7) Kommunikation und Vertrauen

Vertrauen aufbauen - schädliche Kommunikation - Streit - Täuschung - Inklusion - gedeihliche Kommunikation

1. Vertrauen aufbauen

Bisher haben wir uns vorwiegend mit dem Aufbau der eigenverantwortlichen Selbst-Wertschätzung als Grundlage für Augenhöhe beschäftigt.  Ab jetzt geht es um Vertrauen.  Die Anziehung ist eine biologische, chemische Urgewalt.  Die Liebe ist die Handhabung dieser Anziehung in den Diensten des Gedeihens. Je besser es dir mit dir selbst geht, desto eher kannst du dein Gegenüber als wertvolles, vertrauenswürdiges Wesen genießen ohne dir was vorzumachen ohne ein Auge zuzudrücken. Je besser es dir gelingt, dich mit deinem Gegenüber -neutral bis wertschätzend- vertraut zu machen, desto leichter kannst du ihn vertrauen.  Vertrauen bedeutet, dass du dich kompetent fühlst mit der Andersartigkeit und seinem Verhalten so umzugehen, dass deine Integrität und Authentizität gewährt bleibt. Menschen, die hohe sportliche Risiken eingehen, studieren sorgfältig die Beschaffenheit ihrer Umgebung und trainieren die Fähigkeiten, die sie brauchen, um die Gefahren zu bestehen. Daher ist argloses, interessiertes Zuhören, das was dir ermöglichst dich mit der Person, die du lauschst, vertrauter zu sein. Das wiederrum ist eine Basisvoraussetzung für Vertrauen in der Beziehung. 

Experiment

Mach eine Liste der Bedürfnisse deines Partners – eventuell beanspruche die Anregungen aus Kapitell 3. Bei Gelegenheit spreche mit ihm/ihr über deine Liste und ob es dir gelungen ist, ihre/seine wichtigsten Bedürfnisse zu erfassen. Bitte ihn/sie die Liste mit dir zu ergänzen oder zu berichtigen.  Beachte: führst du dieses Gespräch mit beidseitiger emotionaler Ausgeglichenheit, gelingt sie entspannt und als Dialoge. Du bist aber nicht davon abhängig, dass dein*e Partner*in mitmacht. Ähnlich wie im Risikosport, geht es nicht darum zu urteilen, sondern genau die Beschaffenheit deiner „Umwelt“, die letztendlich deine Partnerin im Sport, zu erfassen. 

Im Idealfall dient zwischenmenschliche Interaktion zum Gedeihen des Individuums und gleichzeitig seiner Gemeinschaft. 

Gedeihliche Kommunikation trägt zu dem Wohlbefinden der Beteiligten bei.  Sie ist anregend, unterhaltsam, beruhigend und stärkt die Beziehung (nährt das Resonanzfeld) zwischen den Beteiligten und sie nährt gegenseitige Vertrauen. Sie kann gelingen ohne Vertrauen zu stärken, aber in diesem Abschnitt behandeln wir die Voraussetzungen für Augenhöhe, für die Vertrauen und Wertschätzung grundlegend sind. Bei der Kommunikation geht es um das Äußern und Empfangen von Botschaften und die Lenkung der Aufmerksamkeit dabei – die eigene und die des Anderen. Ist die Aufmerksamkeit beider Beteiligten auf das gleiche Ziel ausgerichtet, dann ist Kooperation oder gar Kollaboration möglich. Das gelingt allerdings nicht, wenn Konkurrenz – bewusst oder unbewusst – dabei ist. Eine Kommunikation gelingt, wenn die Beteiligten sich gegenseitig verständigen können.  Gelungen Kommunikation heißt, dass eine Information nicht nur gesendet wird, sondern dass sie auch im Sinne des Senders verstanden wird. „Im Sinne des Senders“ muss aber nicht bedeuten, ihm mit der erwarteten Reaktion zu belohnen.  Wer der Sender liebt und ihm wohlgesonnen ist, kann sein Botschaft so interpretieren, dass die Reaktion für ihn sogar wesentlich besser ist als erwartet! 

Experiment

Bedenke, dass Verhaltensabläufe, die du erstmal imaginierst, später wesentlich leichter in der Realität durchzuführen sind.  Stell dir also vor, dein Gegenüber sagt oder tut etwas, was bei dir eine negative Emotion hervorruft. Atme ruhig und gründlich ein Paar Mal aus oder schüttele dich körperlich, um dich von deinem eigenen Gefühl zu distanzieren. Stattdessen richte deine Aufmerksamkeit ruhig und liebevoll auf deinen Widersacher.  Welches seiner Bedürfnisse treibt ihn um?  Sicherheitshalber ist es sinnvoll, ihn zu fragen, was er gerade braucht, um sich wohl zu fühlen.  Wenn seine Antwort ist, dass du dich ändern sollst, um das es ihm gut geht, prüf ob du authentisch bleiben kannst und das Verhalten, das er will, ausprobieren kannst. Wenn ja, schau, wie du das so machen kannst, dass es auch dir guttut.  Wenn nicht, tröste ihn! Achtung! Deine Aufgabe ist es, vertrauenswürdig und freundlich ihn zu begegnen. Ton, Gesichtsausdruck, Körperhaltung und Worte zusammen vermitteln das.  Eventuell gelingt dir das besser, wenn du es immer wieder in der Vorstellung oder vor dem Spiegel übst! 

Auch wenn du was anders denkst, meinst, oder wahrnimmst, kannst du nur dann mit deinem Gegenüber sinnvoll kommunizieren, wenn er sich von dir ernstgenommen fühlt. Wenn er mitkriegt, dass du ihn ernstnimmst ohne dich unterzuordnen, erregst du Respekt und Aufmerksamkeit. In diesem Sinne kann das Nachfragen, was genau er/sie sich von dir wünscht und das du sicher gehst, dass du ihn verstanden hast und ob das von ihm gewünschte für dich möglich ist, stärkt die Liebe.  Euer Bündnis ist Basis für jeder Interaktion und Nahrung deiner persönlichen Entfaltung.

Kommunikation ist einer Informationsaustausch-Prozess innerhalb einer sozialen Interaktion.  In diesem Buch betonen wir die Liebe in der Dyade. Die Kommunikation in der Familie, des Teams, der Gruppe, in der Öffentlichkeit profitiert von der Kompetenz in der Dyade. Sie trägt zu der Fähigkeit der Beteiligten, mit ihren Unterschieden und Differenzen zu koexistieren und im besten Fall sich gegenseitig zu verstehen und zu kooperieren, ohne die jeweilige Einzigartigkeit zu gefährden. 

Augenhöhe geht von der Annahme aus, dass alles Lebendige gleichwertig und andersartig ist. So gilt es die Beschaffenheit des Gegenübers als interessant und eigenartig zu betrachten und zu versuchen, sich so zu dem Anderen zu positionieren und so mit ihm zu kommunizieren, dass die Kommunikation das gegenseitige Wohl dient. Kommunikation auf Augenhöhe ist nicht abhängig von einer erwarteten oder erhofften Reaktion des Anderen. Wenn eine Botschaft Verständigung, Gemeinschaftswohl, Beziehung und Entwicklung oder Lernen fördert, dann fördert es Augenhöhe. Wer sich nach Augenhöhe ausrichtet, entdeckt bald, dass Dialog nicht immer der beste Kommunikationsstrategie ist.

Experiment

Denk an dem letzten Gespräch in dem du und deine*r Gesprächspartner*in emotional geworden sind. Du kennst dein Anliegen und bist selbstsicher genug, um dir selbst treu zu bleiben. Daher schaltest du vom Dialog auf gemeinsamen Monolog über sein/ihr Anliegen. Du wirst ruhig und achtsam, versuchst aufmerksam und wertschätzend das, was er/sie mitteilen will, so begreifen und zusammen zu fassen, dass er/sie sich verstanden fühlt und deine Frage danach bejaht. Hilfreich ist der Formel: „Wenn ich dich richtig verstehe, fühlst du _ (angespannt, frustriert, o.a.) __und __ (Situation, Handlung, Gedanke, o.a.) __ hat das Gefühl ausgelöst. Habe ich dich richtig verstanden?“ Dabei versuchst du, das Gesagte so zusammen zu fassen, dass der Andere sich verstanden fühlt. Bekommst du noch keine klare einfache „Ja“, dann lauschst du nochmal seine/ihre Worte und wiederholst die Formel mit erneutem Inhalt. Das kann in der Praxis schnell gehen, oder es kann ein Paar Runden brauchen.  Bedenke, dass es nicht nur geht, dass du es verstehst, du hilfst den Anderen seine Erfahrung zu sortieren und für sich klar zu bekommen. Notfalls fragst du interessiert nach, was genau passiert ist, wie er/sie sich gefühlt hat, inwiefern ein früheres Geschehen mit ihrer/seiner emotionalen Reaktion verknüpft ist. Bis beide Gesprächspartnern ohne emotionale Störungen sich austauschen können, bleibst du in der aktiven Empfängerrolle.  Wenn die Verständigung gelungen ist oder wenn es erstmal hackt und irgendwie nicht geklärt wird, dann ist es meist sinnvoll, Pause zu machen, sich vorübergehend zu trennen oder auf einem neutralen Thema zwischendurch auszuweichen.  Die Versuche in der Realität helfen das Paar zunehmend mit diesem Alternativ zum Dialog kompetent zu werden. 

Wie vertraut ist dir diese Vorgehensweise?  Wenn sie dir am Anfang schwerfällt, lohnt es sich, den Formel: „Wenn ich dich richtig verstehe, regt dich/ bewegt dich, XYZ... weil. . . „ mehrmal am Tag irgendwie in deinen Gesprächen und Gedanken einzubringen, bis es dir ganz gängig geworden ist. 

