5) Die Entschiedenheit

Fehlverhalten - Verbundenheit- unbestechliche Wahrheit - erfolgreich, Gutes tun

1. Entscheidungen und Fehler

Wer sich nicht zu tiefst wertschätzt, hat es sehr schwer, sich für Augenhöhe zu entscheiden und die Verantwortung für das eigenen Handeln zu übernehmen. Dazu kommt, dass im hierarchischen Denken jede Entscheidung die Gefahr eines Fehlers birgt. In der gewaltgeprägten Hackordnung bedeutet Fehlermachen, sich angreifbar machen. Nur wer souverän zu den eigenen Fehlern stehen kann, ist auch in der Hackordnung unantastbar. 

Experiment

Teile ein doppelseitiges Blatt oder Dokument in 4 Spalten. In den linken Spalt mach eine Liste von "Fehlern", die dir unterlaufen können. In den linken mittleren Spalt schreibe auf warum, der Eintrag links davon als Fehler und von wem als „Fehler“ aufgefasst werden kann. Dort trage auch ein auf eine Skala von 0 (kein Fehler/kein Vorwurf) bis 100 (das Schlimmste, was dir unterlaufen könnte) der passenden Ziffer neben jeden Eintrag ein. 

Atme tief durch und gratuliere dir selbst, dass du dir das nun schonungslos bewusst gemacht hast. Bedenke, wie sinnvoll es ist, mit allen Ebenen deiner Intelligenz diese Sache zu entknoten. Daher rekeln, strecken, schütteln, ausatmen! 

Schaue ein Eintrag nochmal nun an. Lasse die Fantasie laufen und stelle die jeweilige Situation so realistisch vor, wie möglich. Falls deine E-Motionen aktiv werden, löse die Spannungen, schalte auf der Entspannung deines Körpers, bis du wieder ganz locker bist.  Schalte hin und her, bis du mit einem inneren Abstand die Situation, in der du den Fehler machen könnest, ganz detailreich und realistisch vorstellen kannst, ohne "getriggert" zu werden (emotional reflexartig zu reagieren). Die dritten und vierten Spalte werden später aufgegriffen.

Am Anfang der Corona-Pandemie hatten die Politiker so viel Angst, Fehler zu machen, dass sie auf Kollaboration mit Wissenschaftler eingelassen haben. Interessanterweise ist die heutige Forschung im Höchstmaß auf weltweite Kollaboration unter Wissenschaftlern ausgerichtet.  Fehler zu riskieren bedeutet für die Forschung Fortschritt, zunehmende Klarheit und Anregung für neuen Ansätze. Austausch mit kooperierenden Beteiligten und/oder Interessierten erhöht die Erfolgswahrscheinlichkeiten von den Resultaten deutlich. Wie in einer erfolgreichen Fußballmannschaft, die als Team funktioniert, übernimmt jede Person im Team Verantwortung für ihr Verhalten auf dem Spielfeld im Rahmen ihrer Fähigkeiten und ihrer Rolle im Team. So funktioniert eine Gruppeninteraktion, die bessere Ergebnisse erreicht als jeder Spieler alleine erreichen könnte. Konkurrieren die Gruppenmitglieder gegeneinander während des Spiels entsteht der berühmten Gruppendynamik, wobei das Ergebnis schlechter werden kann als der schlechtesten Spieler. 

Experiment

Schreibe 3 Aufgaben auf, bei der du deine eigene Kompetenz wertschätzt. Benenne deine Fähigkeiten und die Eigenschaften, die zu deiner spezifischen Kompetenz bei der jeweiligen Aufgabe beitragen.  Es kann hilfreich sein, mit "Synonymen" im Internet oder mit einem Synonymen-Wörterbuch zu arbeiten, bis das Wort sich richtig anfühlt. Denn es ist effektiver das best-möglichste Wort jeweils zu finden.  Zum Beispiel: Ich kann gut Geschirrspulen, weil ich spüre, ob die Teller sauber sind (guter Tastsinn), gerne im Wasser rumplanschen (Wasser-Ratte), weil ich achtsam bin (weswegen alles Heile bleibt), weil ich es liebe, praktisch Ordnung in kleinen Dingen zu bewerkstelligen!

Prüfe wie selbstsicher du Entscheidungen innerhalb dieser drei Aufgaben treffen kannst.  Notiere die Entscheidungen. Auf eine Skala von 0 – 10 bewerte jeweils deine Entscheidungsfreudigkeit Zum Beispiel: Die Entscheidung abzuspülen 6 / Geschirr zu stapeln 8 / Waschbecken sauber zu hinterlassen 7.

Nun, schreibe 3 Aufgaben auf, bei der du deine Fähigkeiten und Bedürfnissen nicht wirklich benennen kannst.  Prüfe wie selbstsicher du Entscheidungen innerhalb dieser Aufgaben treffen kannst. Auf eine Skala von 0 – 10 bewerte jeweils deine Entscheidungsfreudigkeit.

In einer Gemeinschaft, die Trauer verpönt, bedeutet sich zu entscheiden die Gefahr des Verlustes auszusetzten. Ent-Scheiden heißt sich von dem Nicht-Gewählten zu trennen. Hier geht es in erster Linie um die Entscheidung zwischen Augenhöhe und Machtgehabe im Umgang mit der Liebsten. Entscheidest du dich gegen Machtgehabe, bedeutet das oft die Trennung von Umgangsformen, die in deiner Familie, deinen Bezugskreis und/oder deiner Kultur sehr vertraut sind.  Ein grober Umgang kann mit einem Loyalitätsbund zu wichtigen Vorbildern verknüpft sein. 

Experiment

Schreibe einen Text an einem Vorbild, der grob mit seinem Liebsten umgegangen ist.  Schreib ihn, dass du dich entschieden hast, einen neuen Weg zu gehen, in der Wertschätzung ausgesprochen wird und der von Augenhöhe geprägt ist. Sag ihm, dass du ihn trotzdem immer im Herzen bewahren wirst und danke ihn für seine bisherigen Begleitung auf deinem Lebensweg. Abschließend tut es gut, ein Paar Dinge zu benennen, die du an ihm schätzt und auch für dich beibehalten möchtest.   

In einer Gesellschaft, die die Anhäufung von Gütern und Werten anstrebt, kann Verzicht auf Optionen, Verzicht auf Vertrautes und/oder auf Verhalten, die allgemeinen gebräuchlich sind/waren, sehr schwerfallen. Die Angst, in Mangel zu geraten, kann auch blind machen. Leichter ist es, sich FÜR etwas zu entscheiden. FÜR einen Umgang auf Augenhöhe mit sich und den Liebsten zu entscheiden bedeutet, mit dem Auge auf dem Glück ausgerichtet zu leben.  Egal welche Aufgabe, du dir vornimmst, sie wird dir leichter und sicherer gelingen, solang du ein positives Ziel vor den Augen hältst. Für das Gehirn bedeutet ein Negativum, zum Beispiel das Wort „nicht“ etwas Abstraktes.  Es kann nur das positiv Formulierte erstmal erfassen und dann versuchen, das Erfasste dem Stempel „nicht“ aufzudrucken. Das geht ziemlich kompliziert, kostet viel Energie und ist nicht nachhaltig erfolgversprechend, weil gleichzeitig, wird die Vorstellung von dem, was ich nicht haben will, gestärkt -schlicht weg, weil es genannt wird! Wenn du ein Kleinkind sagst, “Fall nicht hin!“, muss es erstmal hinfallen, um den Satz zu verstehen. Auch wenn es vorübergehend mühselig ist, eine positive Formulierung zu finden, macht es dein Leben reichhaltiger und deine Entscheidungsfähigkeit lebendiger und geschmeidiger, wenn du dir angewöhnst, immer wieder bewusst zu machen, was dir wertvoll ist und wie du das, was dir wertvoll ist, sichern kannst. Übrigens, das Aufschreiben des positiven Wortes, verdreifacht seine Nachhaltigkeit in der Erinnerung!

Experiment

Mach dir bewusst, was für dich wertvoll ist, an der/dem du liebst. Kannst du dich für die/der entscheiden? Wie geht es dir, wenn du dir konsequent das Wertvolle bewusst machst.  Vergiss nicht, dich immer wieder gründlich zwischendurch zu entspannen!

Der Kern der Sache mit der Entschiedenheit ist der Ort im Gehirn, wo die Entscheidungen getroffen wird. Er ist eben nicht dort, wo die Gedanken sich bewegen.  Sondern eine Etage tiefer im Mittelhirn, wo die Gefühle und das Vorstellungsvermögen zwischen Körper und Geist vermittelt. Letztendlich treffen wir alle wichtigen Entscheidungen des Lebens „im Herzen“ oder "aus dem Bauch" heraus. Noch ein Grund, diese Form der Intelligenz persönlich bewusst zu kultivieren.

Jetzt greifen wir den dritten Spalt von dem ersten Experiment in diesem Kapitel auf. 

Experiment

Lese erstmal ganz in Ruhe alles was du in dem ersten Experiment in diesem Kapitel aufgeschrieben hast.  Bedenke, dass intelligente Entscheidungen auf drei Ebenen getroffen werden. Auf der körperlichen Ebene, auf der emotionalen und imaginativen Ebene und auf der geistigen, gedanklichen Ebene.  Neben der jeweiligen "Fehler" notiere dir, was Bauch und Imagination dir vorschlagen, um den Fehler als Teil einer Forschungsprozess zu verarbeiten und eine erfolgversprechende Alternative ins Auge zu fassen.  Im Idealfall hast du das schon gemacht.  In dem Fall macht dir dein Erfolgsmuster bewusst, d.h. wie genau bist du auf die Alternativen gekommen bist. 

