bedürfnisse“ zu befassen. Für dich geht es darum, mehr Kontrolle zu gewinnen als du es durch Mobbing tust und deine Bedürfnisse effektiver zu befriedigen, als es dir durch Schädigen möglich ist. Wirst du dir deiner Ziele bewusst und begibst du dich freiwillig auf die Suche nach besseren Methoden, um deine Ziele zu erreichen, stellt sich zunehmend ein gutes Selbstbewusstsein und ein Gefühl von gesundem Stolz ein. Wenn du von deiner Bezugsgruppe (Beispiel: Partner/in, Großfamilie, Freundeskreis, Vorbilder) gezwungen bist, dein Mobbing aufzugeben, kann es dir immer noch gelingen, gute Wege zu entdecken und zu erlernen, um deine Bedürfnisse zu erfüllen. Leider ist die Gefahr, dass du heimlich ein Gefühl von Schmach, Beleidigung oder Opfergehabe hegst und pflegst. Das hat mit dem natürlichen Reflex des Widerstands zu tun. 

So oder so, haben viele Menschen furchtbare Angst zu versagen oder Fehler zu begehen. In einer Gesellschaft, die jede Schwäche als Zeichen der Unterlegenheit deutet, bedeutet Unvollkommenheit ein Eingangsticket zum gesellschaftlichen Abstieg. Wer verunsichert ist, ist leichter besiegbar.  Deswegen legt der Mobber es darauf an, den Anderen zu verunsichern, um seine Position in der Machthierarchie zu sichern. Es bedarf viel Selbstbewusstsein und Souveränität, um Fehler zuzugeben. Mobber untergraben aber ihre eigene Selbstsicherheit durch Mobbing. Es ist ein Teufelskreis, der mit Mut und geübter Gelassenheit durchbrochen werden kann.  Nur werden Mut und Gelassenheit im alten Zeitalter nicht vermittelt. Beide Gemütszustände gehen vom Körper und vom Vorstellungsvermögen aus und sind nicht direkt mit rationalem Denken anzueignen.   

Experiment

Stell dir jemand vor, der liebevoll, mutig und gelassen ist. Stell dich hin, als ob du diese Person bist. Merke, wie du deinen Körper ordnest, um diese Person zu sein. Solche Erfahrungen, sich in jemand anderen zu verwandeln, aktivieren andere Areale im Gehirn als deine gewohnte Haltung. 

Räkele dich. Strecke dich.  Gähne und reibe dein Gesicht gründlich ab, als ob du es einseifst. Dann schüttele dich gründlich. 

Jetzt tue so, als ob du jemanden mobbst. Wenn dir bewusst ist, wie du es sonst machst, gehe mit Absicht in diese Haltung.  Mach dir deine Körperspannung, deine Körperhaltung, deine Gedanken, deine Gefühle bewusst, als ob du sie auswendig lernen willst. Verharre noch kurz in der Haltung.

Räkele dich. Strecke dich.  Gähne und reibe dein Gesicht gründlich ab, als ob du es einseifst. Dann schüttele dich gründlich. 

Wechsele ganz bewusst von der einen Haltung zur anderen. Versuche, die zwei verschiedenen Zustände so sauber wie möglich voneinander zu unterscheiden. 

Im Moment geht es nicht darum, etwas zu verändern.  Es geht nur um deine Fähigkeit, entschieden die Haltung einzunehmen, die du gerade wählst. Wenn dir nicht bewusst ist, wie du das machst, kannst du dich nicht sicher und souverän wählen.   

Wiederhole das Experiment so oft du Lust hast. 