Wir haben in Kapitel 5 von Kippbilder gesprochen.  Die Sprache teilt in der Grammatik die Beteiligten in Subjekt (, Prädikat) und Objekt auf. Erst in den 1950iger Jahren ist die praktische Auswirkung des Satzbaus problematisiert worden. Im gleichen Zeitraum in dem Menschenrechte und Menschenwürde in den Verfassungen Zugang fanden und damit die Einführung einer Rechtslage, die das menschliche Gegenüber als rechtmäßigen „Gegenstand“ in Frage stellte, würden es den Philosophen, Religionswissenschaftler und Ethikkommissionen bewusst, dass diese Differenz für den Verstand, der sich um die Sprache organisiert, im Alltag kaum aufzuheben ist. Unsere rationale Intelligenz wird also angehalten, zwischen selbst Objekt der Handlung oder uns selbst als Subjekt der Handlung zu verstehen.  Wenn ich prüfe, ob ich durch Ausbeutung oder Tauschgeschäfte besser einseitig gedeihen kann, dann denken wir in dem rationalen Sprachsystem von dem wir geprägt sind. Die Verfeinerung dieser Denkform förderte die Ausbeutung und Dienstbar machen von all dem, der unserem materiellen Wohl sichern kann. Rationales Denken dominierte nicht nur die Sprache, sondern dabei auch der Umgang zwischen den Menschen.  Diese Form von rationalem Denken beugt aber die gewünschte Augenhöhe vor, es sei denn in der Wir-Form! Wie also baust du das Vertrauen, dass mein Gegenüber mir -bei aller Unterschiedlichkeit – ähnlich genug ist, um als WIR mit einander zusammen zu agieren, auf? Neurobiologisch wird beobachtet, dass insbesondere der frontale Lappe, der für sinnliche Erkenntnis zuständig ist, sowie das gesamte Organ, Gehirn, sich über die Zeit weiterentwickelt hat. Das heißt, dass wir zunehmend gut ausgestattet sind, mit Hilfe der sinnlichen und folglich der imaginativen Intelligenz, die Haltung der Augenhöhe zu erreichen und aufrecht zu erhalten, ohne die Vorteile des logischen Denkens zu verlieren. 

Experiment

Schau deine*n Partner*in in deinem inneren Auge an und sage; du bist verletzlich, wie ich. Du hast Bedürfnisse, wie ich. Du hast eine Mutter, wie ich.  Du verfügst über Menschenwürde, wie ich. Du hast deine Eigensinnigkeiten und Eigenarten, wie ich. Und so weiter… beachte, es geht nicht um Ähnlichkeiten, wie Vorlieben, Charakterzüge, Hintergrund, Hautfarbe oder Werte.  Die Bedeutung solcher Gleichstellungsmerkmale kann sich ändern. Es geht darum, das Bewusstsein dafür, dass er/sie genauso Subjekt oder Objekt des rationalen Denkens ist, wie du. Es hilft das Kippbild: „Subjekt/Objekt“ einerseits und „Augenhöhe“ andererseits lebendig zu machen und eröffnet dir die Möglichkeit deine Haltung zu wählen. Prüfe, was für eine Auswirkung die vorgeschlagenen Sätze auf dein Vertrauen in deinem/deiner Partner*in hat. 

Also aus dem einen Blickwinkel siehst du jemand, den du (zum Beispiel lustvoll) ausbeuten oder schaden kannst, der dich ausbeuten oder schaden kann oder jemand, der mit dir in Konkurrenz um Recht, Leistung, Zuwendung, Anerkennung, und/oder Wertschätzung steht. Natürlich sind aus dieser Perspektive auch Tauschgeschäfte möglich und sinnvoll.  Aus dem anderen Blickwinkel kannst du dich leicht mit ihm identifizieren, kooperieren oder gar kollaborieren in den Diensten beidseitigen Wohlsicherung. Die Unterschiede zwischen Euch bereichern die Teaminteraktion.  Damit ist ein Quantensprung an kompetente Kooperation möglich. Um Vertrauen in der Wahrheit beiden Blickwinkeln zu gewinnen, ist es hilfreich, das Gehirn mit dem Hin- und Her-kippen der beiden Perspektiven vertraut zu machen. 

Ich hatte von meiner Erfahrung berichtet, als mein Liebster begriffen hatte, dass er tatsächlich mich aus zwei Perspektiven wahrnahm.  Aus der einer Perspektive war ich ein Prügelknabe für alles was ihn nervt und ärgert im Leben.  Auf dem prügelte er auch vorsorglich los, auch wenn alles gut war – die berühmte Präventivschlag des Angsthasen! Aus dem anderen Blickwinkel sah er eine bezaubernde Person, die ihn berührt und erfreut. Wenn er aus der zweiten Perspektive mich sehen könnte, war er liebevoll, achtsam, respektvoll und kollaborativ. Im Gespräch wurde es ihm klar, dass wenn er auf Augenhöhe mich sehen könnte, hat er immer ein leichtes angenehmes Kribbeln im Bauch – wie Schmetterlinge. Wenn er mich anschaute und sich die Schmetterlinge vorstellte dabei, gelang es ihm leicht sofort von Mobber auf Liebende zu schalten. 

Ein für mich beeindruckende und vertrauensbildende Beispiel dieses Umschalten seinerseits erlebte ich eines Abends als wir beide Hunger hatten und in der Stadt nicht so schnell ein Restaurant fanden, der für uns beide richtig war.  So wurde er ärgerlich. Wir landeten in einem schlechten Lokal.  Er war auch aus schlechter Laune unachtsam bei seiner Bestellung. Spätestens als wir das Lokal verließen war die Stimmung hin.  Aus seiner Perspektive war ich schuld an allem. Ich blieb sehr unglücklich draußen stehen. Er lief erstmal ohne mich weiter.  Dann blieb er auch stehen und kam zurück.  Ich sah, dass er mit sich kämpfte.  Ich war sprachlos vor Unglück.  Sein Gesicht wechselte von grimmig, zu in sich lauschend und dann entspannte er sich. Plötzlich fragte er nach mir und sagte freundlich sachlich, „na ja, das ist alles etwas schiefgelaufen.“ Als ich fragte, wie ist es ihm gelungen ist, wieder Kontakt zu mir aufzunehmen, grinste er und sagte, er habe an die Schmetterlinge gedacht und dann sie gespurt und dann konnte er mich wieder wahrnehmen.  Es wurde ein wunderschöner Abend. 

Experiment

Stell eine konkrete Situation in deine Beziehung vor, in der du dich als Oper oder aber Mobber fühlst. Nun rekele dich ein Bisschen, schalte um und stell dir eine Situation vor, in der du tiefe Freude an deine*n Partner*in hast. Scanne deinen Körper und präge dein eigenes Körpergefühl ein – als wenn du ihn auswendig lernst.  Genieß das Gefühl. Schaue über deiner Schulter weg und dann gerade aus auf deine Vorstellung von dem Menschen, der dich so verletzt oder irritiert. Verharre nur kurz aber deutlich in dem Gefühl. Dann schaue über deiner anderen Schulter weg, rekele dich kurz und schaue wieder gerade aus auf deine Vorstellung von dem geliebten Menschen, wobei du bewusst und systematisch das eingeprägte Körpergefühl von Freude wiederaufbaust.  Verharre vergnüglich in dem Zustand solange du magst und ihn aufrechterhalten kannst. Beende das Experiment immer mit dem guten Gefühl! 

Wenn ich selbstbewusst genug bin, um Hin- und Her- zwischen meine Perspektive und seiner/ihrer Perspektive kippen kann oder zwischen meine beiden Perspektiven kippen kann, fühle ich mich zunehmend selbst-sicher.  Mein Vertrauen wächst nicht nur in ihn/ihr, sondern auch in mir. 

Obwohl selbst ein Urteil zu bilden, das Selbstbewusstsein und die Differenziertheit der eigenen Persönlichkeit fördert, sind Urteilen, Bewertungen und insbesondere Verurteilungen und Abwertungen giftig für die Vertrauensbildung. Liebe auf Augenhöhe ist aber ohne Vertrauen nicht möglich. Daher ist es sinnvoll, dich außerdem für die Meinungen, Gedanken, Gefühlen und Bedürfnisse der Anderen wirklich zu interessieren.  Bist du nicht in einer Haltung der Konkurrenz zu ihm/ihr, dann ist dieses Interesse eine Grundhaltung, die nicht so schwer ist, sich anzugewöhnen.  Es braucht nur genug Wiederholungen, um dass das Gehirn damit auf Automatik schalten kann.  Wiederhole die angebotenen Experimente in diesem Kapitel so oft es möglich ist! Das wertfreie Nachfragen und genaues Zuhören ermöglichen auch sonst im Alltag interessante Gespräche und Begegnungen und beugen kräfteraubende Konflikte oft vor. 

Experiment

Präge dir folgende Sätze ein.  „Das ist eine interessante Ansicht, die mir nicht so vertraut ist! Helfe mir, bitte, dass zu verstehen. Wie kommst du zu dieser Meinung?“  Gewöhne dir an, im Alltag bei befremdlichen Meinungsäußerungen von Anderen (z.B. Politiker), sie laut oder im Gedanken anzuwenden. 

Bedenke, es geht nicht darum, deine Meinung zu ändern oder die Wahrheit zu finden.  Es geht darum, eine vertrauensbildende Gewohnheit anzueignen, die Bündnis und Wertschätzung verbessert.  Es geht nicht darum, das Fremdartige zu vernichten oder der Wunsch danach zu hegen. 

Experiment

Baue folgendes Wort in deiner Sprachgewohnheiten ein: Herausforderung. 

Fragen, die das Wort erhalten, wirken vertrauensfördernd. Probiere: „Was war eine der größten Herausforderungen in deinem Leben bisher? Was würdest du Menschen raten, die vor eine ähnliche Herausforderung stehen? Welche Herausforderungen hattest du heute oder stehen in der nächsten Zeit bei dir an? Welche Herausforderungen gab es für dich heute oder als . . . „Mutter, Vater, Krankenschwester, Buchhalter, u.a.? 

Obwohl nicht alle Menschen gerne von ihrem Gefühlsleben erzählen, stärkt das Erzählen über die Bewältigung von Notlagen und Schwierigkeiten das Selbstwertgefühl und stärkt das Bündnis, so lange die fragende Person wirklich für die Antwort aufgeschlossen ist.  Aber solche Geschichten sind grundsätzlich interessanter als manch anderes Gespräch. Signale, dass du wirklich empfänglich für das Erzählte, sendest du mit „UmmHmm“ „Ach!“ „Wirklich“ „Erzähl doch mehr“ und dadurch das du Pausen im Redefluss der Andere abwartest, um zu erfahren, ob und wie die Geschichte weiter geht oder aber in dem du das Gehörte mal wiederholst.

Ist dein*e Gesprächspartner*in scheu, verschlossen, misstrauisch oder in der Abwehr, kannst du trotzdem mit einem Einstieg, wie „ich habe leider nur ganz kurz Zeit, aber ich hätte eine Frage.“ „Stör ich gerade?“ „Entschuldige die Störung, kannst du mir aber sagen, . . . . ? und ein Lächeln oft doch das Eis brechen. Insbesondere wenn Ihr im Alltag oft nebeneinander her leben, ohne sich aufeinander zu beziehen, ist einer Art „Neueinstieg“ immer wieder sinnvoll und nötig.

Bedenke, dass um klar zu signalisieren, dass es hier NICHT um Konkurrenz, Angriff, deine Erwartungen, Übergriffigkeit, oder Recht aushandeln geht, brauchst du eine Körpersprache, die gelassen und freundlich ist. Lächeln, mit eigenem Kinn zum Brustkorb, im Winkel – statt frontal zum Gesprächspartner, mit offenen, sichtbaren Handflächen zu gestikulieren, und mit einem entspannten offenen Gesicht strahlst du Vertrauenswürdigkeit aus. 