Bisher wird von Fehlern gesprochen, als ob es nur das Individuum trifft.  Das ist aber selten der Fall. Es ist fast immer mindestens noch eine Person von meiner Entscheidung getroffen. 

Experiment

Der vierte Spalt von dem ursprünglichen Experiment ist bisher noch frei. Dieses Mal stell dir ein Wesen vor, der es überaus interessant findet, was du da machst.  In deiner Vorstellung führst du ein Gespräch mit ihm über deinen jeweiligen Fehler. Du stellst dir vor, wie es dir gebannt zuhört, das Gesagte auf sich wirken lässt und aktiv – aus seiner Perspektive mitdenkt.  Prüfe, ob es dir eine interessante und nützliche Perspektive auf mögliche Alternativen eröffnet.  Notiere dir das Ergebnis des virtuellen Gesprächs neben jeden Eintrag. 

Damit haben wir das Element "Resonanz" im Spiel gebracht. Denn dieser Abschnitt von dem Experiment, leitet das Phänomen von „Gänsehaut“-Momente ein.  Solchen Momenten entstehen, wenn zwei -oder mehr- Menschen in ihrem Fokus miteinander in Schwingung kommen. Sie sind kostbar, wenn auch flüchtig.  Wenn wir mit ihnen vertraut sind, dann passieren sie – wie Magi – leichter und wir können sie genießen, weil wir sie erkennen. 

Ganz anders ist es, wenn wir für den Anderen "mitdenken".  Hier eine kleine Alltagsgeschichte dazu. 

Eine Frau erzählt mir ganz unschuldig, dass während des "Lockdown" die kleinen Ausflüge in den Supermarkt oft das Highlight des Tages waren.  Als ihr Mann entschied, er mache heute den Einkauf, dachte sie, "Ach, es wäre doch schön vielleicht gemeinsam den Ausflug zu machen." Aber dann dachte sie, "er würde bestimmt gerne was allein unternehmen." dann "normalerweise unternehmen wir einiges zusammen, aber auch relativ viel jede für sich... jetzt sind wir fast ausschließlich miteinander in der Wohnung allein...na sicherlich, wird er lieber was für sich unternehmen wollen." Ich fragte vorsichtig, ob sie ihn nicht bevormunde, wenn sie in ihren Gedanken alles vorwegnehme und letztendlich ihn (unwissend) ihre Entscheidung und Erwartung "Er möchte bestimmt alleine was unternehmen" aufdrucke.  Sie sah mich völlig verblüfft an und fragte, "was hätte ich sonst tun sollen?"  ich, vorsichtig, "Vielleicht ihn fragen, ob er lieber alleine geht oder Lust auf Ihre Gesellschaft hätte." Sie schaute mich etwas entgeistert an und sagte, "Stimmt! und das wäre viel schöner gewesen, egal wie er sich entschieden hätte." 

Überall verharren wir in unseren Gedanken.  Wir machen dabei zwei Fehlern. Wir tun uns mit unseren Entscheidungen deswegen schwer und wir entscheiden für den Anderen ohne ihn zu beteiligen.  Im besten Fall, geht das gut.  Oft ist es mehr oder weniger unschädlich.  Aber letztendlich ist es Bevormundung und manchmal eine Vernachlässigung einer großen qualitativen Verbesserung der Resonanz, der Interaktion und der Ergebnisse. Dazu kommt, dass wir selbst nicht zwischen Wahrnehmung, Vorstellung und Logik hin und her wechseln. Üblicherweise tun wir so, als ob wir dadurch zu einem folgerichtigen Ergebnis kommen. Der Begriff „Milchmädchenrechnung“ passt hier ganz gut dazu. 

Immer wieder zeigt die Forschung, dass Teamarbeit zu besseren Ergebnissen als konkurriere Gruppendynamik oder einzelnen Expertenentscheidung führt. Wenn du dich verhältst als ob du mit jeder und jedem konkurrierst, wer schneller, höher, präziser Antwort geben kann, dann schließt du „mich“ aus. Die Unterlassung der lebendigen Interaktion wirkt sich schädlich auf die Beziehung, die Lebensqualität, und auch auf die Ergebnisse aus.  Ist es denn alles wirklich so eilig, dass wir heute auf die Resonanzgelegenheiten im Alltag gewohnheitsgemäß verzichten? Ist es nicht schädlich, sinnlich verspielten Austausch zu entsagen?  Außerdem ist es viel mühseliger und zeitintensiver die Fehler hinterher zu vertuschen oder wieder in Ordnung zu bringen.

Ich habe bisher von Entscheidungen und Angst vor Fehlern hauptsächlich aus dem Blickwinkel von Menschen, die sich mit Entscheidungen schwertun, gesprochen.  Andererseits gibt es Menschen, die stolz darauf sind, gut Entscheidungen treffen zu können. Hier spielt die Freude an der Macht und insbesondere die Macht, das Schicksal durch Entscheidungen zu gestalten, eine wichtige Rolle. Die Werte und Bedürfnisse, denen die jeweilige Entscheidung dient, sind hier bestimmend. Gibt acht! Entscheidungen zu treffen für Anderen, die du nicht auf Augenhöhe erkennen kannst, sind oft im Endergebnis nicht nur respektlos, sondern auch schädlich. Ist man für die Entscheidung zuständig und stellt sich vor, die betroffenen Person zu sein, um ihre Perspektive einzubeziehen, kann das allerdings gut gehen! Achtung: im ersten Fall sprechen wir von einer mentalen Entscheidung (wie die der Frau in der obigen Geschichte). Im zweiten Fall arbeiten die Einfühlung und die imaginative Intelligenz mit.  Es entsteht eine Art interne Teamarbeit.

Experiment

Stell dir vor, du liegst in Sterben und schaust auf dein bisheriges Leben zurück.  Bist du stolz und zufrieden damit wie du gelebt hast? Oder hast du ein ungutes Gefühl, dir selbst gegenüber versagt zu haben -nicht das gelebt zu haben, was dir als Mensch, als Lebewesen auf der Erde, als Liebende/r, als „Du selbst“ hättest leben sollen? Sei mutig.  Trau dir, ganz genau und ehrlich hinzuschauen. 

Letztendlich geht es aber in diesem Abschnitt auch darum, ob du persönlich dich für ein Leben auf Augenhöhe entscheiden kannst. Was brauchst du, um diese Entscheidung zu treffen?  Voraussetzung ist sicherlich ein gutes Gefühl zu dir selbst.  Das ist wiederum abhängig davon, dich selbst und andere Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken. Die Fähigkeit, die eigene Achtsamkeit wertfrei auf sich und anderen ruhen lassen zu können, bildet die nächste Stufe des Kompetenzwachstums.  Damit kannst du eine emotionale Lebensqualität erreichen, mit der du wirklich glücklich bist - auch am Ende deines Lebens. Du kannst dich dafür entscheiden, mit Respekt, Interesse und sogar der Bereitschaft über den Anderen gar zu staunen zu leben. Wenn du darüber hinaus der Blickwinkel des Anderen in deinen Entscheidungen aktiv einbeziehst, bringt dich das eine Zufriedenheit und die Befähigung zur Augenhöhe auch in der Liebe einen ganzen Stuck näher. 

 

2. Verbundenheit - Resonanz

In der kulturbedingten Abkehr von Naturgesetze und biologisch vorgegebenen Intelligenz hin zu der Ausrichtung auf die Eroberung der Materie, hat die Gesellschaft nicht nur schädlicher Umgang mit den Tieren, mit den Pflanzen und mit dem Planet, sondern Kindererziehungsmaßnahmen entwickelt, die natürliches Selbstbewusstsein und Kooperationsimpulse weitgehend unterbinden.  Die Vorteile für das Dienstbarmachen der Materie und der Menschenkraft sind deutlich erkennbar, für die, die wertfrei wahrnehmen und versuchen das Phänomen zu begreifen. Ein Ergebnis ist der Computer auf dem ich schreibe!

Hinweise auf den Kulturwandel finden sich heute unter anderen in der Kindererziehung. Beispiele für Lehrmethoden, die menschenfreundlich und effektiver für den Kulturwandel sind, sind inzwischen überall -zwar noch als Ausnahme aber doch - zu finden. Montessori, Waldorfschulen, Inklusionskindergärten oder offenen, interaktive Klassen sind nur ein paar Beispiele. Wir wissen inzwischen auch, dass delinquente Kinder sich nur einer spezifischen Bezugsperson zur Liebe, den Weg aus dem Teufelskreis finden. Wie aber verbindet man sich liebevoll mit einem Missetäter? In den letzten Jahren insbesondere, hat die therapeutische Arbeit mit Kleinkindern und deren Eltern Wirkungszusammenhänge freigelegt, die die Beziehung und somit das gegenseitige Vertrauen fördert, auch wenn die beteiligten Eltern ursprünglich mit dem Verhalten des Kindes überfordert waren. Diese Interaktionsmuster scheinen auch biologische Muster zur Versorgung der zwischenmenschlichen Resonanz zu sein, unabhängig vom Alter der Beteiligten. In der un-verzogenen Liebe – besonders in der Verliebtheitsphase – aktivieren sich diese Muster automatisch. Sie erzeugen und versorgen offensichtig ein tragfähiges Energiefeld zwischen Menschen, in dem liebevolle Strenge in Umgang mit Fehlverhalten einer der Beteiligten Raum hat. Diese Verhaltensweisen sind so wichtig, dass sie immer wieder in diesem Buch aufgegriffen werden.  Es tut so gut, sie zur Verfügung zu haben, ob für den Blick in den Spiegel oder auf dem geliebten Anderen.