 

Wer neugierig, wissbegierig, spielerisch souverän und beharrlich ist, findet Fehler auch im positiven Sinn aufregend. Forscher, die es irgendwann zum Nobelpreis bringen, haben unzählige Fehler gemacht, aus ihnen gelernt und sich weiterhin auf die Erleuchtung, die sie suchten, ausgerichtet. Wenn deine Absicht wohlwollend ist und du keine Angst vor eigenen Fehlern hast, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs und ein Gefühl der Lebendigkeit. Wenn aber die Absicht und die Bereitschaft und Fähigkeit, die Wirkung des eigenen Tuns wahrzunehmen, auseinanderklaffen, dann verfällt man immer wieder in die gleichen Fehler, lebt in Stockung und Angst. 

Wenn du bisher als Mobber - zumindest manchmal - agierst, ist die Vorstellung bei Fehlverhalten ertappt zu sein, nicht wirklich angenehm. Du fühlst dich am sichersten, wenn dir kein Fehler nachgewiesen werden kann. Fehlerbehaftet zu sein, fühlt sich für dich vermutlich an wie ein entsetzlicher Makel, der dich angreifbar macht. Grundsätzlich ist Mobbing auch ein Sicherungsverhalten gegen Opfer-Sein oder je Opfer werden zu können. Die Angst, mit Fehlverhalten in Zusammenhang gebracht zu werden, treibt einen Mobber in eine Sackgasse der Uneinsichtigkeit. Leider treibt dich das Feststecken in einem in der heutigen Zeit zunehmend verpönten Verhalten in die Isolation. 

Experiment

Stell dir wieder vor, du bist die Person im vorherigen Experiment, die liebevoll, mutig und gelassen ist. Stell dich wieder hin, als ob du diese Person bist. Ordne Geist und Körper so wie diese Person ist. Genieße das Gefühl.

Jetzt stell dir vor, dir wird dein Mobbingverhalten von deinem liebsten Gegenüber vorgeworfen. Beobachte genau, was sich körperlich und geistig verändert. Verharre kurz in diesem Zustand, ohne ihn in Frage zu stellen.

Schalte nun ganz bewusst wieder in den angenehmen Zustand der liebevollen, gelassenen und mutigen Person, die dir inzwischen innerlich vertraut ist. Entspanne dich völlig in diesem Zustand und genieße ihn. 

Wenn es dir reicht, beende das Experiment. 

Wenn du Lust hast, zu erleben, was passiert, wenn du weiter machst, dann schalte wieder bewusst und vollständig in das Gefühl, das du hast, wenn dir Mobbing vorgeworfen wird. 

Schalte nun wieder ganz bewusst in den angenehmen Zustand der liebevollen, gelassenen und mutigen Person, die dir inzwischen innerlich vertraut ist. Entspanne dich völlig in diesem Zustand und genieße ihn. 

Wenn du das Experiment beenden willst, tue das immer aus dem angenehmen Zustand heraus – niemals aus dem unangenehmen Zustand! 

Sinn des Schaltens ist es, die völlige Kontrolle darüber zu gewinnen. Erst wenn du geschmeidig hin und her schalten kannst, ist es leicht, plötzlich in einen neuen Zustand zu schlüpfen, indem du mit liebevollem, gelassenem Mut, souverän und reumütig Verantwortung für dein Fehlverhalten übernehmen kannst. Somit eignest du dir eine neue Kompetenz an, die dir bei Bedarf spontan zur Verfügung steht. Erzwinge nichts. Lasse dir die Zeit um in deinem Tempo und auf deine Art, sich das Neue entfalten zu lassen. Erst dadurch fühlt es sich richtig gut an und steht dir zur Verfügung. 

4.Variationen von Mobber-Verhalten

Sicherlich gibt es Mobber, die Narzissten, Egoisten, skrupellos und kriminell veranlagt sind. Eigentlich ist es vollkommen egal, wie ein Schädiger genannt wird. Wer sich ändern will und wer die Bedingungen, die diese Änderung fordert, schafft, ist ein Held. Was nutzt uns das Label? Einerseits kann ein Label oder eine Diagnose dazu führen, dass ein Mobber sich mit dem Label identifiziert und sich zu ohnmächtig fühlt, etwas daran zu ändern. Andererseits kann es zu besserem Sicherheitsverhalten des Opfers führen. Bedenke, was du in deiner Beziehung leben willst. Wenn ein Label die Wirkung hat, dass sich jemand abwendet, fördert es nicht die Beziehung. Diagnosen, Labels, Namen können gedeihlich oder schädlich wirken. Sei verantwortlich, wenn du sie benutzt. 