Experiment

Sortiere deinen Körper, wie oben beschrieben.  Stapele deine Knochen, um in dem Aufrechten zu ruhen. Entspanne deine Hände und dreh die Handflächen zum imaginierten oder realen Gesprächspartner. Entspanne deine Gesichtszüge, besonders die Muskeln um die Augen- und Mundwinkel.  Von der Anatomie her, streben die Muskeln zum Lächeln hin, weil Lächeln am wenigsten Anspannung braucht, aber wenn das Lächeln nicht deinen normal entspannten Gesichtsausdruck entspricht, ist es liebevoll dein Gesicht gegenüber es zu erlauben und zu ermutigen den Ausdruck zu zulassen und dir anzugewöhnen.  Sieht man dann blöd aus?  In einer Gesellschaft, die Glück, Freundlichkeit, Offenheit und Natürlichkeit abwertet, ist es mutig, sich mit höheren Gesetzen als die der gesellschaftlichen „Norm“ zu identifizieren.  Mutig fühlt sich sehr gut an! 

In einer auf Konkurrenz und Hierarchie gepolten Gesellschaft, sind solche Gebärden leider sehr selten. Sie zur Gewohnheit zu machen, heißt einfach immer wieder die Körperhaltung zu adjustieren, wenn es dir auffällt, dass du in den üblichen, aggressiven Gebärden, die noch aus langer Gewohnheit an dir kleben, geraten bist.  Weiches Wasser bricht Stein! Es macht Spaß, sich so zu modulieren, dass das Leben schöner und die Kommunikation lebendiger und interessanter ist.

Das Leben für die Beteiligten ist reichhaltiger, vergnüglicher und insgesamt angenehmer, wenn man sich mit einem „Wir“ identifiziert. Ohne die Freiheit der persönlichen Entfaltung innerhalb des Wir-s aufzugeben, gibt das Wir-Gefühl ein Basisgefühl von Verbundenheit und Zugehörigkeit, die nicht nur die Einsamkeit aufhebt, sondern die Selbst-Sicherheit spürbar verbessert. Reaktiv gegen Regeln zu stoßen mag ein effektives Kampfmittel, um auf Missstände hinzuweisen, man wird bestimmt von dem Reaktionszwang und ist somit nicht wirklich frei. Verhaltensregeln, die Ordnung und Zuverlässigkeit in deinem Leben bringen, erlauben dir viel mehr Freiheitsgraden als reaktives Verhalten oder eingespieltes schädliches Verhalten je geben kann.   

Wer sich kommunikativ „austauscht“ verhält sich „verantwortlich“.  Der Widerhall der empfangenen Botschaften in dir sind Antworten, sowie eigenständige Botschaften, die du sendest. Ein Tischtennisspiel ist nur vergnüglich, wenn du den Ball zurückschlägst und aufmerksam für den nächsten Ball bist. Genauso kann Kommunikation, die zur Sicherung des Wir-Gefühls beiträgt, durch Spielregeln, die man freiwillig einhält, um zu partizipieren, das heißt: um selbe ein Teil vom Spiel zu sein. 

Experiment

Achte auf die Spielregeln, das Verhaltenskodex, in deinen Bezugsgruppen: in deiner Partnerschaft, deiner Familie, deinem Freundeskreis, an deinem Arbeitsplatz. Tragen sie zum Wohl der Beteiligten und zu dem kooperativen Verhalten der Beteiligten bei.  Sind sie sanierungswürdig? Stell dir Verbesserungen vor und korrigiere dein Verhalten auf deine Verbesserungen. 

Begeistert dich dein neues Verhaltenskodex, erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass es ansteckend wirkt.  Manchmal ist es aber notwendig, die Anderen bewusst anzuregen, mitzumachen.  Bedenke die Methoden, die die Beziehungen stärkt!  Denn eine gute Beziehung und das Vertrauen deiner Verhandlungspartner sind Voraussetzungen des Zusammenspiels. 

Nicht nur gemeinsame Verhaltensregeln vereinfachen das Leben, sondern Ritualen strukturieren Interaktionsverläufe solch, dass potentiellen, kraftraubenden Konfliktfelder vorgebeugt werden. In einer Zeit in der gesellschaftlichen und religiösen Ritualer immer mehr aus dem Alltag verschwinden, wird die Bedeutung der Rituale des Paars und der Familie für die Aufrechterhaltung von gedeihlicher Kommunikation immer klarer. Rituale hat es schon immer in zwischenmenschlichen Umgang gegeben.  Das Gehirn liebt die zuverlässigen Wiederholungen, die es ermöglicht ökonomisch zu arbeiten und Ordnung als Basis für Forschung und Weiterentwicklung aufrechtzuerhalten. Rituale erzeugen eine notwendige Basisordnung für gesunden zwischenmenschlichen Umgang. Manche Rituale ergeben sich im Alltag eines Paares – ein Abschieds- oder Begrüßungskuss, eine ganz-körper Umarmung, wenn ein*e traurig ist, die Reinfolge der Badbenutzung.  Manche Rituale werden vom Paar besprochen und bewusst kreiert. Manche aus der Ursprungsfamilie mitgebrachte Rituale, insbesondere um Feiertage oder Essensgewohnheiten, können zu deutlichen Irritationen und Konflikte in dem Paar verursachen.  Dann kann die Konfliktlösung zu klar verabredete Ritualen-Synthesen oder Ritualentwicklung führen.

Experiment

Bespreche mit deiner/deinem Partner*in Eure Rituale und an welche Stelle*n täte*n Rituale gut. Wenn du noch allein bist oder für dich das erstmal klären willst, mach dir deine Rituale bewusst und an welchen Stellen, es dir guttut, etwas zu verändern. 

 

2. Schädliche Kommunikation 

Wir haben Mobbing bisher als eine Kommunikationsform, die sich schädlich auf das Selbstwertgefühl des Opfers auswirkt. Solang diese Wirkung gelingt, ist eine Änderung Richtung Augenhöhe kaum zu bewältigen.  Trotzdem lieben wir, auch wenn wir mobben oder gemobbt werden. Wenn wir Liebe als eine Energie der Konnektivität betrachten, dann können wir den Mobbingbegriff noch ausweiten auf Kommunikation, die seine gedeihliche Aufgabe verfehlt. 

Die Erfahrung in der Beziehungsgestaltung im Mobberpaar sagt, dass ein liebevoller Ansatz mit Hohn und Sarkasmus belohnt wird. Die Widerstandsfähigkeit gegen Fehlschläge und die Fähigkeit, die Ausrichtung zum Gedeihen hin trotz dieser Fehlschläge beizubehalten, bestimmt den Erfolg des Paares in der Umgestaltung. Eine Mobberbeziehung ist nur relativ kurzlebig.  Sobald ein Opfer entkommt oder gar entkommen kann, steht der Mobber mit seinem schlechten Benehmen allein da.  Wir werden immer älter. 

Beurteilungen können sehr hilfreiche Rückmeldungen über Leistung sein und unsere Wahrnehmung schärfen, wie wir kompetenter, effektiver, schöner oder eleganter zu den Ergebnissen kommen, die wir selbst haben wollen. Sie sind ein wichtiger Teil von Lernprozesse. Sie sind auch nützlich und wichtig, um Qualitätsunterschiede in Ware erkennbar zu machen. Auch die Bewertung über die Schädlichkeit oder Heilwirkung einer Sache, eines Verhaltens, einem Vorfall, eines Verlaufs kann sinnvoll sein und die Gemeinschaft stärken. Dennoch sind Beurteilungen meist eher schädlich.  Sie bewirken „compliance“-Druck, nämlich der Zwang, sich den Vorgaben zu erfüllen, unabhängig von der eigenen Motivation.  Sie signalisieren, dass eigenständiges Sich-Einbringen unerwünscht ist und unterbinden gleichwertiges Mit-Einander und Augenhöhe, die guten Resonanz, eine gute Beziehung, voraussetzt. Aus diesem Blickwinkel ist jeglicher Form der Bewertung einem Liebesbündnis schädlich! Es ist sinnvoller, klare Information zu vermitteln als zu urteilen, da das Urteil meist mehr von Meinung als Information geprägt ist. Beurteilungen sind prototypisch für hierarchisches Denken, erzeugen Abhängigkeiten und unterbinden selbständiges Denken.  Glaub mir nicht, prüfe selbe, ob es wahr ist, was ich da behaupte. 

Experiment

Achte darauf, wie häufig du ein Urteil – positiv oder negativ – denkst oder sagst.  Es ist interessant sogar zu zählen indem du einen Handvoll trockenen Bohnen in der rechten Tasche tust und eine Bohne in der linken Tasche umsiedelst, wenn dir einen eigenen Urteil auffällt. 

In der Wirtschaft wird von Informationsunsicherheit, die genau so schädlich ist, wie Beziehungsunsicherheit, schädlich.  Hast du mehr Information, wie ich, bin ich dir unterlegen. Asymmetrische Infomationsverteilung erzeugt asymmetrische Machtbeziehungen. Wenn die Machtsicherung dein Ziel ist, ist diese Art der Kommunikation „nur“ für den Uninformierten schädlich.  Um kollaborative Kommunikation auf Augenhöhe zu erreichen, ist es sinnvoll, ein Bewusstsein von wie informiert du dich überhaupt fühlst und wie informiert du dich in Vergleich zu anderen fühlst.  Es ist wie es ist, weder gut noch schlecht. Deine Erkenntnis ermöglicht dir eine Entschiedenheit in Umgang mit asymmetrischer Information.

Experiment

Als lernfähiges und wissensdurstiges Individuum bietet dir eine Überprüfung deines Wissensstandes eine Orientierung.  In deinen persönlichen Beziehungen beobachte wie und wann du Information zurückhältst und wann wird dir bewusst, dass dir Information fehlt. Achte darauf kein Urteil zu bilden. Hier geht es darum, dich mit dem Phänomen vertraut zu machen. 

Wir haben bisher viel davon gesprochen, wie schädlich Abwertungen für Menschen sind. Negative Beurteilungen sind Gang und Gebe in einer ausbeuterischen Gesellschaftsordnung. Ich erbeute aber auch künstliche „rationale“ Selbst-Wertschätzung in dem ich als Mächtige*r, als Richter*in, als Sachkündige*r, deinen Wert und deine Funktionalität für mich und/oder für die größere Gemeinschaft bestimme. Gefühlsmäßig stehe ich als Subjekt über dich als Objekt meiner Bewertung und fühle mich – nicht wegen meines spezifischen Wesens so wertvoll, wie das Lebendige selbst – sondern weil ich kultur-bedingt mich über dich erheben kann.