Experiment

Stapele deine schwere Knochen - Kopf, Schultern, Becken - entspannt aufeinander. Löse Spannungen in der Muskulatur, wie es dir inzwischen vertraut ist und am besten klappt. Lass die Atmung gleichmäßig durch Nase und/oder Mund ein und ausfließen. Neige den Kopf leicht zu einer Seite während du in vivo oder in der Vorstellung eine geliebte Person achtsam betrachtest. Falls deine Gedanken sich dazwischen mischen, richte die Aufmerksamkeit wieder auf den eigenen Körper, schüttele, rekele, entspanne dich und begebe dich wieder in diese besondere Form der Achtsamkeit.

Hier haben wir ein biologisches Grundmuster, um einen positiv gemeinsamen Energiefeld zu erzeugen und zu nähren.  Wenn ich mein Körper so ordne, spüre ich viel leichter das Gefühl, weil jeder Zelle des Körpers den Zustand seit Millionenjahren kennt.  Somit können wir auch die kulturellen Gebote des materiellen Gewinns unterlaufen und ein Moment der lebendigen Verbundenheit genießen. 

Unser Alltag hält uns oft so auf Trapp und in Spannung, dass wir solche simplen Erfahrungen automatisch mit unseren gelernten Gewohnheiten überrennen. Wenn du das Muster beim Blick in dem Spiegel benutzest, kann es sein, dass du ein wirklich gutes Gefühl zu dir Selbst bekommst!  Es entsteht dadurch eine energetische Schwingung, die das Zwiegespräch - auch in den eigenen Gedanken - nährt und aufbaut.  Betrachtest du ein anderer Mensch, verbessert sich auch mit ihm die gegenseitige Kooperationsbereitschaft und somit deine Kompetenz, den Ablauf so zu gestalten, wie es Euch beide guttut.   Gibt acht!  Wertungen, Bewusste Gedanken, Anspannungen jeglicher Art reißen uns aus dem Zustand wieder raus und katapultieren uns wieder in das gewöhnte Kampfmuster.

Jedes Mal, dass du das biologische Schema bewusst erzeugst, verstärkst du auch ein neurologisches Muster.  Das Gehirn formt sich aktiv und ständig um Verhaltenserfahrung – auch interne - herum. Je öfter du es eine Erfahrung anbietest, desto eher bildet sich eine "Automatik" heraus.  Im Normalfall wählt das Gehirn – ohne das Bewusstsein zu behelligen – das häufiger praktizierte und dadurch stärker ausgebildete Muster. Mit der bewussten Aneignung von neuen Möglichkeiten eroberst du einen WAHL, dich so oder so zu verhalten. Das ist ein deutlicher Zuwachs an Freiheit, Kontrolle und damit gesunde, zuverlässige, persönliche MACHT! Es empfehlt sich, das Experiment so oft wie möglich zu wiederholen, um somit auch hier eine Automatik zu erzeugen. So wächst deine Fähigkeit, nicht nur den gemeinsamen Energiefeld zu versorgen, sondern auch bei Bedarf, das Gefühl ein- oder aber auch auszuschalten. Du bist nicht mehr deine Reflexe und Reaktionen ausgeliefert.  Du gewinnst eine Art Basisverfahren im Umgang mit dem Du – intern und extern.  Dazu kommt, dass es leichter ist, sich geschmeidig zu distanzieren, wenn die Lage dir nicht guttut.  Das Diktat, Schaden hinzunehmen, löst sich auf. In der Gelassenheit und mit der Fähigkeit, dich in einer Beziehung zum DU zunehmend automatisch zu schalten, entfaltet sich eine präzise und kompetente innere Beweglichkeit. Wenn das dir erstmal noch nicht so im Alltag mit deiner Liebsten/ deinem Liebstem geläufig ist, brauchst du vielleicht Mut.  Mut geht an sich keinesfalls mit Anspannung einher. Er ist eine Kombination von Einschätzung einer Gefahr und die Einschätzung, ob du die Werkzeuge zur Gefahrbewältigung zur Verfügung hast.  Wenn ja, nur zu! Wenn noch nicht, spielst du solange mit den Experimenten, bis es für dich passt. 

Je leichter, du das Gefühl der abgeklärten Resonanz einschalten kannst, desto mehr Möglichkeiten hast du das „Gefühl“ (Wahrnehmung plus Imagination) bei Bedarf einzubeziehen. Falls du auf Augenhöhe kooperieren ausprobieren willst, gibt dir diese Geschmeidigkeit ein Gefühl der Sicherheit, eine Art inneres Heimatshafen.

Wenn du spontan deine Freude und Begeisterung für das geliebte Wesen zum sprachlichen Ausdruck bringst, verstärkst du die Beziehung und das gegenseitige Vertrauen ohne deine Autonomie aufzugeben. Beispiele: „O, wie schön du bist!“ „Ich genieße so, wie du dich bewegst!“  „Wie klug du bist!“ „Ach, schön, dich zu sehen!“ Das Interessante daran, ist das du dich auch daran gewöhnst, deine eigene Freude zuzulassen und zu leben. Das stärkt dein Selbstbewusstsein, deine Selbstsicherheit und dein Gefühl der Lebendigkeit. Freude ist auch eine wichtige, sich physisch auswirkende Kraftquelle. Es bilden sich Areale im Gehirn aus, die vorher vielleicht verkümmert waren oder in der Entwicklung aus eigener schlechter Erfahrung ins Stocken geraten sind. Wenn die Freude "authentisch" ist, dann überträgt sie sich. 

Experiment

Notiere täglich wie oft du Freude über den Anderen authentisch zulässt und darüber hinaus, wie oft du sie spontan dem Gegenüber äußerst.  Dann erhöhe so langsam die Frequenz, erstmal 2x mehr pro Tag, dann nochmal 2x mehr pro Tag, usw.  Schaue, wie es dir nach 10 Tage geht.  Bedenke, der Blick in dem Spiegel zählt mit, soll aber höchsten 1/2 der Frequenz ausmachen. 

Wenn dein Gegenüber die Freude spürt, dann stärkt sie die gegenseitige Resonanz.  Wenn dein Gegenüber noch nicht so weit ist, lernst du innerlich souveräner und autonomer zu sein und das wiederum verstärkt dein eigenes Selbstwertgefühl.  Super! Oder? Das Gute ist, dass muss man nicht sofort nach außen tragen.  Ist es ausreichend in der Vorstellung durchgespielt, fühlt es sich nach außen hin bald natürlich an. 

Unsere Leitkultur bringt uns bei, unsere Freude nicht zu deutlich zu zeigen, weil wenn man sich freut, ist man entspannter und achtet üblicherweise nicht darauf sich gegen Angriffe zu schützen.  Denn überall lauern welche, die unsere "Schwäche" gegen uns nutzen, um mit Mobbingverhalten die Oberhand zu gewinnen. 

Experiment

Mach einen Spaziergang in der Natur oder suche dir Tierreportage in TV aus. Beobachte, wie die Tiere spielen, fressen, bauen, wuseln und schauen keinesfalls misstrauisch nach Gefahren, die lauern könnten rum. Stattdessen weichen sie automatisch aus, wenn sie Gefahren wahrnehmen.  Entspanne dich und stell dir vor, einer dieser Tiere für ein paar Minuten zu sein. 

Wer Kampfkunst unter der Anleitung von einem Experten gelernt hat, weiß, dass die Spannungsoptimierung entscheidend für die Treffsicherheit innerhalb der Interaktion und des Bewegungsablaufs ist.

Ich habe mal ein Zimmer in meiner Wohnung an einem ehemaligen Nahkampftrainer für die Bundeswehr vermietet, der sich beruflich neu orientieren wollte. Wenn er in der Wohnung war, sangen die Kanarienvögel nicht und es wurde immer wieder so still, dass es unheimlich war - wie in der Natur kurz bevor ein Sturm bricht.  Der Mensch war aber im direkten Gespräch und Umgang sehr nett. Ich habe ihn angeboten, ein Teil der Miete mit Privatunterricht in Nahkampf zu verrechnen.  Das Angebot nahm er gerne an.  Die erste Stunde lief so ab:  Er bat mich, meine Arme auszustrecken und mich einmal im Kreis zu drehen.  So, sagte er, das ist dein Sicherheitskreis. Ich sollte dann auf ihn zeigen, wenn ich wahrnahm, dass er den Kreis durchbrochen hat.  Dann verband er mir die Augen. Die Situation war unheimlich. Alles klang normal, aber ich könnte nicht sehen und bumm! er fasst mich am Oberarm an. Ich schrak bis in dem Knochenmark.  Plötzlich wurde mir klar, dass er mit einem gezielten Griff mich töten könnte. Schließlich war nicht nur die Verteidigung sein Fachgebiet gewesen!  Dann war ich innerlich mit meinen Gedanken beschäftigt und meine zunehmende Verzweiflung, dass ich ihn nicht wahrnehmen könnte.  Er fasste mich immer wieder an, weil ich ihn vorher nicht wahrnahm.  Ich war völlig durchgeschwitzt, erschöpft, ängstlich und angespannt.  Ich schlug immer wieder vor, aufzuhören.  Er antwortete ganz ruhig und vertrauenserweckend, es sei sinnvoll weiter zu machen.  Ich würde es leichter begreifen, wenn es „klick“ macht.  Irgendwann habe ich innerlich aufgegeben.  Ich stand mit leerem Kopf schicksals-ergeben da und wartet auf dem nächsten Beweis, dass ich eine Niete war und sehe da, plötzlich drehte ich mich mit gestrecktem Zeigefinger und sagte DA!  Ja, sagte er, richtig.  Wir machen weiter. Zunehmend häufig wüsste ich irgendwie genau, wo er am Rande meiner Schutzkreis war.  Es machte immer mehr Spaß und als meine Trefferquote 100% wurde, nahm er mir die Augenbinde ab und gratulierte mich.  Er erklärte, dass es einen natürlichen Spannungstonus gibt, die alle Tierchen im Wald haben, die Information zwischen uns und die Umwelt fließen lässt. 