 

Jedes Verhalten, das bei einem anderen Menschen schädigende Wirkung auf seine psychische und/oder körperliche Gesundheit und Entwicklung hat, dient dem Mobbing. In einer idealen Welt wäre vielleicht alles, was in unserer sub-idealen Welt abwertend wahrgenommen wird, Mobbing. Aber diese ideale Welt gibt es nicht. Wertende Vergleiche können immer auch abwertend wirken. Mobbing ist es aber nur, wenn die Wirkung schädlich ist und das hängt von vielen Umständen ab. Theoretisch würden konsequente Augenhöhe und eine Norm der Inklusion Mobbing grundsätzlich vorbeugen. In der Realität einer Zivilisation, die sich im massiven Wandel befindet, und in Anbetracht der unterschiedlichsten Motive der individuellen Menschen, sich „konform“ zur dominanten Gesellschaft zu verhalten, kann diese einfache, ideologische Lösung heute nicht nachhaltig wirksam sein. Um das zu verstehen, ist es wichtig, die unterschiedlichsten Mobber-Biographien und -Veranlagungen anzuschauen. Vielleicht erkennst du dich darin. Denn unter den „richtigen“ Umständen ist jede/r von uns ein Mobber. Hier eine Liste von Motiven, die zu Mobbing führen können:

  • Spaß an der Verwirrung, Verunsicherung, hilflose Wut, Angst, Erregung, Trauer des Opfers. 
  • Langeweile – daher Aufmischen wollen.
  • Freude am eigenen Machtgefühl, wenn du bewirkst, dass jemand wegen dir leidet. Dieser Spaßfaktor kann sogar mit einer bestimmten Gefühlskälte oder distanziertem Interesse am Verhalten des Leidenden einhergehen.
  • Neid auf den Erfolg, die Schönheit, die Leistungsfähigkeit, die Familie, den Freundeskreis, das Glück, die Selbstsicherheit, die Unbeschwertheit, die gute Beziehung zu einer gemeinsamen Bezugsperson, usw. des gewählten Opfers.
  • Angst, das gewählte Opfer könnte besser/wertvoller sein als du, weswegen du dann benachteiligt oder dich von sozialem, wirtschaftlichen oder Status-Abstieg gefährdet fühlst. Oder du erkennst im Anderen eigene Unzulänglichkeiten und kämpfst gegen deine eigenen Schwächen, indem du ihn fertig machst. 
  • Neugier, wie weit du gehen kannst, und was das Mobbing bewirkt... Mobbing im Sinne von Forschergeist!
  • Ein mangelhaftes Kommunikationsrepertoire, wobei Abwertung sehr vertraut ist und Lob und Begeisterung äußerst fremd und schambelegt sind.
  • Mangelndes Selbstwertgefühl, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstunsicherheit.
  • Chronische Überforderung oder Stress jeglicher Art
  • Das Bestreben, durch das Schwächen möglicher Konkurrenten und das Gehorsam-Machen von Untertanen möglichst oben in der Hackordnung oder Machthierarchie zu sein 
  • Keine positiven Erfahrungen mit Ordnungshütern, die dich wertschätzend einfangen und einbinden in die Gemeinschaft, daher Misstrauen und Missmut gegenüber anderen Autoritäten.
  • Keine Erfahrung der Augenhöhe in der eigenen Biographie und daher mangelnder Selbstwert und mangelnde Wertschätzung anderer.
  • Grundhaltung des Opferseins. Du fühlst dich grundsätzlich angegriffen vom Mobbingopfer und gezwungen, dich gegen die Person zu verteidigen. Du gehst grundsätzlich von Vorwürfen und Abwertung aus und verhältst dich in einer Gewaltspirale von Verteidigung und präventivem Angriff.
  • Du hoffst, durch Abwertung jemanden loszuwerden, weil du dir nicht zutraust, selbst einen Sicherheitsabstand einzunehmen.
  • Du strebst nach Macht und verbindest damit Vorteile und Sicherheit. Deine Mittel sind dir egal, bis hin zu Skrupellosigkeit. Du liebst es, dein Opfer subtil und geschickt dahin zu bringen, dass es seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr traut. Seine Verzweiflung empfindest du als befriedigend. Du nutzt Wissensvorsprung, um das Opfer zu verunsichern. Du nutzt deine Verbindungen zu anderen gegen das Opfer. 
  • Du identifizierst dich mit den Mitgliedern einer Bezugsgruppe, die es für legitim und sinnvoll halten, andere zu schädigen. Du schädigst, um dich zugehörig zu fühlen und verbindest dein Selbstwertgefühl mit ihrer Machtstellung in der Gesellschaft. 
  • Durch dein Mobbing gewinnst du Anerkennung bei einer dominanten Bezugsgruppe – Freunde, Kollegen, Vorgesetzte, Eltern, usw.
  • Wutmobber: Irgendwie fühlst du dich oft wütend und suchst Ventile für deine innere Wut, die du nur oberflächlich unter Kontrolle hast. 
  • Du fühlst dich verantwortlich, „Zucht und Ordnung“ in deiner Intimbeziehung zu halten. Du benutzt dafür die Mittel, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Somit fühlst du dich edel und erhaben. 
  • Du bist charmant, beliebt und geschätzt in der Außenwelt. Entweder du erlebst deine Zwiegesichtigkeit bewusst und bist stolz darauf. Oder du verleugnest den Mobber in dir vollkommen, weswegen die Diskreditierung deines Opfers besonders wichtig für deine innere psychische Stabilität ist. 
  • Du legst großen Wert darauf, dein Opfer höflich und vornehm zu peinigen. So wirkst du überaus korrekt bei deinen Bosheiten. Du bist stolz auf den Widerspruch zwischen der schädlichen Wirkung bei deinem Opfer und die edle Verpackung deiner Angriffe. 
  • Die Emotionen der Anderen zu manipulieren fasziniert dich. Besonders Verunsicherung durch widersprüchliche Botschaften oder sorgfältig inszenierte Emotionalität erlebst du als hohe Kunst der Kommunikation. Diese Fähigkeit auszubauen und zu verfeinern ist eines deiner liebsten Hobbies. Das Opfer ist dein Versuchsobjekt. 
  • Du kannst als Mobber unberechenbar sein, weil du dich von deinen Launen oder Impulsen führen lässt. So kannst du einerseits verbindlich, zugewandt und einfühlsam kommunizieren und ohne erkennbaren Grund plötzlich sadistisch, bösartig und dramatisch sein. Das kann tageweise oder stündlich wechseln. So machst du dein Opfer verrückt, weil es sich nicht orientieren kann. 
  • Manche Mobber sind stolz, dass sie mobben. Sie sehen es als ihren Job an, die Hierarchie der Familie, des Betriebs, der Gemeinschaft zu sichern, und gehen offen damit um.
  • Vielleicht glaubst du wirklich, dass dein Opfer es verdient hat, schlecht behandelt zu werden, weil es einen schwachen gesellschaftlichen Status hat, unverständliche, fremdartige Eigenschaften oder Ansichten hat, oder sonst irgendwie „aus der Reihe tanzt“. Du züchtigst dein Opfer, um der Gemeinschaft zu dienen - indem du es unschädlich machst. 
  • Es kann sein, dass du das, was vom Opfer als schädlich erlebt wird, als ganz „normales“ Verhalten siehst.  In deiner Familie und in deinem Umfeld gingen die Menschen immer so miteinander um.  Es fehlte dir aber nicht an Liebe, Anerkennung oder sonst etwas.  Es ist dir völlig unverständlich, dass das Opfer nicht versteht, dass dein Verhalten in Ordnung ist.  So verstärkst du das Mobbing, so dass es sich dran gewöhnen kann und weil es keinen Grund gibt, einer neue Weltordnung, die die Weltordnung deiner Kultur, Familie oder Gemeinschaft in Frage stellt, Spielraum zu geben. 
  • Das, was dein*e Liebste*r neuerdings Mobbing nennt, war schon immer der normale Umgangston in deiner Ursprungsfamilie.  Du merkst nicht, dass du dein Verhalten verändert hast, seitdem du dich und deinen Freund oder deine Freundin als festes Paar erlebst.  Es ist dir nicht bewusst, dass du mobbst und es fühlt sich unfair an, dass es dir vorgeworfen wird.