Experiment

Greife einen Wertungsbegriff (faul, unfähig, doof, hypersensibel, o.a.), der schon gegen dich benutzt wurde, auf. Prüfe genau, was es heißt.  Schau, ob du irgendeiner für dich brauchbare Anregung für deine persönliche Entwicklung darin finden kannst.  Wenn ja, notiere das Gute, das du aus dem Toxischem gemolken hast.  Wenn nein, schreibe ihn auf einem Stuck Papier und falls du dich noch nicht verabschieden kannst, lege es auf einem Fensterbrett. Schau ihn gelegentlich an und frage dich dann, ob du dich nun von ihm verabschieden kannst.  Wenn es so weit ist, zerreiße ihn in ganz kleine Fetzen und verbrenne diese oder spüle sie in die Toilette weg. 

 Menschen wie Konsumgüter zu beurteilen, beugt grundsätzlich Augenhöhe vor. Merkwürdigerweise können sogar positive Beurteilungen zu einem ungesunden Selbstwertgefühl beitragen.  Denn echte emotionale Wertschätzung nährt das Wertgefühl und die Resonanzfeld – auch Beziehung oder Bündnis genannt – zwischen Beteiligten. Positive Beurteilungen wirken aber wie Junkfood.  Es täuscht eine Sättigung vor ohne zu nähren.

Experiment

Schreibe 3 oder 4 Beispiele für konkrete positive Beurteilungen, die du empfangen hast, auf die linke Seite des Dokuments auf.  Prüfe die jeweilige Wirkung auf dein Glücksgefühl. Schreibe unmittelbar rechts daneben eine Nummer zwischen 0 -10 neben jedem Beispiel auf – O heißt kein Glücksgefühl, 10 heißt Wirkung: glücklich.  Nun, schreib noch daneben wie hoch das (eventuell sehr subtile) Gefühl von (positive oder negative) Leistungsstress jeweils spürbar ist: L0 = gar kein Leistungsstress / L10 = Stress, den Standard halten zu müssen. Stell dir nun jeweils für jedes Beispiel eine Sternenwolke zwischen dir und der lobenden Person vor. Schreibe als dritte Zahl jeweils daneben S0, wenn die Sternenwolke matt oder sehr vage ist, stufenweise bis S10, wenn die Sternenwolke glitzert und hell funkelt.

Kommunizierten Bewertungen prägen unsere Alltagssprache und das Denken der meisten Menschen.  Sie können süffisant, brutal, direkt oder indirekt sein. Sie können gut gemeint sein. Letztendlich vermitteln sie die Meinung des Bewertenden, wo du steht in der Leistungs- oder Machthierarchie, bzgl. das angesprochene Merkmal, deine Meinung oder dein Verhalten. Vertrauensbildend im Sinne von Augenhöhe sind sie nicht. Für einen Liebesbündnis sind sie fast immer schädlich. Hier erstmal ein Paar negativen Beispiele für wertende Kommentare: „Blödsinn!“. „Natürlich kommst du, als Frau (Mann, Linke, Rechte, Öko) auf sowas!“ Solche Kommentare dienen dazu, den anderen Schachmatt zu stellen und das Gespräch zu beenden.  Die sehr alltäglich eingefädelten rhetorischen Fragen wirken auch meist abwertend und dienen eher die Beendigung eines Gesprächs oder das Anheizen eines Konflikts als der Verständigung. „Na, wie kommst du darauf?“ „Habe ich es dir nicht gesagt?“ „Wie lange willst du meine Geduld noch missbrauchen?“ „Bist du dann bekloppt?“ Solche Fragen zählen zu den schädlichen Kommunikationsmitteln, die eine Verständigung unterbinden.  Sie drucken oft Unwillen, Verwunderung, Gehässigkeit oder Mitleid aus, und verhalten sich in unserem Alltagssprach, wie Unkraut in einem Gemüsebeet. Sie ersticken den Lebensraum von gedeihlicher Kommunikation. 

Experiment

Spitze deine Ohren für rhetorische Fragen in deinem Alltag. Stellt jemand dir eine rhetorische Frage, versuche mal der innere oder äußere Kommentar, „Ah, eine rhetorische Frage!“ und schau was dann passiert. Wenn du dich selbst bei einer rhetorischen Frage erwischt, versuche mal eine Vollbremsung mit einer gemurmelte „Entschuldige.“ Und schau, was passiert. 

Vier kleine Buchstaben als Verbindungswort richten unbewusst viel Unheil in der Alltagssprache an: A B E R. Zum Beispiel: „ich liebe dich ABER du machst mich wütend.“  Das Gehirn interpretiert das, was nach dem ABER kommt, als dominant und wahrheitsgetreuer als was vor dem ABER kommt. Anders gesagt, „wenn ich wütend auf dich bin, liebe ich dich nicht.“ Wollest du das sagen? Willst du das leben?  Tut das deiner Liebe gut? Meine rhetorischen Fragen an dieser Stelle sollen zum Ausdruck bringen, dass das nicht im Sinne von Augenhöhe ist. 

Die Fähigkeit, zwei Gefühle gleichzeitig miteinander sinnvoll zu verknüpfen, ist eine Leistung des Vorstellungsvermögens.  Das berühmteste Beispiel dafür ist mit Kindern, die eine Paradigma-Sprung in der Entwicklung der imaginativen Intelligenz machen.  Das Kind sitzt vor zwei Gefäße: ein kurzes breites Gefäß und ein hohes schmales Gefäß. Sie beobachten, wie Wasser aus einem Gefäß in das andere gegossen wird und beantworten die Frage: Ist das Wasser mehr geworden, weniger geworden oder gleich viel geblieben? Bis zu diese Entwicklungssprung sagen das Kind das es mehr ist, weil das Gefäß breit oder hoch ist, oder weniger ist, weil das Gefäß schmal oder kurz ist.  Wird das Experiment immer wieder wiederholt, entdeckt das Kind von allein plötzlich, dass das Wasser gleichgeblieben ist, weil es begreift, dass nur der Form sich ändern. Dies ist kein Lernschritt.  In der Tat führt die Erfahrung dazu, dass plötzlich eine Wahrnehmungslicht aufgeht und beide Aspekte (in diesem Fall Höhe und Breite) zusammen ergeben einen neuen Sinn. 

Experiment

Steigere dich in deine Wut auf deine*n Partner*in. Schüttele dich kurz und steigere dich in deine Freude und Liebe zu deiner/deinem Partner/in ein. Schalte hin und her. Setze immer wieder mal neu an, bis es dir plötzlich aufgehe, dass das ABER nicht stimmt. Das muss keinesfalls auf einmal sein. Das Experiment kannst du so oft spielerisch wiederholen, wie du magst.   Es geht nicht um eine rationale Überlegung, sondern um einen Erkenntnissprung. Ist der Sprung gelungen, kannst Du es dann mit UND oder DOCH oder NICHTSDESTOWENIGER probieren und schauen, wie das sich anfühlt.  Behalte bitte deinen Humor dabei!  So eine Sprachgewohnheit ist hartnäckig!  Weiches Wasser bricht Stein!

Einsamkeit ist schädlich. Es ist eine Art hungern und dürsten nach einer nahrhaften Qualität von Interaktion mit einem oder mehreren Bezugspersonen, nach Resonanz, die nicht erreichbar scheint. Beurteilende, abwertende, oder sonst schädliche Kommunikation trägt deutlich zu Einsamkeit bei, insbesondere weil es INTERNALISIERT wird.  Das rätselhafte Unnatürliche wird vom Hirn immer wieder durchgespielt, u.a. in den Träumen und kann schadhaft auf das Selbstbild wirken.  Die Gefahr ist, dass das Rätsel gelöst wird, in dem ich mich als jemand, dem einfach kein Gehör, keine Daseinsberechtigung und keine Zugehörigkeit zusteht. Das Gefühl ein „Nobody“ oder eine leblose Puppe oder Teddy Bär, das einfach zum Vergnügen des Anderen gehalten und mitgeschleppt wird, entsteht durch entsprechende schädliche Kommunikation.  Hier ein Beispiel: 

Mein Liebster kommunizierte mit mir auf Augenhöhe in der Verliebtheits- und Werbungsphase der Beziehung. Nachdem ich auf einem Dorffest seine gesamten Freunde und Familie kennengelernt hatte, sagte er auf dem Heimweg, „Jetzt habe ich dich im Sack.  Jetzt gehörst du mir.“ Am nächsten Morgen war er wie ausgewechselt. Er fand kein Haar mehr an mir gut, kritisierte alles was ich tat, beklagte sich über mich und war chronisch schlechter Laune. Trotzdem machten wir den geplanten Ausflug.  Ich bemühte mich, ihn zu verstehen und zu verstehen, was passiert ist.  Er genoss sichtlich meine Aufmerksamkeit.  Es änderte aber nichts an seinem Verhalten mir gegenüber. Am Ende des Tages war ich vollkommen erschöpft. Am nächsten Morgen stand er vor mir auf.  Als ich in der Küche kam, begrüßte er mich mit der Bemerkung, es sei blöd von mir, den Grillgitter gestern einweichen zu lassen.  Man müsse nur XYZ machen. Das hätte ich wissen müssen. (Dabei war er Grillmeister und hatte den Grill dreckig weggeräumt, was ich nicht kommentiert habe.) Ich fing an zu weinen, was er vollkommen ignorierte.  Stattdessen wollte er wissen, ob ich nun auf dem für heute geplante Ausflug ins Open-Air Museum komme oder nicht und machte sich fertig. Ich war so entsetzt, verwirrt und demoralisiert, dass ich einfach mich fertig machte und mitging. Den ganzen Tag freute er sich des Lebens, sprach vergnügt über dies und das.  Auf einer Bank legte er seinen Kopf auf meiner Schulter und genoss die Nähe. Ich löste die Nähe immer wieder auf, was ihm gar nicht kümmerte. Ich weinte vor mich hin, fühlte mich elend, war ungeschickt und stolperte, was er einfach ignorierte. Ich hatte eine solche Situation noch nie erlebt und war vollkommen desorientiert.  Als es anfing heftig zu regnen, gingen wir zum Auto.  Er bat mich ihn aus der Parklücke zu lotsen, fuhr dann einfach vom Parkplatz weg und wartete an der Straße auf mich. Ich lief durch strömenden Regen ohne Schirm die 200 Meter zum Auto. Im Auto lief das Radio und er führ kommentarlos los. Zum Glück lebten wir getrennt und er brachte mich nach Hause. Für mich war die Erfahrung ein Alptraum.  Ich habe mich noch nie so einsam in meinem ganzen Leben gefühlt. Das beste Selbstwertgefühl schwächelt, wenn es einem psychisch, körperlich, seelisch schlecht geht.  Jegliche Variation von Missachtung wirkt dann wesentlich toxischer. 