Athleten sprechen von "the zone".  Wenn ein Mensch in „the zone" ist, ist er leicht erregt und präsent.  Er spürt genau seine Fähigkeiten und Kompetenzen und dass er sie spontan jederzeit angemessen einsetzen kann.  Er erklärte mir, dass das der eigentliche natürlichen Zustand des gesunden Lebewesens ist.  Bei den meisten Menschen sei es mit Spannungen so überlagert, dass sie unfähig sind, Gefahr zu spüren und entsprechend rechtzeitig zu reagieren.  Dazu kommt, dass jeder Mensch eine körpereigene Reaktionsmuster hat - entweder homolateral oder spiralförmig.  Es ist wichtig, die Nahkampftechniken anzueignen, die der eigenen Körper entsprechen.  Wenn du Judo übst, aber Aikido-veranlagt bist, kannst du nicht schnell genug reagieren im Nahkampf, weil dein eigenes Gehirn erstmal in Konflikt gerät.  Er legte mir ans Herz, bis zur nächsten Unterrichtseinheit in den natürlichen durchlässigen Zustand 24-7 zu weilen! Ich lachte, weil das mir wie viel Arbeit vorkam! Dann erzählte ich ihn von der unheimlichen Stille, wenn er in der Wohnung sei.  Er lachte wiederum und entschuldigte sich.  Ja, er würde sich ständig im Gefahr füllen, weil er nicht weiß, seitdem er von der Armee weg ging, wie er sich in Zukunft ernähren soll. Er fühle sich ständig unter Spannung ABER jetzt, wo das ihm bewusst ist, kann er es umstellen. Die Spannung wäre eher hinderlich, bei der Berufsumorientierung! Die Atmosphäre in der Wohnung normalisierte sich schlagartig! 

Bin ich gut in mir zentriert, spüre ich sofort Gefahr und kann rechtzeitig dann reagieren, wenn es tatsächlich in meinem Umfeld erscheint. Dann kann ich es mir leisten, meine Freude und Liebe zu leben. 

Die dritte Art Verbundenheit, bzw. gegenseitige Resonanz, zu stärken ist durch „Lob“. Hier geht es darum, meine Freude für ein spezifisches Verhalten zuzulassen und es auch zu äußern. Wir sprechen hier nicht davon, manipulativ bei den anderen, Verhalten zu beeinflussen. Wir sprechen davon, wahrzunehmen und die eigene Freude preis zu geben. Das stärkt den lebendigen Austausch von Energie und somit die Verbundenheit ohne meine Autonomie zu kompromittieren. Dann sage ich sowas wie: „Deine Handschrift ist einfach klasse!“ „Ich habe mich gefreut, dass du den Müllruntergetragen hast!“ „Deine Kleiderwahl heute ist bezaubernd und passt so gut zu dir!“ „Dir ist es richtig gelungen, genau das Buch für mich auszusuchen, das ich brauche!“ „Danke!“ Auch hier zeige ich deutlich meine Freude, Anerkennung und Begeisterung. Die Wirkung ist aber abhängig davon, dass ich den Moment Zeit nehme, um das Verhalten der anderen tatsächlich für mich zu genießen. Nur dann ist es echt. Das bedeutet, dass jede Minute, die ich in "the zone" verbringe, meine Fähigkeiten, authentisch, glaubwürdig, selbstsicher und frei-willig verbunden – sprich: im lebendigen Austausch - zu sein, stärkt. 

Experiment

Merke dir die Handlungen des Andern, die dir Freude machen. Gewöhne dir an, deine Freude auszusprechen.

Die Nützlichkeit der Resonanz werden wir noch ausführlicher besprechen.  Hier erstmal geht es darum, WIE ich das erzeugen kann.  Es ist sinnvoll, die hier angebotenen Anregungen einfach zu testen.  Erst dann merke ich, ob ich selbst was davon habe. Wenn es überzeugend ist, dann habe ich eine Wahl.  Ich kann meine Macht sichern- mit Verhalten und Gewohnheiten, die eingespielt und somit bequem sind.  Damit nehme ich billigend im Kauf, dass ich durch unterlassenen Lebendigkeit Schaden bewirke. Oder aber, ich kann allmählich auf die mehr natürliche, unangreifbare Macht umschalten, was erstmal mehr Gehirnleistung braucht, bis es sich auf automatisch schaltet.  Die Wahl ist aber schon nicht nur einen Machtzugewinn, sondern ein besseres Gefühl der Lebendigkeit.

Experiment

Spiegel einfach die Körperhaltung, das Verhalten oder die Wortwahl deines Gegenübers. Wenn er seinen Kopf links neigt, dann neigst du deinen rechts, so als ob du ein Spiegelbild bist. 

Ja, es ist ein bisschen spielerisch und hat sich schon rumgesprochen, dass Menschen sich gegenseitig sympathischer finden, wenn sie sich spiegeln.  Es ist einer der ersten Formen der Einfühlung. Somit bekomme ich ein zunehmend besseres Gefühl, für wie mein Gegenüber beschaffen ist. Wir signalisieren, dass wir uns gegenseitig auf einander einlassen. Es ist egal, ob ich es bewusst oder unbewusst mache. Die Spiegelung stärkt die unabhängige Verbundenheit. 

Experiment

Wenn du allein und ungestört bist, ahme ein bestimmtes Verhalten deiner Freundin/ deines Freunds wertfrei nach.  So lernt der Mensch jemand von innen kennen.  Du kannst die Rollen wechseln, mal du sein, mal den anderen. Wiederhole dieser kleine Brauch, immer mal wieder.  Sei achtsam, nur im Dienst des sich-mit-dem-Anderen-vertraut-machens das zu tun. Fühl dich in ihm/ihr dadurch ein.  Wie ist er/sie beschaffen?  Beachte, wie die Wertschätzung wächst. 

Dass ich mich mit ihm/ihr wertfrei und genüsslich beschäftige, verstärkt mein Gefühl zu ihm/ihr und erzeugt eine "morphologisches Feld", das unsere Zuneigung und fließende Verbundenheit nährt, ohne Abhängigkeiten zu erzeugen. Solche Gewohnheiten aufzubauen, stärkt meine eigene Freude am Leben.  Nachahmung ist eine natürliche und sehr wirksame Lernmethode.  Rollenspiele, Theater spielen, so tun als ob ich jemand bin, den ich bewundere oder besser kennen lernen will, macht mich selbstsicherer und erweitert mein eigene Verhaltensrepertoire, sowie meine Fähigkeit, mit ganz unterschiedlichen Menschen „klar“ zu kommen. Nicht umsonst werden Rollenspielgruppen in Fortbildungen oder in der Freizeit zunehmend populär. Die Fähigkeit nachzuahmen sind wie Dehn- und Streckübungen für das Gehirn und für die Lebendigkeit.  Gib acht, wenn du die Nachahmung benutzt, um jemand lächerlich zu machen oder ihn sonst zu verletzen, zerstörst du deine Glaubwürdigkeit als Liebende/r und Teamplayer.  Es lässt dich auf Dauer elend allein.  Niemand liebt den Bully in dir.  Wenn dein Partner dich, trotzdem du ein Mobber bist, liebt, ist es, weil er dein Wesen wahrgenommen hat und es hat ihn beglückt. Er drückt vielleicht ein Auge zu, wenn es um dein Mobbing Verhalten geht. 

Früher haben Sportskommentatoren in Radio den Spielablauf für das Publikum, das nicht sehen konnte, was auf dem Spielfeld abläuft, genau beschrieben, sodass der Zuhörer das Spiel im inneren Auge nachvollziehen konnte. Die Radiostimme nahm wahr, urteilte nicht und erst wenn was wirklich Aufregendes ablief, hörte man die Erregung in der Stimme. 

Experiment

Stelle dir vor, du bist ein Kind und lernst erst schreiben. Jemand sitzt neben dir und – wie laut denkend - beschreibt das, was du tust - in ganz kleine Detail ohne dich zu stören-, teilt deine Freude mit und feiert mit dir die Zwischenerfolge.

Stelle dir vor, du beschreibst -wie laut denkend- wie dein*e Liebste*r sich verhält – genüsslich und ohne Urteil.  Tue es als eine Art Liebesdienst, wenn dir das Verhalten wertvoll und der Beachtung wert ist. 

