Heimliche Scham ist ein hässlicher, zersetzender und somit schädlicher Zustand, der sowohl psychische wie körperliche Störungen erzeugt. Scham beeinträchtigt nicht nur die Fähigkeit, die Befriedigung der eigenen gesunden Bedürfnisse zu verfolgen und zu verwirklichen, sondern sie vereitelt auch glückliche zwischenmenschliche Verbundenheit. In einer Kultur der hierarchischen Machtstrukturen schädigt sie den Selbstwert der Individuen zu Gunsten der Mächtigeren. Scham ist das Gegenteil von Würde, Stolz, verspielter Freude und Lebendigkeit.
Das klingt alles furchtbar und ist es auch, aber die Lösung lauert schon im Anbruch der neuen Zeit, in der wir jetzt schon zunehmend tief stecken. Dennoch liegt es an jedem einzelnen von uns, unsere Schamverknotungen persönlich zu lösen. Es hilft vorab sie zu verstehen.
Scham und Schuldgefühle sind nicht biologisch vorgegeben. Sie sind das Ergebnis der Erfahrung, dass unsere Vorgesetzen, Eltern, Befehlshaber, eben die, die Macht über uns haben, unsere Lebendigkeitsimpulse missbilligt haben. Sich dieser Missbilligung aber zu widersetzen, würde die Ausgrenzung aus der Gemeinschaft und somit den sicheren Tod bedeuten. Denn Menschen sind soziale Wesen. Wer ausgestoßen wird, hat nicht gut Kirschen essen! Das versteht g jedes Baby mit seiner ganzen körperlichen Intelligenz – wahrscheinlich schon im Mutterleib. Die Gebote der Gemeinschaft, in die wir hineingeboren werden, nehmen wir mit der Muttermilch auf. Sie prägt jede Ebene der Intelligenz – ob körperlich, imaginativ, rational oder abstrakt. Wer ein schlechtes Gewissen hat, ist nicht vollständig handlungsfähig und daher leichter zu dominieren. Das ist an sich gar nicht böse gemeint, auch wenn es sich so auswirkt.
Die Menschen, die uns lieben, sind bis jetzt selten frei, sondern stark geprägt von der Kultur, in der sie aufgewachsen sind.
Das heißt aber, um sich lebendig und auch noch sicher in liebender Verbundenheit zu fühlen, brauchen wir ein neues Zeitalter, in der Kollaboration, Kooperation, Respekt, Würde, Inklusion und noch eine ganze Menge bisher fremd-artiger Umgangsformen mit sich und einander Usus ist. Mein Buch leistet einen Beitrag zu diesem Paradigma-Wechsel, aber unabhängig davon zeigt es auch auf, wie wir persönlich lebendiger, autonomer und verbundener leben können.
Stell dir vor, du hast etwas angestellt oder anstellen wollen, die eine für dich bedeutsame Bezugsperson überfordert hat und hast erkannt, dass du nun mit dem wie du bist oder mit dem was du getan hast ein potentieller Ausgestoßener bist. Du weiß nicht, wie du das ins Reine bringen kannst und darin liegt der Hund begraben. Zum Glück bist du heute nicht mehr allein damit. Denn Internet, Therapie, Sozial Media, Gesundheitsratgeber und alle möglichen Arten inzwischen salonfähiger Handwerkszeuge, Helfer und Leidensgemeinschaften sind in Greifweite. Immer mehr Menschen streben emotionalen Wohlstand an und diesen hat man mit Scham und Schuldgefühlen nicht.
Schritt eins zur Lösung beginnt mit dem Körper. Je wohler du dich mit und in deinem Körper fühlst, desto leichter sind Lösungen für komplexe Probleme zu finden und umzusetzen. Einfache Atmung-, Dehn- oder Entspannungsübungen machen dich durchlässiger, intelligenter und liebevoller. Ein archetypisches Verständnis für Scham, wie es im I Ging zu finden ist, geht von Scham als instinktiv klugem Ausgangspunkt für einen Lernprozess aus., Dieser beginnt mit dem Erkennen, welches Bedürfnis du verwirklichen wolltest als dir siedend heiß aufging, dass die Erfüllung davon sicherlich nicht vollends von der Machtkonstellation, gebilligt wird, der du ausgesetzt bist. Ab jetzt haben wir zwei Forschungsaufgaben, wobei die Frage, wieso dein Machthaber mit deinem Bedürfnis nicht klarkommt, erst zurückgestellt werden sollte. Denn erst, wenn dir die Verbundenheit mit deinem Körper gelingt, kannst du das Bedürfnis, das dich in die Bredouille gebracht hat, erforschen. Je besser du es erkennst, verstehst und nachvollziehen kannst, desto besser kannst du erforschen, wie du es mit Würde, Freude und Stolz verwirklichen kannst. Nicht vergessen, immer wieder den Körper einzubinden und mitzunehmen. Jeder Gedanken drückt sich in Körperspannung oder Bewegungen aus. Bist du gut mit deinem Körper verbunden, leitet er dich auf deiner Forschungsreise. Anschließend kannst du dich der Frage widmen, wieso dein Machthaber mit deinem Bedürfnis nicht klarkommt. Denn erst, wenn du mit dir gut verbunden bist, kannst du mit ihm eine für beide Seiten befriedigende Lösung finden.
Merkst du, dass dein ursprünglich angesetzter Bedürfnisbefriedigungsweg dazu führt, dass du jemanden schädigst, dann ist deine Scham ein wichtiger Schritt zur Problemlösefähigkeit, der mit Reue beginnt. Reue ist die Voraussetzung für Umkehr oder Korrektur. Reflektierst du dann, wie du dein Bedürfnis nach guter Verbundenheit mit dir selbst und anderen verwirklichen kannst, erfährst du den Stolz, der mit geglückter Aktivität einhergeht. In der Natur ist Scheiße Dünger! Die Kompostierung von der Scham düngt das Glück! In
diesem Fall hilft die Erkenntnis, dass Irren menschlich ist und dass die Korrektur oder ein neuer Ansatz Kreativität und Lebendigkeit fördert.
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