Bisher sind viele Experimente angeboten, die die verkümmerte interne Wertschätzung, aktivieren und nähren kann. Eine solche Erfahrung, wie oben beschrieben, vermittelt aber eine Ödnis der fehlenden zwischenmenschlichen Resonanz. Hinterher half mir radikalen Selbstversorgung, erstmal Gefühl wieder in meinem Körper, dann in meiner entsetzten Seele wieder zu bekommen.  Die Erfahrungen quollen immer wieder als Alperlebnis hoch. Bin ich hypersensibel? Egal.  Ich bin ich und ich lasse nicht mit mir so umgehen.  Wir waren nur kurz zusammen.  Ich hatte noch nicht so viel in der Beziehung investiert.  Ich konnte sie beenden. Wer Variationen an sowas kennt, tut gut, zu erkennen, wie schädlich der Umgang ist und sinnlich intensiv Bereiche zu pflegen, in denen du dich als lebendiger verbundene Mensch fühlst. Die Einsamkeit, die solche Erfahrung erzeugen kann, kann wie eine Essstörung wirken. Den Zwang, sich immer wieder in diesem Gefühl zu begeben, kann nur mit liebevoller Erkenntnis und das sehr strenge Unterbinden der Neigung bewältigt werden. Die Lösung dafür ist in der internen Kommunikation zu finden und daraus die Resonanzfelder -mit Hilfe des Handwerks, das im Buch angeboten wird- zu pflegen. Solche Erfahrungen sind auch Herausforderungen, die du mit Entschiedenheit für dich als Einladungen, dich weiter zu entwickeln und zu entfalten annehmen kannst. 

Eine Freundin von mir ist Wissenschaftlerin, die fachübergreifende Forschung macht. Sie erzählte mir vor Jahren auf meinem Balkon von dem Phänomen, „walk-away“, die in der Technik, der Biologie, und der Psychologie vorkommt. Grundsätzlich verfügt ein System – auch ein Mensch – über inhärente Sicherheit, wenn sie automatisch Gefahren erkennt und sich so anpasst, dass sie die Gefahren ausweichen. Das heißt, dass zum Beispiel toxische Gefahr zu der eigenen Integrität immer erkannt wird, auch wenn man diese spezifische Ausformung davon noch nie begegnet ist. Ist das Prinzip in der Zentralsteuerung gut verankert, braucht man nicht bewusst die aktuelle Gefahr zu verstehen, um sie auszuweichen. Meine persönliche Erfahrung und auch meine Erfahrung als Psychotherapeutin zeigte mir, dass toxische Gefahr oft ausgeblendet wird, wenn wir uns an unsere Gewohnheiten, Sehnsüchte und Erwartungen orientieren, anstatt an unsere Wahrnehmung. Anstatt in dem Moment der Wahrnehmung zu bleiben, geraten wir in Ängste und Haltespannung, die mit gedachten Zukunftsprojektionen zu tun haben. Somit verpassen wir, die Vorbeugungsgelegenheiten des Moments.

In meinem Beispiel, habe ich drei Möglichkeiten vom „walk-away“ verpasst. Ich hätte ihn sagen können, ich finde seine Gesellschaft gerade toxisch und komme deswegen nicht mit. Ich hätte ihn, weggehen lassen, indem ich mich innerlich von ihm zurückgezogen hätte und mein Tag ohne ihn zu beachten äußerlich gestaltet hätte– er wäre schon weggegangen. Ich hätte zeitgleich meine Aufmerksamkeit voll auf radikale Selbstversorgung richten können, um mich von den kommunikativen und energetischen Misshandlungen im Prozess zu regenerieren. 

Experiment

Wenn du ähnliche toxische Erfahrungen erlebt hast, suche dir ein spezifisches Beispiel als Arbeitsmaterial aus. Bedenke, dass emotionale Schleuderkraft, dich bei der Aufgabe behindern wird. Distanziere dich – notfalls immer wieder mit den Methoden, die bei dir persönlich tatsächlich funktionieren, von deiner emotionalen Spannung. Alle sinnlichen, praktischen Details des gewählten Beispiels sind wichtig. Spiele sorgfältig durch wie du 1) dein Gegenspieler erfolgreich wegschicken kannst, 2) dich praktisch und effektiv von ihm abwenden kannst, um die Zeit, die du mit ihm verbringen würde, stattdessen sinnvoll für dich zu gestalten, UND 3) bei welchen radikalen Selbstfürsorge könnest du dich real von den Misshandlungen vollkommen regenerieren.  Beachte, wie liebevoll und streng du mit deinen Gedanken und Vorstellungen umgehen musst, um zu verhindern, dass sie die toxische Wirkung nicht von innen aktivieren. 

Ich erzähl was, du erzählst was, es wird erzählt, aber es gibt kein kohärentes Gespräch…. Es geht hier nun um Kommunikation, die chaotisch abläuft, insofern als die Beiträge sich nicht aufeinander beziehen.  Wer unter einer psychischen Störung leidet oder dazu neigt, wird nicht nur von abwertender Kommunikation, sondern genauso von verbale und non-verbale Botschaften, die unzusammenhängend auf das Opfer rieselt, geschädigt. Wenn man den Bezug zu den eigenen Botschaften nicht finden kann, stiften solche Bemerkungen, Blicke oder Hinweise weitere Unsicherheit. Unachtsame, sub-optimale Kommunikation in Familien, in der ein Mitglied oder mehrere Mitglieder zu psychotisch, autistisch oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen neigen, verstärkt die Störung.

Wobei liebevolle verbindliche, achtsame Kommunikation die Wahrscheinlichkeit von Symptomen deutlich reduzieren kann. Insbesondere Mobber-Botschaften, also abwertenden Umgang, in Kombination mit chaotischen Kommunikationsmustern, verschärfen die Gesundheitsgefahr und sind also schädlich. 

Experiment

Probiere in deiner Vorstellung, welche der drei folgenden Methoden dir guttut. 1)Wenn du Erfahrung mit chaotischen Gesprächsbeiträge hast, ist die erste Schutzmechanismus, solche Beiträge zu benennen: „Hmmm, eine chaotische Wortmeldung…“  Wenn die Interaktion nicht mit einem geistig-gestörten Mensch stattfindet, ist es nicht sinnvoll, zu rätseln, um was es geht.  2) Gelegentlich ist es sinnvoll, interessiert nachzufragen, ob der Gesprächsbeitrag gerade als Botschaft gemeint ist?  Wenn ja, kann es sinnvoll sein, zu bitten, die Botschaft verständlich zu wiederholen. In diesem Experiment, ist das Identifizieren der schadhaften Äußerung der erste und wichtigste Schritt, um sich zu distanzieren und vor Schaden zu schützen.  3) Es kann sein, dass es dir leichter fällt, einfach laut denkend, die für einen Dialog sinnleeren Botschaft des Anderen zu wiederholen und dann fallen zu lassen.  Prüfe, welche Methode dir persönlich guttut. 

Falls dir auffällt, dass du leider viel Erfahrung mit chaotischen Gesprächsbeiträge, die sich nicht aufeinander beziehen, ist das Lesen von Dialoge in Roman, oder das Lauschen von Dialoge im Hörspiel oder Film erholsam und regenerierend, insbesondere, wenn du es genau zum Zwecke der Reaktivieren und Regenerieren der eigenen Dialog- und Resonanzfähigkeit tust.  Lass uns sein, wie die Kinder!  Puppenspiel kann in jeder Alter guttun. 

Eine große Quelle des Misslingens der Kommunikation ist die Neigung, nur der eigenen Absicht zu beachten.  Kommunikation findet aber erst über die Wirkung der Botschaft statt.  Wenn der Sprecher ein Sachverhalt, ein Gefühl, eine Meinung, eine Beziehungsaussage oder einen Appell mitteilen will, dann ist es nicht selbstverständlich, dass seine Intention beim Empfänger ankommt.  Kommt sie nicht an, ist eine Gefahr, in einer machtorientierten Gesellschaft, dass der Sprecher nicht Verantwortung für die Umgestaltung der Botschaft, um eine sinnvolle Wirkung zu bekommen, übernimmt. Das Ergebnis wirkt chaotisch und somit auf eine gehirnorganische, eine emotionale, eine psychische oder eine gesundheitliche Ebene schädlich. 

Experiment

Achte darauf, wie es dir geht, wenn die Wirkung deines Tuns oder Sagen anders ist, als das, was du beabsichtigt hast. Spure, wie unangenehm das dir ist.  Halte das Unangenehme durch bis deine Neugierde, wie du deine Absicht erfolgreich vermitteln kannst, ausreichend gewachsen ist, um dich ernsthaft damit zu befassen.  Das Experiment handelt sich um die Wahrnehmung und Erkenntnis, nicht um den neuen Handlungsplan! 

Wenn die emotionale Botschaften einen höheren energetischen Schwingungsgrad als die sachlichen/inhaltlichen Botschaften haben, dominieren sie.  Wenn sie nicht einbezogen werden, misslingt die Kommunikation und verursacht Störungen der Paarkommunikation. Dazu kommt, dass die Beziehungsbotschaft, die bei jeglicher Kommunikation mitschwingt, von den Inhalten ablenkt und somit die inhaltliche Kommunikation vereitelt. 

Wenn darüber hinaus beide Parteien sich nicht über den Sachverhalt einig sind, erfordern die Kommunikationsversuche viel Energie. Wenn die Beteiligten gegeneinander konkurrieren, um das eigene Thema durchzusetzen, bleibt jede/r auf seine Botschaft sitzen und Entfremdung wird gefordert. 

Experiment

Nehme dir gelegentlich ein paar Minuten Zeit nach einem Gespräch, die emotionalen, beziehungsmäßigen und inhaltlichen Botschaften, die du gehört und gesendet hast, auseinander zu puzzeln.  Hast du im Eifer des Gesprächs alles so verstanden, wie hinterher.  Wenn ja, weiter so!  Wenn nicht, wiederhole gelegentlich das Experiment.  Mit Erfahrung erhöht sich deine Trefferquote deutlich.

In der heutigen Geschäftswelt ist es nicht unbedingt günstig auf Kooperation zu schalten, wenn die anderen auf Konkurrenz aus sind. In der Intimbeziehung kannst du nur hin und her von Konkurrenz auf Kooperation oder umgekehrt schalten, wenn du ausreichend Erfahrung gespeichert hast, wie die Kooperation ausschauen könnte. 

Experiment

Nehme dir ein paar Minuten Zeit nach einem Gefecht, die Szene nochmal durchzuspielen, wenn du immer wieder auf Kooperation schaltest. Mach dir keine Sorgen, ob du es kannst.  Kooperation ist ein biologisches Programm. Dir wird schon was einfallen, wenn du dich nicht von den Anderen abhängig machst, und einfach dich fragst, wie du dich ebenbürtig und kooperativ in einer Wiederholung von der Szene verhalten könnest.  