Wenn du Freude an dem Anderen hast, beschreibe -wie laut denkend- was er/sie macht.  Wenn es sie/ihn verunsichert, lächele ihn/sie zu und sage, es ist schön, dich zu beobachten. Notfalls führst du nur in deine Gedanken mit der beschreibenden Betrachtung fort. 

Kinder, die erlebt haben, wie ein Erwachsene sie ruhig und genau beschrieben haben, sind selbstsicherer und erfolgreicher, weil sie dazu neigen, ihr eigenes Verhalten später mit ihren Gedanken genauso zu begleiten.  Damit sind sie nicht nur weniger von störenden Gedanken abgelenkt, sondern ihr Tun wird substanzielle und sie lernen schneller und besser.  Wer das mit sich und der/dem Geliebten macht, erfährt eine zunehmende innere Ruhe und Gelassenheit.  Irgendjemand sagte, Gelassenheit sei die anmutigste Form der Selbstsicherheit! Ja, es kostet ein Bisschen Aufmerksamkeit, sich das anzueignen.  Wer es tut, merkt wie gut es tut. Beide fühlen sich ehrlich wahrgenommen und geschätzt. Ein solcher Kommentar verstärkt das Selbstbewusstsein.  Denn es macht beide bewusst, wie und wer ich bin. 

In einer urteilenden Gesellschaft, die ständig Munition sammelt, um den Anderen kurz und klein zu hacken und Machtvorteile daraus zu ziehen, geht das alles gar nicht.  Die innere Haltung und auch eine Art körperlicher Bereitschaft, sich natürlich und vergnüglich mit den anderen Teamplayer zu befassen, fördert eine entspannte Resonanz, die vertrauensbildend ist.  Ich weiß, ich werde gemocht, ernst genommen und ich mache den Anderen Freude! 

Respekt wird zweierlei definiert.  Es wird als eine Art Angst vor möglichen Angriffen von einem Überlegenen definiert. Es wird auch als eine Art staunende Genuss an eine Person, die ich in ihrer natürlichen Beschaffenheit wahrnehme. Wer diese zweite Form der Respekt kennt, hat es leichter, achtsam, aufrichtig und kollaborierend mit dieser Person umzugehen.  Die Vorteile für die eigene Lebensqualität sind enorm, weil ständiger Wissen- und Kompetenzzuwachs dabei entsteht.

 

3. Wahrnehmung, Stimme, Sprache

In diesem Buch ist die Sinnestätigkeit der Wahrnehmung von zentraler Bedeutung. Es handelt sich hier nicht darum Meinungen (altdeutsch: Für Wahrhaben) durch einen gesellschaftlichen Filter zu bilden. Es handelt sich vielmehr um die Beanspruchung der biologisch vorgegebenen Veranlagung, die uns ermöglicht, die Welt zu erkunden, und in lebendigen energetischen Austausch mit der Umgebung – auch der menschlichen - uns zu orientieren, sodass wir gedeihen. Es geht nicht ums Überleben. Überleben ist ein Notfallprogramm. Jedes Lebewesen ist auf Gedeihen ausgerichtet. 

Darüber hinaus registriert jede Zelle in einem durchlässigen, gesunden Körper, ob sicherheitsabstandsuchendes Ausweichen oder nahrungssuchende Annährung ansteht. In einem so komplexen Körper, wie dem menschlichen und in einer so komplexen Umwelt, wie der unsrigen, ist die Sache entsprechend komplexer! Für uns bedeutet Gedeihen eine ganz raffinierte Teamarbeit innerhalb der eigenen Intelligenzformen – körperlich, imaginativ, gedanklich, sinnsuchend. Wenn auch die binare Wertungssystem von Schädlich vs. Gedeihlich grundlegend ist, wird was Schädlich ist und was Gedeihlich ist von Lernerfahrung in normalen Alltag geprägt. Wenn wir gelernt haben, dass es schädlich ist, nicht mit dem gängigen Machtsystem mitzuschwimmen, dann ist das im Alltag bestimmend.  Erst durch die gegenwärtige Zeitwende – wie auch immer sie zustande gekommen ist – haben wir die Möglichkeit innerhalb unserer Gemeinschaften bessere Handlungsoptionen zu wählen, mit denen wir eine neue Riga an Bedürfnisse befriedigen können. 

Zu dem schädlichen /gedeihlichen Aspekt der Wahrnehmung sind wir, in einer neuen Weise mit dem Problem der Erschöpfung konfrontiert. Wir sind oft mit der Menge an Daten, Aufgaben, Entscheidungen, Eindrücken, u.v.m. überfordert.  Immer mehr Menschen haben vor der Pandemie festgestellt, dass sie oft im Alltag erschöpft waren.  Wir beachten diese Wahrnehmung meist nicht. Wir sind mit unzähligen Anregungen konfrontiert, wie wir die Erschöpfung entgegenwirken können. Manchmal trägt auch noch das schlechte Gewissen, dass wir die Anregungen nicht folgen, zu der Erschöpfung bei. Unsere Wahrnehmung bietet uns körperlichen Rückmeldungs- und Steuerungsangebote, die uns helfen könnten, dieses Problem zu lösen. Erkennen wir sie, bräuchten wir nur folgerichtig und schlaftänzerisch den „Bauch“ entscheiden zu lassen! Das haben die meisten von uns bisher noch nicht erfahren. Die größten Belastungen, die wir erfahren, sind nicht extern, sondern intern.  Durch das Mobbingverhalten unserer eigenen Gedanken erleiden die meisten Menschen ständig vorbeugbare Schaden. 

Die Nordamerikanische Ureinwohner haben gewusst, dass das Gehirn mit seinem Denkapparat der größte Energiefresser im Körper ist. Wer die Energieverschiebungen im Körper beim unterschiedlichen Gedanken registriert, reguliert die Gedanken relativ automatisch und energieökonomisch. Wie bei einem Bankkonto, gibt es Energieeinnahmen, Energieausgaben und den Kontostand. Diese Fähigkeit die Energierichtung der Gedanken zu merken wollte ich mir aneignen. Nach vielem Ausprobieren kam das mini-Ritual zustande, die ich im ersten Kapitel als erstes Experiment vorgestellt habe. Hier greifen wir es nochmal auf

Experiment

Such eine Strecke aus, die circa 5 Meter lang ist. Je nach deiner Schrittlänge kann sie ein bisschen kürzer oder länger sein. Die Strecke wirst du 3-mal laufen - hin, her, hin.  Die Zeit, die du brauchst, ist die Zeit, die du hast, um die Energiewirkung von einem Gedanken zu erspüren.  Ist die Strecke zu lang, kommst du davon ab, zu spüren und/oder gerätst mit deiner Aufmerksamkeit in den Inhalt der Gedanke.  Ist die Strecke zu kurz, hast du keine Zeit in dir hinein zu spuren. 

Du beginnst mit Rücken zur Strecke. Idealerweise läufst du vom Schrank zur Tür oder Wand, d.h. von einem Gegenstand, den du im Stehen anfassen kannst zu einem anderen Gegenstand, den du anfassen kannst.  Am besten blockieren die Endpunkte das Weiterlaufen.  Während du die eine Strecke läufst, sprichst du der Gedanke, den du in Verdacht hast, laut vor -ungefähr so: „mich kostet es Energie meine Gedanken zu sammeln und in Computer einzutippen“. Es ist wichtig, dass du in deinen Körper hineinspurst, wo die Energie dir entweicht! Ich mache die Übung inzwischen seit Jahrzehnten und zeige sie immer wieder vor.  Ich bin jedes Mal verblüfft, wo die Energie entweicht! Manchmal spüre ich es in den Ellenbögen, oder auf der Rückseite meiner Waden.  Es ist mir noch völlig unberechenbar und trotzdem überraschend deutlich.  In den ersten paaren Tagen, behauptest du wild in der Gegend rum, dass ein Gedanke dir Energie kostest oder gibt und trotzdem spurst du die Energieverschiebungen zunehmend deutlich.  Alle Menschen, die sich auf das Ritual eingelassen haben, merken relativ schnell, was energetisch im Körper los ist.  Du sprichst deine Gedanken, um dich nicht auf den Inhalten konzentrieren zu müssen.  Denn deine Aufmerksamkeit ist auf die Körperwahrnehmung gerichtet ohne zu wissen, wo du was wie spurst.  Wichtig ist auch, dass du sofort bei der Ankunft am Endpunkt aufhörst, den Gedanken zu denken und zu sprechen.  Das ist reine Übungssache.  Der Inhalt der Gedanke ist nicht wichtig.  Es geht darum, die Energieveränderung zu merken.  UND es geht darum, die Spielregel einzuhalten: wenn die Strecke vorbei ist, ist der Abschnitt, samt Inhalt und alles Drum und Dran VORBEI.  Es ist einfacher den Gedanken zu bremsen oder loszulassen, wenn du physisch den Endpunkt anfasst und er dir den Weg blockiert.  Dann drehst du dich physisch um, um den neuen Abschnitt zu laufen. Mit der Körperdrehung schaltest du auf das neue Thema.  Auch das ist viel leichter, wenn es mit einem Körperbewegung synchronisiert ist. So lernst du ganz nebenbei deine Gedanken besser zu steuern und das allein ist Gold wert!  Wieder laut denken: z.B. „Wenn ich daran denke, was ich im Buch demnächst schreiben will, dann merke ich wie meine Energielevel steigt“ ... Das habe ich gerade im Bauch gefühlt... wie Schmetterlinge.  Aber es kann morgen anders sein und wer weiß, wer weiß?  Wichtig ist nur, dass ich meine Behauptung mit einer Wahrnehmung der Energie in meinem Körper durch dieses Ritual verknüpfe... Wieder Gedanke und Sprache bei der Ankunft am Endpunkt einstellen und mit der Körperdrehung auf den dritten Abschnitt schalten.  Bedenke, ganze Sätze sind nicht wichtig, obwohl wir dazu neigen.  Allerdings neigen wir auch dazu sie doch zu Ende zu sprechen, wenn wir am Endpunkt sind und das ist nicht sauber und nicht so effektiv. Wenn es uns gelingt mitten im Satz zu stoppen, ist viel erreicht.  Beim dritten Abschnitt der Strecke sind Sätze ziemlich unhandlich.  Es geht darum, das, was ich durch meine Wahrnehmungsorgane im Umfeld merke, mit der Stimme zu unterstreichen: „Dong-Dong“, „Glockenturm“, „Verkehr“, „trockenen Mund“, „wackelig auf den Beinen“, „Sonnenlicht an der Wand“, „Geruch von Brot“ sind Beispiele.  Es ist völlig unmöglich alles, was ich wahrnehme, zu beachten. Es geht nur darum, sie wertfrei, irgendwie beschreibend, mit der Stimme kurz zu unterstreichen.  Diese Wahrnehmungen sind neutral, wie der Kontostand. Ohne Bewertung kosten sie mir keine Energie und steigern mein Energiehaushalt nicht. 