Grundsätzlich benutzen Mobber - auch in der Liebesbeziehung - folgende Techniken, um ihre Opfer zu schädigen: 

Sie behaupten, das andere schlecht von dem Opfer reden oder dass das Opfer etwas getan hat, was es nicht getan hat, oder gar, dass das Opfer etwas gefühlt hat, was nicht stimmt. Beispiel: "Du bist schon immer neidisch auf meine Mutter.  Kein Wunder, dass du überall schlecht von ihr redest."  (Gerüchte, Unwahrheiten)

"Ich kann niemanden nach Hause einladen, weil dein Dreck und Unordnung mir so peinlich sind" (Arbeitsleistung falsch bewertet)

"Du kannst nichts! Du bist nichts! Blöde Kuh! Dumme Sau! Doof wie Stroh!" (Ständige Sticheleien, Hänseleien)

Der Mobber lässt sein Opfer im Regen stehen. Kommt nicht rechtzeitig oder dann, wann er vom Opfer erwartet wird, und das ohne Begründung. Er verweigert ihm Information, die ihm Sicherheit und die Freiheit gibt, selbst zu planen. (Verweigern von wichtigen Informationen) 

"Kein Wunder, dass du so schlecht bezahlt wirst, du vermasselst alles, was du anfasst." (Arbeit wird massiv und ungerecht kritisiert)

Der Mobber verabredet sich, auch mit Freunden von dem Opfer, und schließt das Opfer dabei aus. (Ausgrenzung) 

"Wenn du dich ein bisschen anstrengen würdest, würde sich Sex mit dir lohnen, aber du bist eine Niete im Bett." (Als unfähig dargestellt)

"Aber heute riechst du besonders schlecht." "Deine Frisur heute ist dir nun gar nicht gelungen." "Du wirkst total affig, wenn du lachst." (Beleidigungen)

Der Mobber weiß, dass du heute Abend einen Bericht zu Hause schreiben willst, hält dich aber mit seinen Unterbrechungen und Bedürfnissen so auf Trapp, dass du deine Arbeit nicht machen kannst. (Arbeitsbehinderung)

Es nimmt dir Aufgaben weg, die du selbst gerne übernimmst.  "Du kannst eh nicht kochen." (Aufgabenentzug)

Experiment 

Schreibe ein Drehbuch oder zeichne ein Storyboard von einer Szene, die dir vertraut ist und in dem dir Mobbing oder einfach liebloses Verhalten vorgeworfen wird.  Baue alle Rollen, Kameraeinstellungen, Details, die dir als Autor*in wichtig sind, ein. 

In einer Macht/Gewalt-orientierten Gesellschaft, wird Emotionalität oft als Schleudergang oder Druckmittel, um Veränderungen zu bewirken, eingesetzt. Die Nachhaltigkeit von solchen „Änderungen“ spricht gegen diese Methode. Später behandeln wir die Handhabung von emotionaler Beteiligung. An dieser Stelle geht es um die Fähigkeit, Sicherheitsabstand zu halten und die Regulierung von Nähe und Distanz, ohne sich abzuwenden.

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