 Ratsch und Klatsch ist in unserer Kultur sehr weit verbreitet.  Sie dienen der Unterhaltung, wenn die Gesprächspartner sich gegenseitig nicht vertrauen.  Sie dienen das kompensatorische Aufpolieren der schwächelnden Wertschätzung. Insofern sind sie schädlich, wenn du Augenhöhe erreichen willst.  Eine Variation davon ist es Böses über eine dritte Person einfach zu behaupten und/oder zu glauben ohne es zu hinterfragen.  Jede*r entscheidet für sich, wann und wie sehr er/sie seine Kommunikation sanieren will. Hier kann schweigen oder realen Informationsaustausch oder Information erforschen als Heilmittel wirken. 

Eine Variation vom Ratsch und Klatsch ist Parteiung. Anstatt mit Hilfe von Streitregeln, Streitritualen oder das gemeinsame Monolog ein Konflikt zu lösen, wird Rückendeckung in Form von Mitstreitern angeworben – oder sie bieten sich selbe an. So wird meist eine Front aufgebaut, die eine Art Mehrheit bildet, die die Regeln bestimmen und Druck erzeugt, dass die somit gemobbte Konfliktpartei sich unterordnet.  Wir sprechen von einer Art „Lynchgericht“, eine ganz und gar nicht kollaborative Kommunikationsform! 

Ein Liebespaar wird ständig mit der Aufgabe gemeinsam Probleme oder Konflikte zu lösen.  Die Verdrängung, das Ignorieren oder das Dramatisieren von lösungsbedürftigen Aufgaben von auch nur eine der Parteien führt unter anderem zur Rivalität, Anfeindung und Polarisierung. Solche Kommunikation wirkt schädlich für die Beteiligten und für das Paar, und eventuell sogar für das Familiensystem oder beteiligten Freundeskreis. Es wirkt schädlich, weil die Aufgabe nicht dadurch gelöst wird und weiterhin das Zusammenleben beschwert.  Darüber hinaus, verstärkt es unzweckmäßigen und depressogenen Gedankenschleifen bei allen Beteiligten. Nicht zuletzt erhitzt es die Gemüter, was bekanntlich zur Reduktion der Problemlösefähigkeit führt. Im Mobbing-Interaktion bleibt die Kommunikation erfolglos. Diese verstockte Situation könnte bei einem anderen Paar Streit erzeugen. 

 

3. Streit

Grundsätzlich kann Streit als Kriegsspiel oder Konfliktkonfrontation erlebt werden. So oder so ist es immer risiko-behaftet. Streit kann schweren Flurschaden anrichten, muss aber nicht. Streit ist immer zwischen gleichstarken Gegnern, die sich jeweils an dem Anderen messen. Mit klaren fairen Spielregeln kann es auch auf Augenhöhe stattfinden. Ist das der Fall, bietet er immer eine Herausforderung an der die Individuen und das Paar als Bündnis wachsen kann. Streit entsteht, wenn jede*r der Beteiligten sich völlig im Recht fühlt und sich durch die Position des Anderen beeinträchtigt fühlt, ihr Recht zu verwirklichen. Streit bietet die Gelegenheit, integre Ausweichmöglichkeiten zu entdecken. Streiten dient der direkten Konfrontation oder strebt eine Konfrontation zu provozieren.  Der Mobber meidet der Konfrontation.  Das Opfer traut sich die Konfrontation nicht zu. Deswegen ist Streit nicht ein Mobbing-Phänomen. Sie kann sogar in verschiedenen Variationen als Lösungsstrategie, wie unten beschrieben, eingesetzt werden. 

Streit kann heiß oder kühl ablaufen. Ist ein Mensch emotional erregt, steht ihm viel mehr Energie zur Verfügung als wenn er gelassen ist.  Angst und/oder Wut kann ein Streit erhitzen. Im schlimmsten Fall hadern die Beziehungspartnern in einer bitteren und chronisch anhaltenden Auseinandersetzung.  Oft sind die Inhalte auf gegenseitigen Vorwürfen reduziert.  Vorwürfe sind relativ grobe Waffen im Streitarsenal. Sie zielen auf Verunsicherung ab, um den Gegner zu schwächen, ihm aus dem Gleichgewicht zu kriegen oder gar aus dem Gefecht zu setzen. Vielleicht ist aber der Absicht hinter den Vorwürfen, den anderen einen schlechten Gewissen zu machen. Dies ist ein komplexer Vorgang. Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen sind emotionale Indikatoren für Verbundenheit. Aber unhinterfragt können sie Persönlichkeitsentwicklung erdrosseln. Unsere Konkurrenz orientierter Kultur befugt, dass Kampf und Streit ein legitimes Mittel zum Profit ist und dass der Norm ist, dass irgendjemand in eine Gruppe zu kurz kommt. In einer hierarchisch geordneten Gesellschaft, wird angenommen, dass Bedürfnisbefriedigung davon abhängig, dass ich meine Bedürfnisse und Meinungen gegen meine Mitmenschen durchsetze.  Wer selbstbewusst im Sinne von durchsetzungsfähig ist, darf sich nicht von einem Bedürfnis- oder Meinungskampf kleinkriegen lassen. Gebe ich Klein bei heißt es, dass ich meine Bedürfnisse oder Meinung zurückstelle. Auch wenn ich mich meinem Partner "zu liebe" unterordne, beuge ich Augenhöhe vor. Nicht jedes Paar strebt Augenhöhe an.  Es gibt durchaus herkömmlich gute Beziehungen, die hierarchisch geordnet sind. Ich wünsche dir Glück in der Liebe und biete dir hier nur Handwerk an, falls du Augenhöhe anstrebst. Du entscheidest, was machbar ist und dir guttut. Liebevolle Beziehungen fördern von dir die Fähigkeit, auf Augenhöhe dich auseinanderzusetzen.  Sie sind nicht konfliktfrei. Aber sie dienen der Reifung einer Beziehung und nicht der Kompetenz im Kampfkunst.  Somit ist ein solche Verständnis für Streit in direkten Konflikt mit der noch dominanten Kultur. Mir macht es Freude in dieser Zeit der kulturelle Paradigma Wechsel, das bewusst zu machen und die Wahlmöglichkeiten dir zur Verfügung zu stellen.  Du entscheidest, was für dich wann, wie passend ist! 

"Streitkultur" ist eine Debattiertradition, also eine kühle Variation von Streit, in der jeder Partner kluge Argumente nutzt, um den Streit zu gewinnen.  Es ist einer Art intellektuelle Kampfsporttechnik. Auch Drohgebärden und emotionale Tonveränderungen werden strategisch und teils sehr kunstvoll dabei eingesetzt. In den letzten Jahren werden allerdings zunehmend Coachings angeboten, die aufschlüsseln, wie Streitgespräch zu führen sind.  Solche Gesprächsformen versprechen nicht Sieg sondern Einigung.  Obwohl "Fairness" nicht unbedingt ein Gebot der Debattierkunst ist, gilt sie als Hauptleitlinie sogenannten Streitgespräche im Rahmen einer kooperativen Streitkultur. Außerdem soll Offenheit bei beide Parteien herrschen und beachtet werden, den anderen nicht zu verletzten. Unter anderen werden Fragentechniken, Argumenten und Schlagfertigkeitstechniken gelernt und geübt. Solche Techniken biete ich hier nicht an, weil sie das Thema des Buchs sprengen. 

Experiment

Besinne dich auf deine eigene Erfahrung mit Streit. Prüfe, ob das von mir Behauptete mit deiner Erfahrung zu bestätigen ist. Eventuell ist es aber notwendig erstmal weiter zu lesen, um das für dich zu klären. 

Streit ist das offene Austragen von Meinungsverschiedenheiten. Sein Sinn besteht meist darin, die eigene Meinung durchzusetzen.  Aber hier haben wir das erste Problem schon.  Denn bei einer Meinung geht es nicht um einen Sachverhalt, sondern um ein „Fürwahr halten“. Auf Altdeutsch heißt das, dass eine Meinung so tut als ob es wahr sei, unabhängig von einer möglichen Überprüfbarkeit. Ein Problemlöseverfahren, um einen Sachverhalt zu klären ist hier nutzlos, da es um ein eigenes Glauben oder Vorstellung von einem Sachverhalt handelt. Eine Meinung kann mehr oder weniger fundiert sein aber es ist immer anfechtbar und daher streitanfällig. Obwohl hinter den Meinungen legitime und existenzielle Bedürfnisse sind, sind sie in Streitmodus kaum sinnvoll einzubeziehen.

Experiment

Prüfe deine eigene Streitkultur. Spielregeln für Streitführung sind inzwischen relativ bekannt: „Ich“-Botschaften bevorzugen / sich „Stopp!“ sagen, wenn es eskaliert / Pause einlegen / mit Humor entschärfen / bei sehr spezifischen Beispielen bleiben / Erregung auf Neutralem Gebiete, wie Sport, Singen, Schütteln, usw. entladen /  Deeskalieren, um den eigentlichen Position zu enträtseln oder um den Anderen zu verstehen.  Prüfe, wie du dein eigenes Verhalten im Streit verbessern kannst.  Schreib das, was du nächstes Mal anwenden willst, auf und präge es dir ein. 

Wie oben erwähnt und verrückt, wie es vielleicht klingt, kann Streit ein erster Schritt zur Beendigung von Mobbing in der Intimbeziehung sein. Denn verschiedensten Formen von inter- und intrapersonellen Konflikten und Wertschätzungsschwächen werden durch Mobbing verdeckt, aber nie gelöst werden. Dazu kommt, dass Streit als Kampfsport die richtige Mischung an Erregung liefern kann, um eine Liebesbeziehung zu nähren.  Paare, die gemeinsam Risikosportarten betreiben oder Aktivitäten bei der der Körper natürlich ein höheres Dopamin oder Adrenalin Ausschüttung hat, erneuern immer wieder ihr Bündnis mit einen ähnlichen körperlichen Hormoncocktail wie die Verliebtheit erzeugt.  Ähnlich wie bei andere Risiko-Sportarten sind klare, einvernehmliche Spielregeln und Stopp-Signale beim Bewusstsein der Gefahr wichtig. 

Experiment

Kläre ob du mit deinen Liebsten über klare Spielregeln für Konflikte verfügt, auch wenn sie dir oder Euch bisher nicht bewusst waren.  Wenn nicht, schau, ob und wie es möglich ist, sie mit deinen Liebsten auszuhandeln. 