Also los!  Laufe drei Mal die Strecke, rede, spüre, stoppe, schalte und dann ab in den Tag. Denke nicht mehr darüber nach und lebe einfach weiter.  Mach das Ritual einmal am Tag 10 Tage lang und staune, was passiert. 

Der heutige Mensch, der daran gewöhnt ist, Schädlichem hinzunehmen, hat nicht gelernt unbestechlich zu identifizieren, was Sache ist. Anstatt die Emotionen als Handlungsratgeber zu integrieren, benutzen wir sie als Schleuderkraft, um die Aufgabe schnell hinter uns zu bringen, ohne Rücksicht auf die Effektivität der Handlung. Nehmen wir etwas als „schlecht“ wahr, fühlen wir uns oft in Handlungszugzwang.  Entweder schleudern wir die emotionale Energie weiter mit unseren Gedanken hoch oder aber wir schleudern unseren Körper in eine reaktive Handlung.  Unsere gebräuchliche Alternative ist ein Auge zu zudrücken, zu verdrängen, weg zu schauen oder unsere Wahrnehmungsfiltern so einzustellen, dass wir nicht wahrnehmen, was wir nicht verarbeiten können. In diesem Abschnitt geht es darum, besonnen die Beschaffenheit des Wahrgenommenen in alltäglichen Situationen zu erkennen, ohne Rücksicht auf Handlungsbedarf. 

Experiment

Teil ein Blatt oder Dokument in zwei Spalten. In dem linken Spalt mache eine Liste von circa 12 oder 15 schädliche Ereignisse. Oben stehen die Ereignisse, die ein bisschen schädlich sind.  Danach kommen Ereignisse, die von mittlerer Schädlichkeit gekennzeichnet sind.  Die letzten 4 oder 5 Ereignisse sind sehr schädlich. In einem zweiten Durchgang schreibe in dem rechten Spalt, wie erfolgversprechend das, was du persönlich machen kannst, ist. Ich schlage eine Skala von 0 bis 100 vor.

In Anbetracht der Energieumsatz des Gehirns als Organ scheint es mir sinnvoll bewusst und frei zu wählen, was wir für Gedanken hegen. Wieviel besser lebt es sich, wenn wir uns für Gedanken entscheiden, die die Energie, die wir brauchen, zur Verfügung stellt. Einsatz zu bringen ist erst sinnvoll, wenn Erfolg im Sinne der Bedürfnisbefriedigung wahrscheinlich ist. Das wird in dem nächsten Abschnitt behandelt. 

Genauso wie uns emotionale Grundmustern für Atmen und Gesichtsmuskulatur biologisch vorgegeben werden, hat die allwissende Mutternatur uns vier Basisstimmmustern gegeben, die Neugeborenen nutzen, um einerseits in energetischen Resonanz mit den Wahrgenommenen und andererseits um Resonanz und Kommunikation mit der Mutter zu sichern. Der Ton endet hoch, er endet niedrig, er bleibt auf eine Linie oder er schwankt zwischen hoch und niedrig. Mit der Aktivierung der Stimme beginnt die Interaktion mit dem Wahrgenommenen.  In dem Lauf-Ritual am Anfang des Buches und wieder in diesem Abschnitt, wird bei dem neutralen Durchgang, erzeugen wir Töne, Geräusche oder Worte, statt zusammenhängende Gedanken. Durch diese stimmliche Fühlungnahme registrieren wir das Wahrgenommene deutlicher im Sinne vom Empfangen.  Darüber hinaus aber begeben wir uns auf dieser Art und Weise in einer Beziehung zur „Genannten“.  Bei den anderen beiden Durchgängen wird unsere Beziehung zu dem Geschehen durch die Worte und Laute, die wir nutzen, spürbarer.  Somit sind wir frei, unsere Aufmerksamkeit auf den Energieverschiebungen im Körper zu richten. 

Das internalisierte Audio ist eine dominante Form der Gedanken. Die Worte, die wir -intern oder extern- benutzen, sind signifikante Brücken, die die Handhabung des Wahrgenommenen eklatant bestimmen. 

Wichtige Instrumente der hierarchischen Macht sind die Unterdrückung, die Missbilligung, die Missachtung, das Ignorieren, das Unterbinden, oder gar das Strafen von Worte, die zu Beschreibung eins schädlichen Ereignisses benutzt werden.

Experiment

Beschreibe ein Ereignis, das du als für dich schädlich erlebt hast. Nachdem du fertig bist, lese es nochmal durch und beantworte die Frage des eines „Off-Stimme“, die fragt: „na, WAS ist daran so schlimm?“ Beschreibe das Ereignis nochmal in Antwort zu der Frage. Nachdem du das zweite Mal fertig bist, lese es nochmal durch und beantworte die Frage des nicht-verstehen-wollenden „Off-Stimme“, die wiedermal fragt: „na, was ist DARAN so schlimm?“ Beschreibe das Ereignis nochmal in Antwort zu der Frage. Nachdem du das dritte Mal fertig bist, lese es nochmal durch und beantworte die Frage des nicht-verstehen-wollenden „Off-Stimme“, die wiedermal fragt: „na, was ist daran so SCHLIMM?“ Wenn du den Mut und die Kraft hast, das Ereignis nochmal zu beschreiben, dann tue das tatsächlich. 

Nach dieser Erfahrung steht radikale, luxuriöse, liebevolle Selbstversorgung an. Bloß nichts aus Frust konsumieren!!!! Ein warmes Bad, eine Massage, ein Lied, Musik, Tanzen, Katze kraulen…tue etwas, was dir tief, physisch und psychisch regenerieren lässt. Bedenke; Scheiße ist Dünger!

 

4. Entschiedenheit gegen den Schädlichen

Hier geht es um deutliches, wirkungsvolles Handeln im Umgang mit schädlichem Verhalten, sei es das eigene Verhalten oder das Verhalten eines geliebten Menschen. Das Buch der Wandlungen, I Ging, vor über 5,000 Jahren das erste Mal in schriftliche Form erfasst, ist aufgeteilt in 64 Hexagramme, die die Veränderlichkeit des Lebens in seiner natürlichen Ordnung aufschlüsselt. Der Titel dieses Abschnitts entspricht des 43. Hexagramm. Dort werden vier Bedingungen genannt, unter denen das Schädliche erfolgreich unterbunden werden kann. Letztendlich geht es immer um eine Wende zu den Gunsten des Gedeihens für alle Beteiligten. 

Nur eine Verbindung von echter Wertschätzung des gesunden Wesens und Härte gegenüber dem schädlichen Verhalten ist wirksam. 

Klares kompromissloses Wahrnehmen ist die Voraussetzung jeglichen Handelns.

Das Unterbinden von Gewalt kann nur gewaltlos gelingen. 

Aufbau von Gutem ist das wichtigste Mittel des nachhaltigen Erfolgs. 

Gehen wir davon aus, dass die Perspektive auf Augenhöhe mit deinem Liebsten zu leben, verlockend wäre, wenn du nur wüsstest, wie. Mit diesem Abschnitt des Buches beginnt die Auseinandersetzung mit dem Handwerk der Augenhöhe. Das Problem ist, dass unsere bisher dominante Kultur uns mit Gewohnheiten der Wahrnehmung, des Umgangs mit den Gefühlen und mit dem Denken, der von abwertender Kommunikation und des Abstumpfens gegenüber Schädlichem geprägt hat.  Das Buch befasst sich damit, wie wir einen klaren, natürlichen und gekonnten Umgang mit uns selbst und miteinander aneignen können. Dieser Umgang ist Voraussetzung dafür, Augenhöhe zu verstehen und zu leben. 

Das „Schädliche“ kann vieles sein. Es kann die eigene Gewohnheit, abwertend mit meiner Liebsten/ meinem Liebsten zu sprechen oder umzugehen. Es kann die eigene Gewohnheit, Verletzungen einfach zu schlucken ohne sie verdauen zu können.  Wir sind auch seit tausende von Jahren daran gewöhnt, auf vielerlei Weise uns vor potentiell Schädlichem durch z.B. Verleugnung, Verdrängung, Sich-durch-Spannung-panzern, sich unterordnen, überheblich sein, u.v.m. zu schützen. Diese Schutzmechanismen sind effektiv, wenn wir Machtmissbrauch nicht entkommen können. Andererseits behindern sie uns, Augenhöhe zu erleben. Die gute Nachricht ist, dass die genetische Ausrichtung des menschlichen Körpers exquisit in der Lage ist, biologischen Muster zu aktivieren und auch Neues anzueignen, um Lebensqualitätsverbesserung zu erreichen. Genetisch „normal“ ist es, sich auf das Gedeihen auszurichten. Das Notprogram, das wir in der hierarchischen Ordnung nutzten, blockiert uns durch künstliche Spannung, den Zugang zu einer kooperativen Lebendigkeit, trotzdem es tatsächlich möglich wäre – ohne Nachteile zu erfahren. Dafür ist es sinnvoll jede lebendige Zelle, in der ein Teil unseres Geistes verweilt, zu beteiligen. Es ist gesund mit einer Angstschub auf die Vorstellung zu reagieren, sich mit so grundlegenden Änderungen zu befassen! 

Experiment

Richte dich auf, löse Spannungen soweit es geht, mache innerlich einen Körperscan und spüre ob und wenn ja, genau wo im Körper, sich einen Angstknoten oder Anspannung gebildet hat.  Lege deine Handfläche ruhig auf die Stelle.  Atme dorthinein ohne was verändern zu wollen.  Wenn du den Kontakt gut spüren kannst, frage die Stelle, was sie braucht, um dich bei der Fortführung im Kapitel unterstützen zu können. Lausche und erfülle das Bedürfnis. Es kann eine Pause sein, das Buch in der Ecke feuern, sich zu rekeln und ganz langsam vorgehen oder wo anders im Buch hin zu blättern.  Tue das erst, bevor du weiter machst.  Wenn du neugierig gespannt bist oder einfach das Gefühl hast, weiter machen zu wollen, dann erst tue das. 

Auch wenn das Verhalten nicht akzeptable ist, ist die Person, die sich schädlich verhält, ein wertvolles Geschöpf. Ist die Beziehung zu dieser Person respektvoll, wertschätzend, anerkennend wird eine strenge Unterbindung des Fehlverhaltens eher gewährt. Fühlt sich der Missetäter nicht respektiert und als Mensch ernstgenommen, führt strenges Eingreifen eher zu Widerstand und zu einer Verhärtung des angeprangerten Verhaltens. In einer Schädlichkeit-hinnehmenden Kultur, werden Nachlässigkeit, ein Auge bei Fehlverhalten zudrücken, und hässliches Benehmen durchgehen lassen als „liebevoll“ gehandelt. In der Geschichte, die ich in der Einführung erzählt habe, haben meine Eltern den tötenden Blick eines 5-jähriges Mädchens als „niedlich“ gewertet. Wer Fehlverhalten von hübschen, hilflosen, oder sonst nicht ernst zu nehmenden Machtinhabern durchgehen lässt, trägt zu deren Fehlbildung bei. Das fördert Mobbing. Wer sich so verhält kann jederzeit selbst als Fußabtreter benutzt werden! 

Interessanterweise bedeutet Augenhöhe Anerkennung des Guten bei gleichzeitiger klarer Erkennung des Bösen. Darüber hinaus geht es gegebenenfalls um die Unterbindung des Bösen, wo sinnvoll, erfolgversprechend und möglich. Ich hoffe, dass dieses Buch dazu beiträgt, das innere Gleichgewicht bei solchen Aufgaben, halten zu können. 

Eine mir sehr verehrte Stimmexpertin, Eva Löschky, unterrichtet im Zentrum ihrer bekannten Löschky-Methode, den Gorilla-Stand. Wer eine wunderbare Ausführung zu diese Aspekt ihrer Methode möchte, klickt folgende link im Internet an: https://www.stimme.at/2017/04/19/warum-gerade-in-krisenzeiten-die-gorilla-taktik-zuendet/

, liest ihr Buch oder noch besser besucht ihre Website. Hier eine gekürzte Version für unsere Zwecke.

Experiment: Gorilla Stand

Schütteln, hüpfen, grunzen! Spreize die Zehen, verlagere das Gewicht tendenzmäßig auf den parallel zu einander gestellten Vorderfüße und nehme ein aufrechter Stand ein, mit weichen, leicht angewinkelten Knien und ein leichtes, entspanntes Hohlkreuz. Der Bauch und alle sonstigen Muskeln sind entspannt und locker. Im Sitzen übernehmen die Sitzhockern die Stutzfunktion der Füße.  Die dynamische Standfestigkeit strahlt von der federnden Aufrichtung des Körpers und der völligen Durchlässigkeit der gesamten Muskulatur und der Atmung aus. Der Blick ist klar nach außen gerichtet.  Die Ohren sind empfänglich.  Es kann dir nichts entgehen, trotz oder gerade wegen der aufrechten Gelassenheit. Gewöhne dir an, diese Haltung so oft, wie nur möglich –besonders in unverfänglichen Situationen-, anzueignen, um sie im Körper als Basis für achtsamen Umgang zu verankern. In diese Aufrichtung bist du weder weg zu pusten noch zu schubsen. Spürst du, wie deine Souveränität wächst?

Zugewandt und glasklar sollest du mit dem Schädlichen umgehen! Nicht abwechselnd, sondern gleichzeitig!  Nur wenn der Missetäter spürt, dass deine Wertschätzung echt ist, während du das räudige Teil auf dem richtigen Weg boxest, klappt das Ganze. In einer Gesellschaft, in der die Menschen sich zwischen Begehren, Wut, Angst und Trauer (oder Trauervermeidung) hin und her schleudern lassen, bedeutet das hier eine sehr hohe Kunst. Zum Glück werden wir von der natürlichen, genetischen Veranlagung dazu unterstützt.  Von Natur aus, schaffen wir das mit Leichtigkeit.  Beobachte Katzenmütter mit ihren Katzenbabys. Sollen wir weniger können?  Das Problem, das wir haben, ist die Kulturprogrammierung des Machtmissbrauchs dabei zu unterwandern. Wie im Märchen verschlingt uns das Ungeheuer, wenn wir tollpatzig sind und ihn wecken!  Wir kommen aber heile an ihn mit gelassener Durchlässigkeit und gezielter Ausrichtung vorbei!  Na ja, ein paar Tipps und Tricks und eine gute Werkzeugkiste helfen auch!

Experiment

Teil 1: Stelle in deiner Vorstellung eine gute Verbindung mit deiner Partnerin/deinem Partner her.  Nutze die Erfahrungen mit den Experimenten aus dem letzten Abschnitt.  Mach dir bewusst, was dir an ihr/ihm wirklich Freude macht. Wenn du das Gefühl der Verbundenheit hast, atme ruhig ein und aus und genieße den Zustand. 

Teil 2: Jetzt schalte mit deiner Aufmerksamkeit ganz auf ihrem/seinem schädlich wirkenden Verhalten. Schau es in deinem inneren Auge an, lausch die Tonalität in deinem inneren Ohr, spüre die Wirkung auf deinem Wohlbefinden genau, ohne darauf zu reagieren.  Betrachte es klar und deutlich.  Fang an, in deinen Gedanken zu formulieren, wie du ihn/ihr deutlich zu Recht weisen kannst. Falls du merkst, wie Spannung in dir zu steigen oder zu stauen beginnt, unterbreche die Vorstellung, schüttele, rekele dich und wiederhole den ersten Teil des Experiments.

WENN DU AUFHÖREN WILLST ODER PAUSE MACHEN WILLST, GIBT GROSSER ACHT, GRUNDSÄTZLICH MIT TEIL 1 DAS EXPERIMENT ZU BEENDEN! 

Teil 3: Wechsele deutlich und sauber zwischen Teil 1 und Teil 2 hin und her, bis es dir gelingt, gleich schnell voll in jeder der beiden Zustände zu kommen. Bedenke, wenn es dir zu viel wird, oder es klappt nicht so recht, steige jederzeit, nachdem du Teil 1 vollständig wieder gesichert hast, aus. 

Teil 4: Nachdem es dir gelingt, geschmeidig mehrfach hintereinander hin und her zu schalten, erzeuge den Zustand aus Teil 1, vertiefe den Zustand und aus der Mitte dieser zugewandten Haltung formuliere deutlich und unmissverständlich, die Ansprache, die dein Gegenüber wahrnehmen und ernstnehmen kann, um das schädliche Verhalten zu unterlassen.