Für manche Paare ist Streit ein wichtiges erotisches Vorspiel zu Sex sein. Wenn ja, nur zu! Bedenke nur, dass sie echte Probleme oder Konflikte nicht lösen kann und das „Schleudersex“ oder Sex, die von hoch geputschter Erregung begrenzt ausbaufähig ist.  Als kalkulierte Einsatz kann einen emotionalen Schleudergang in Form von Streit das Leben bereichern.  Die Gefahr besteht oft darin, dass die emotionale Modulierung, die bisher für das Individuum behandelt wurde, nicht ausreichend ausgebildet ist, um verbissenen, schädlichen Streit vorzubeugen. Wenn das der Fall ist, ist es sinnvoll dieser Kompetenz weiterhin bewusst zu kultivieren. 

Experiment

Gelingt es dir noch nicht, deine Gefühle im Eifer des Gefechts zu regulieren, kläre für dich und dein*e Partner*in „Time-Out“ Maßnahmen, die Ihr in Eure Streitspielregeln einbauen können. 

Streit führt sehr selten direkt zu Konfliktlösung. Indirekt kann sie im Sinne den parallelen gemeinsamen Monolog zur Konfliktlösung beitragen, in dem dir nachträglich klar wird, was das Anliegen deiner/ deines Streitgefährte/in ist und du ihn/sie plötzlich besser verstehst und gewähren lassen kannst. Er kann aber auch chronisch ein Entzündungsherd der Zwietracht, die die Eintracht des Paars stört oder gar gefährdet. 

Noch zwei Variationen von mangelhaftem Umgang mit dem Streitthema sind sehr sinnvoll zu verstehen.  Jede Persönlichkeit hat eine eigene Affinität zu konfrontative Konfliktaustragung. Menschen, die ein guter Radar für die Gefahr von Schädlichkeit, erleben oft Angst vor Konflikten und erst recht Streit. Streit ist keine Konfliktlösungstechnik im Sinne von kollaborativen Gesellschaftsformen. Gewinnt jemand ein Streit, werden die Bedürfnisse des Anderen nur selten mitberücksichtig. Daher ist Streit immer schädlich, wenn der Verlierer entsprechend Nachteile erleidet oder mit Kränkung davonkommt. Ein Mensch, der sehr deutlich dieser Schäden vorbeugen will, meidet Streit. Wenn du und/oder dein*e Partner*in aus diesem Grunde Streit aus dem Weg gehen, ist die Verfeinerung und Integration des Gefahrenradars sinnvoller für die Gemeinschaft als das Erzwingen eines Streits. 

Experiment

Wenn du es bist, die Angst vor Streit hat, prüfe sehr genau und in Detail, um welche Gefahren – egal wie groß oder klein – es in deiner Vorstellung geht. Sagt dein Bauchgefühl, „genau! Darum geht es!“ dann betrachte die Gefahren sachlich aus möglichst viele Blickwinkeln, um Sicherheiten in der Sache einbauen zu können. 

Wenn dein*e Partner*in anscheinend Angst vor Streit hat, nehme eine innere Haltung der Lernbereitschaft an und interviewe ihn/sie sanft und beharrlich bis Ihr die Gefahren entdeckt haben. Gemeinsames Brainstorming nach Sicherheiten, die eventuell tatsächlich implementiert werden können, tut das Wir-Gefühl sehr gut. 

Wir, die in einem ausbeuterischen Wirtschaftssystem, sozialisiert sind, haben oft nicht ausreichend Angst vor Streit oder Scheu vor Schaden als Nebeneffekt von Gewinnen. Vor allem aber haben wir einen blinden Fleck, hinsichtlich unserer eigenen ausbeuterischen Tendenzen und die schädlichen Resultate, die wir persönlich ganz nebenbei erzeugen. Ein beginnender Streit kann sogar mitten im Gefecht mit einem Bisschen Übung in Konfliktlösung umgewandelt werden. Die Vorteile für die Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit des Paars sind enorm. 

Experiment

Stell dir vor, dass dir mitten im Streit klar wird, dass dein Gegenüber tatsächlich glaubt in Recht zu sein. Stell dir vor, dass an dieser Stelle dir tatsächlich einen Vollstopp gelingt. Stell dir vor, dass du plötzlich dein Anliegen sanft und bestimmt vorerst bei Seite legst, um ihn und seinen Anliegen zu verstehen.  Stell dir vor, dass du achtsam nachfragst, bis du sein Anliegen wirklich vollständig verstanden hast.  Bis du so weit gekommen, lege eine Pause ein.  Dann bitte ihn ganz ruhig, sich auch mit deinem Anliegen zu befassen und präsentiere es ihn so verständlich wie möglich. 

Manche Menschen sind gar nicht ängstlich und doch konfliktscheu, weil sie grundsätzlich Harmonie lieben und anstreben. Wobei der „ängstliche“ Typ eher ein Anführer*in einer kollaborativen Gemeinschaft ist, ist ein Harmonie anstrebender Typ eher ein Künstler oder Charmeur.  Ihn/ Ihr geht es um die Schönheit liebevoller Interaktionen.

Experiment

Geht es eher um Harmonie bei dir oder deinem Gegenüber, untersuche welche Bedürfnisse und Wünsche im Spiel sind und wie sie verwirklicht werden können, ohne den Anderen zu schaden.

Zum Schluss soll noch die Möglichkeit der Rechtsstreit erwähnt werden.  Denn oft lassen Mobber erst von ihrem Opfer ab, wenn sie durch eine höhere Autorität dazu gezwungen werden. 

Hier ein Beispiel: 

Einer meiner Brüder war ein grauenhafter Bully, der das Leben meiner Schwägerin und die beiden ersten Kindern zur Hölle machte.  Nach Außen bei der Arbeit und in Gesellschaft war er ein liebevoller, aufmerksamer Charmeur. Zu Hause war es ganz anders. Er schrie, er beschimpfte, beleidigte und tobte rum.  Das Leben war in der Familie war ein Albtraum. Weder seine Freunde, seinen Mitarbeiter noch seinen Kunden ahnten was, von den Dramen, die täglich zu Hause ablief.  Daher hat meiner Schwägerin es schwer, Gehör zu finden und blieb langer Zeit mit ihrem Problem allein.  Wegen des Drogenmissbrauches des Sohnes nahm sie an einer Al-Anon-Gruppe teil. Die positive Erfahrung führte dazu, dass sie noch zwei andere Gruppen fanden, wo sie sich mit anderen austauschen könnte.  Dort erfuhr sie erstmalig, dass Anderen ihre Berichte glaubten und mit ihr gemeinsam nach Lösungen suchten.  Nach reiflicher Überlegung und auch Fachberatung klagte sie meinen Bruder wegen häuslicher Gewalt an. Sofort dürfte er per Polizei-Dekret das Haus nicht mehr betreten und schlief in Wohnwagen.  Sie wich jeglicher Kontakt bis zur Gerichtsprozess circa zwei Monaten später aus.  Sie verlor den Prozess, denn er hatte sie nie geschlagen und es lagen keine entsprechenden Arztberichte vor.  Aber der Richter sagte ihm, "Keine Frau klagt ihr Mann ohne Grund an.  Sie kommen frei mit der nachdrücklichen persönlichen Empfehlung von mir, diesen "Anger-Management-Kurs" zu absolvieren.  Die Anwesenheit wird dokumentiert und falls ihre Frau nochmal eine Klage einreicht, werden die Ergebnisse von dem Kurs mitbedacht.  Denn wenn eine Frau häufiger eine Klage wegen häuslicher Gewalt einreicht, verfällt die Notwendigkeit der ärztlichen Befunde.  UND ich würde Ihnen sehr empfehlen, erst wieder zu Hause einzuziehen, wenn Ihre Frau Sie dazu einlädt. Ich hoffe, dass wir uns nicht im Gericht wiedersehen." Der Richter ging mit meinem Bruder, der sehr von unserem Vater gemobbt wurde, wie einen Idealvater um.  Mein Bruder hatte sich ernstgenommen und verstanden gefühlt und bemühte sich, seinem Rat zu verfolgen.  Er nahm begeistert und erfolgreich an dem Wut-Management-Kurs teil. Seine Frau lud ihn erst 6 Monaten später ein, wieder nach Hause zu kommen. In der Zwischenzeit hatten sie Paargespräche bei einem vertrauenswürdigen Berater und trafen sich regelmäßig auf romantischen Dates.  Der Rechtsstreit hat eine nachhaltig positive Wirkung auf die Ehe.  Seitdem sind sie nicht immer eine Meinung aber sie begegnen sich eher auf Augenhöhe. 

 

4. Täuschung, Lügen und Fremdgehen

Mach dir bitte vorab damit vertraut, wie häufig in der Natur getäuscht wird! Blumen, Reptilien, Fische, Vögel, Pelztiere und Insekten legen es auf kunstvolle Täuschung an, um sich zu paaren, essen zu erbeuten oder sonst wünschenswerte Ergebnisse zu erreichen.  Wie bei Lügen und Fremdgehen, handelt es sich, um Strategien der Bedürfnisbefriedigung. Dazu kommt, dass die gesunde, lernfähige Materie wunderbar getäuscht werden kann.  Daher betrachte den Vorgang bitte nicht moralisch, sondern praktisch. Denn Täuschbarkeit wird in Natur zum Gedeihen überall eingesetzt. 

Aber auch die Kunst ist voll von Täuschungen. Die Aufzudecken macht uns Freude. Die Freude an Täuschung ist die eine Seite. Die Ent-täuschung, wenn wir entdecken, dass das Bild im Museum nicht drei- sondern zwei-dimensional, ist aber auch eine Erfahrung voller Wunder, Bewunderung und Staunen.  Wieso dann bringen uns Täuschungen u.a. in der Liebesbeziehung so sehr aus der Fassung?

Experiment

Stell dir eine Situation vor, in der deine*n Liebste*n dich offensichtlich vorsätzlich getäuscht hat. Rekeln, Schütteln, Emotionen zu ruhig bringen und einen Gesichtsausdruck des Staunens -tatsächlich jetzt! – aufsetzen.  Adjustiere deinen Blickwinkel solch, dass du deine*n Liebste*n als gute Magier sehen kannst, die die Materie so genau kennt, dass er/sie sie zu deiner Freude arrangieren kann.  Wie fühlt sich das an?