Stell dir einen Nutz- oder Ziergarten vor. Immer wieder erscheinen Schädlingen. Manchmal ist der Schädling in Form von Unkraut, so klein, dass er nicht wirklich zu packen ist. Manchmal ist er noch so klein, dass er kaum Schaden anrichtet, dafür aber sehr leicht zu entfernen ist. Manchmal ist der Schädling so groß und gefährlich, dass er unverzüglich beseitigt werden muss, um noch größeren Schaden vorzubeugen. Dennoch ist es wichtig besonnen vorzugehen. Ist es, zum Beispiel, ein Käfersorte, ist es wichtig und sinnvoll den richtigen Mittel zu finden und sachgemäß anzuwenden, um nicht noch mehr Schaden durch Nebenwirkungen zu erzeugen.  Manchmal ist es sogar sinnvoll, sich über mögliche Nebenwirkungen gründlich zu informieren und auch noch dafür Mittel zurecht zu legen bevor man loslegt. Manchmal ist das Schädliche so groß, dass es besser ist, den gesamten Garten zu verschließen und eine Weile lang zu verlassen, bis das Problem gelöst ist. 

Experiment

Teile ein Dokument in eine große Spalte links und zwei schmale Spalten rechts daneben. In dem linken Spalt liste abwechselnd eine Gewohnheit, womit du dich selbst schadest und eine Gewohnheit, mit der du deine Beziehung mit deiner/m Liebsten schadet, auf. Im nächsten Gang schreibe, wie klein oder groß das jeweils Schädliche ist.  Nutze eine Skala von 0 (unschädlich) bis 100 (zerstörerisch). Dann ohne die Größenordnung des Schädlichen zu berücksichtigen, schreib in der letzten Spalte daneben wie leicht du die Sache positiv beeinflussen könnte. Benutze hierfür eine Skala von 0 (einfach) bis 10 (sehr schwer).

Kompromisslos heißt kein Auge zudrücken, nichts beschönigen, und auch nicht tun, als ob etwas in Ordnung ist, obwohl es nicht ist. Es bedeutet, präsent und lebendig mit der Sub-optimalität des Lebens umzugehen, und gleichzeitig für eine Handlungsoption empfänglich zu sein, wenn sie sich präsentiert. Es bedeutet kein Kuhhandel im Sinne von „ich nehme diese Macke von dir hin, wenn du meine Macke auch durchgehen lässt“. Kompromisses Wahrnehmen erfordert nur im äußersten Notfall einen Schleuderreflex.  Im Normalfall heißt es, solange mit der Sache zu leben, bis eine bessere Lösung möglich ist. 

Nur eine Verbindung von echter Wertschätzung und Härte gegenüber dem Schädlichem ist wirksam. 

Klares kompromissloses Wahrnehmen ist die Voraussetzung jegliches Handeln.

Das Unterbinden von Gewalt kann nur gewaltlos gelingen. 

Wir haben vier Handlungsmöglichkeiten, wenn Schädliches uns beeinträchtigt. 

- Wenn das Schädliche stärker ist und wir noch keine Aussicht haben, es nachhaltig zu unterbinden oder gar kooperativ einzubinden, dann ist Rückzug angesagt.  Rückzug heißt, sich aus dem Schussfeld zu begeben, um möglich keine oder kaum Schaden zu erleiden, und gleichzeitig das Schädlichen im Auge zu halten. Kinder in gewaltgeprägten Familien, die erkennen, dass ihre Umgebung schädlich ist, sich Gedeihliches vorstellen, und sich möglichst innerlich und wenn es geht äußerlich entziehen, nehmen nicht nur kaum Schaden, sondern sie erzeugen das Gedeihliche, sobald sie die Macht dazu haben. 

- Wenn wir wesentlich stärker sind und das Schädliche kompetent, präzise und nachhaltig bewältigen können, dann ist zügiges Handeln angesagt.  Zum Beispiel: Ein Chirurg entfernt mit kompetenter Gewalt einen Tumor aus dem Körper oder eine Erwachsene reißt ein Kind von der Straße, um es vom anfahrenden Auto zu retten. Insgesamt geht es hier meist um Rettung. 

- Wenn Du und das Schädliche gleichstark seid und beide benutzen Gewalt, handelt es sich um Kampfsport.  Somit mache ich das Schädliche stärker, in dem ich mich mit ihm anlege. Letztendlich trainieren wir Gewalt. Menschen, die eine Suchtgewohnheit loswerden wollen, erleben diese Variation immer wieder. Häufig wird es „Streitkultur“ genannt.

- Wenn Du und das Schädliche gleichstark seid, dann ist das Schädliche phasenweise mehr oder weniger zugänglich für Einflussnahme. Der Metapher von galoppierendem Pferd ist hilfreich. In Zeitlupe besteht ein Galopp aus einer Streckphase, die unmittelbar nach dem Sprung geschieht, und eine Sammelphase nachdem die Hinterhufe unmittelbar hinter die Vorderhufe landen. Es ist nicht erfolgversprechend, ein Pferd in Galopp bremsen zu wollen, wenn er gerade in der Streckphase ist. Wenn aber dein Körper entspannt und durchlässig ist, spürst du, wie die Sammelphase sich anbahnt. Setzt du mit deinem Gewicht genau in diesem Moment zurück, unterbindest du den nächsten Sprung. Das Pferd fühlt aber, dass du präsent und mit ihm in Einklang bist. Er achtet darauf, was für Euch gemeinsam als Team am besten ist. Es findet keinen Machtkampf statt – wie es passiert, wenn du an den Zügel während der Streck/Sprungphase zerrst. Seinen Gang zu beeinflussen ist genau an diese wiederkehrende Stelle sehr erfolgversprechend. Der Geist hat jetzt den Vorgang aufgeschlüsselt. Es ist aber der Körper, der die Stelle erkennt. Das imaginative Einfühlungsvermögen erkennt den Zeitpunkt. Die drei Formen der Intelligenz ergänzen sind intern. Pferd und Reiter ergänzen sich extern. Genau dieser Art von Zusammenarbeit nutzt die Beschaffenheit des Gegenübers, die sonst in schädliche Gewalt fließen kann, für die Teamarbeit. Je häufiger diese Art Einflussnahme oder Führung eingesetzt wird, desto geschickter und erfolgreicher wird sie. Hohe Reitkunst findet auf Augenhöhe zwischen Pferd und Reiter statt.

Experiment

Aus der Liste von dem letzten Experiment wähle eine Gewohnheit mit niedrigem Schwierigkeitsgrad – egal wie groß oder wie klein die Sache ist.  Stelle vor, unter welche Bedingungen genau, du ein Stuck damit vorankommen kannst. Stelle aber auch genau vor, unter welche Bedingungen, du lieber die Finger davonlassen sollst.  Merke dir die jeweiligen Bedingungen genau und lege einen Plan für die günstige Bedingungen zurecht. Wie geht es dir damit?  Wenn du die Einflussnahme ausprobieren willst, dann bitte mit Risikobereitschaft.  Wenn es schief geht, dann schaue, wie du deine Beobachtungen und/oder Pläne verbessern kannst. Wenn es gut geht, werde dir bewusst, unter welche Bedingungen, die Ergebnisse nachhaltig werden können.

Rituale begleiten uns in unzählige Variationen durch den Alltag -ob es die Reihenfolge meiner morgendlichen Abläufe sind, oder die Spielregeln, die die Kommunikation mit meiner Mutter bestimmen.  Ob bewusst oder unbewusst, erzeugen Rituale nicht nur zuverlässige Interaktionen, sie sind vertrauensbildend, identitätsbestimmend und der Nährboden für gegenseitigen Respekt.

Experiment

Prüfe, ob die alltäglichen Irritationen, die du erlebst, von Ritualen aufrechterhalten werden. Stell dir Variationen dieser Rituale vor.

Hier schließt sich der Kreis.  Ohne das Gute, das Erfreuliche, das Vergnügliche, das Nahrhafte ist das Schädliche für Veränderungen gar nicht zugänglich. Ob es beziehungsstärkende Kommunikation oder Rituale, ob es Erholungsräume oder gemeinsamen Unternehmungen sind, ob es Geschenke oder bewusstes Entgegenkommen ist, alles und noch viel mehr zählt zum Aufbau von Gutem.  Eine der beeindruckendsten Forschungsprojekte in Bezug auf die Verbreitung von Gewalt, betraf die Verbesserung der Nahrung bei einem Teil der Gewaltverbrecher im Gefängnis.  Der einzige Unterschied zwischen den beiden Testgruppen, war die Beigabe von Ernährungsergänzungsmitteln für die Menschen in der Gruppe in der die Gewalt im Alltag signifikant danach gesunken war. Eine Verbesserung der Selbstversorgung ist Aufbau vom Guten. 

Experiment

Schaue die Pyramide der Bedürfnisse von Maslow, die im 3. Kapitel dieses Buches besprochen wurde, an. Suche 3 eigene Bedürfnisse aus drei unterschiedlicher Ebene der Pyramide aus und tue jeweils etwas sehr Konkretes zu deren Befriedigung. Zum Beispiel; Obst essen / eine Meditationseinheit einlegen / ein*e Freund*in kontaktieren. 

Spätestens auf der Ebene der sozialen Bedürfnisse, sind sie im Einklang mit anderen zu befrieden. Für Augenhöhe in der Liebesbeziehung, sind Bedürfnisse, die beide teilen und die Beziehung stärken an dieser Stelle gemeint. Wenn der Alltag, die Energie und die Schleuderkraft des Begehrens die gemeinsame Sexualität behindern, dann kann die Etablierung eines „jour fix“ im Sinne von der Sicherung von Gutem zum Beispiel beitragen. 

Aufbau vom Guten ist die wichtigste Mittel des nachhaltigen Erfolgs. 

Experiment

Etabliere erstmal ein gemeinsames Ritual, das Ihr beide genießen. 

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