Das Gehirn interpretiert das Wahrgenommene gemäß seiner Vergleichbarkeit mit dem, was man schon internalisiert hat. Ist deine innere Haltung, die einer Person, die abhängig ist? Von dem, was dir vom Leben -oder von deiner/deinem Liebsten- geboten wird, aktivieren Täuschungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen emotionale Alarmzustände. Die gespeicherte Vergleichsdaten stehen dann in Wiederspruch zu dem Wahrgenommenen und werden als Verlust, Blockade oder Gefahr interpretiert, weil sie die Erwartung enttäuschen.  Das Problem für das Wohlbefinden hat zwei Wurzel. Einerseits streben wir nicht nach Gedeihen, sondern nach der Erfüllung unserer Erwartungen, die von unserer bisherigen Sozialisation und ihre Internalisierung geprägt ist.  Andererseits haben wir nicht ausreichende positive Erfahrung mit dem Umdenken, das Enttäuschungen aktivieren kann. Hier also eine Gelegenheit:

Experiment

Stell dir vor, du bist fest davon überzeugt, dass du den Weg zu deiner Großmutter kennst. Du fährst los, und bemerkst, dass du ganz woanders angekommen bist. Wie geht es dir? Notiere deine Gefühle. Prüfe, um welche enttäuschten Bedürfnisse geht es. Geht es dir um die Sicherheit des Rechthabens?  Aber was nun? Um die Sicherheit? Oder um das Rechthabens? Wenn Rechthaben, dann was bedeutet das dir? Wertschätzung? Oder Orientierung? Oder Freude an das möglichst Optimale? Oder Verlust der Zeit mit der Großmutter?  Oder geht es darum deine Großmutter eine Freude zu machen, und die Angst, du kommst zu spät und enttäuscht sie? Achte darauf, immer wieder die Anspannung der Gefühle abzuschütteln, dich immer wieder in einem wachen, gelassenen Zustand zu bringen, um dich in Forschungsgeist, Neugier und Entdeckungsfreude einzustimmen.  Erst wenn du deine Bedürfnisse als lebendiges, wertvolles, mit der Großmutter selbst-verständlich in Liebe verbundenes Wesen FÜHLST, prüfe deine Handlungsoptionen. 

Argumentierst du, dass in Echtzeit, du schneller sein muss, und daher muss du mit erhöhter Spannung handeln! Dann schauen wir die Sache genauer an.  Solche imaginative „Ausflüge“ finden nicht in „Echtzeit“ statt. Uhrzeit und Kalenderzeit ist eine rationale Verabredung, die hilfreich sein kann, aber wenig mit der Ökonomie des Timings zu tun hat.  Du brauchst nicht die Forschung zu glauben.  Du kannst selbst testen, wenn du beschwingt, vergnügt, in Ruhe, womöglich zur Musik eine Handlung, wie Wäsche falten, vollziehst, faltest du wesentlich mehr Wäsche als wenn du dich innerlich hetzt, dich anspannst und dich beeilst.  Abzutauchen in Wohlfühlerfahrung oder erforschende Imaginationen ist einen natürlichen Trancezustand, die nicht Uhrzeit gebunden ist.  Du kannst eine Minute abtauchen und das Gefühl haben, du warst 2 Wochen in Urlaub.  Alles nur Gewohnheit! 

Der Schlüssel zum Umgang mit Täuschungen, ist erstmal kompetent, lebendig, und gedeihlich dich auf das Ziel auszurichten.  Es ist außerdem einfacher, wenn du offen für kollaborative Interaktion bist.  Voraussetzung für beides sind innere Augenhöhe, Respekt für deine und ihre/seine Bedürfnisse, und Vertrauen in deine eigene Fähigkeit, dich auf diese Abendteuer einzulassen! Aus dem alten konkurrenz-trächtigen Paradigma klingt das alles ziemlich verrückt. Bedeutet, sich auf Verrücktes einzulassen, Narrenfreiheit? Ist es ein Versuch wert?  Ich lade dich ein, damit zu experimentieren. 

Das Schweigen kann eine Form des gedeihlichen Umgangs sein, im Sinne von „Schweigen ist Gold“.  Es kann aber andererseits als Gewalt gegen den Gesprächspartner angewendet werden. Wenn dir klar ist, dass du Schweigen missbrauchst, um dein*e Partner*in zu verletzten, ist es sinnvoll die ersten fünf Kapiteln dieses Buches genauer anzuschauen.  Frag dich, welche Bedürfnisse bei dir Zuwendung brauchen, um das Mobbing durch Schweigen zu unterlassen.  Wenn dein*e Partner*in Schweigen als Mobbing einsetzt, prüfe welcher innere Abstand, dir ermöglicht, seine/ihre Bedürftigkeit zu sehen. Kannst du sie/ihn für eine liebevolle Klärung der Lage gewinnen, oder ist es besser radikale Selbstversorgung zu betreiben, bis Euer Bündnis Euch wieder zusammen bringt? Schweigen kann also eine Täuschung in den Diensten der Friedfertigkeit sein, oder aber eine Täuschung von Stärke, wenn die eigene Wertschätzung schwächelt und Machtmissbrauch von der inneren Verunsicherung ablenken soll.

Hier eine persönliche Geschichte von mir als Lügnerin.Insbesondere, wenn ich mich zu einer Verabredung verspätet habe, habe ich gelogen. Über die Zeit, habe ich mich aber zunehmend über mich geärgert. Denn ich hätte viel lieber die Wahrheit gesagt, was meist hießt, ich habe mich verzettelt oder in der Zeit verschätzt. Manchmal atmete ich ruhig ein und aus, übte meine Wahrheitssatz in meiner Vorstellung und klingelte erst dann an der Tür.  Wenn die Tür aufging habe ich aber selbstverständlich, reflexartig und wie fern-gesteuert die wildesten Lügen aufgetischt.  Meine Forschungen über Lügenverhalten brachten mich nicht weiter.  Meinen gelassenen, freundlichen Umgang mit zu spät erscheinenden Kunden und Patienten beeinflusste mein eigenes Verhalten gar nicht. Eines Tages saß ich im Auto nach dem Einparken und vor dem Klingeln und entschied diesmal es einfach laufen zu lassen.  Ich klingelte.  Die Tür ging auf und ich lächelte meine Freundin an und sagte, Entschuldige! Ich habe mich verzettelt.  Sie reagierte wie immer.  Ich glaube, sie hat diese Welt bewegende Durchbruch gar nicht gemerkt. Später ging ich in Zeitlupe alle wahrgenommenen Details zwischen Einparken und Klingeln durch. Es fiel mir auf, dass jemand auf dem Gehweg vor meinem Auto vorbei ging, die eine gift-grünen Kleidungsstuck anhatte. Assoziativ dachte ich an einer Erfahrung mit vorgestellten Idealeltern, wobei meine „Idealmutter“ gerade mit mir als Kind eine wunderbare Lösung für meine Probleme mit Kindern, die mich in der Schule gemobbt haben, erarbeitet hatte.  In dieser Vorstellung trug sie einen Pullover mit genau dieser gift-grünen Farbe. 

Die Experimente und Ausführungen im Buch bisher bieten dir die Voraussetzungen dafür, Augenhöhe als inneren Grundhaltung zu kultivieren und dir anzugewöhnen. Dennoch regredieren wir automatisch zum Vertrauten zurück, wenn wir geschwächt, überfordert oder überrascht sind. Dann gilt es, zu der Regenerierung des natürlichen gesunden Basiszustand zurückzukehren und sie erstmal Vorrang zu geben. Unser Blickwinkel in diesem und dem nächsten Kapitel ist konsequent kollaborativ.  Wenn du noch nicht so weit bist, gönn dir die Erfahrungen, die du in den bisherigen Kapiteln vertiefen kannst und brauchst, um diese Perspektive einzunehmen. Du kannst diese Kapitel eben später aufgreifen.

Lügen haben also mit Bedürfnissen zu tun.  Gehen wir davon aus, dass hinter jeder Lüge einen Bedürfnissappel steht. (Ich wollte als Kind wahr- und ernstgenommen werden, was dann meine neu internalisierte Idealmutter tat.) Im hierarchischen System gehen wir davon aus, dass wir Vorteile für die eigene Machtstellung durch das Lügen sichern wollen. Aber auch in einer utopischen Gesellschaft des Wohlwollens und kollaborativen Umgangs, werden wir in der Lage sein, zu lügen und wir werden auch lügen. Menschen lügen aus sozialen, emotionalen und appetitiven Gründen.  Anders gesagt, wir lügen, um sozialen Vorteile zu erreichen, um emotionalen Ziele zu verfolgen, und einfach weil der Effekt unseres Lügens angenehm oder vergnüglich ist. Auf Augenhöhe werden Lügen nicht verurteilt! Na nun! Was machen wir dann damit? 

Experiment

Mache links in einem Dokument eine Liste mit einer Auswahl deiner Lügen. Schreibe dann jeweils rechts daneben, warum du gelogen hast.  Falls es dir selbe unklar ist, improvisiere eine Antwort auf die Warum-Frage. Wiederrum rechts daneben notiere das Gefühl jeweils, das du hast/hattest beim Lügen. Rechts daneben schreibe jeweils ein Wort, dass am besten das Bedürfnis, das durch die Lüge befriedigt wurde, erfasst.   

In meinem Beispiel oben hatte ich entdeckt, dass ich triebhaft, suchtartig und unfreiwillig gelogen habe.  Das ist eine merkwürdig frustrierende Erfahrung gewesen. Die Analyse meiner Sozialisation und ein Verständnis für die Folgerichtigkeit meines unfreiwilligen Lügens haben mir nicht geholfen, das Lügen aufzugeben.  In dem Kapitel „Entschiedenheit“ wird von der Notwendigkeit, liebevolle Aufmerksamkeit mit unerbittlicherer Strenge zu verbinden, um Fehlverhalten zu unterbinden.  Das Gefühl, vollständig als Mensch von meiner Idealmutter geliebt zu sein, wurde von der giftgrünen Farbe aktiviert.  Mein eigener unerbittlicher Wille, diese Lüge zu beseitigen, ergänzte die Konstellation, die mir innerlich den Durchbruch ermöglichte.  In diesem Falle, war dann diese Lüge assoziiert mit dem Glück des Sieges, sodass ich nicht mühselig die Verknüpfung immer wieder neu herstellen müsste, um die neue Freiheit zu etablieren. 

Wer Fremdgehen als traumatisch erlebt, ist davon wahrscheinlich überrascht worden einerseits, oder hat heimlich schon lange damit gerechnet andererseits. Der Schaden kann die Beziehung, das Glück oder gar die Identität des Paars und/oder der betroffenen Personen zerstören. Das muss es aber nicht.  Ein Paar kann auch inniger und gestärkt von der Erfahrung werden. So oder so, ist es häufig einer der größten Herausforderungen einer Liebesbeziehung, die Lage nach der Entdeckung des Fremdgehens neu aufzubauen. Innerhalb des Paradigmas des materiellen Wachstums ist die Ehe ein finanzielles und gesetzliches Bündnis, die die materielle Sicherheit dient. Aber auch aus der Perspektive der Differenzierung und Wachstum, die nur in dem Intimpaar möglich ist, kann Fremdgehen die Existenz des Bündnisses drohen. Die Überwindung des Ehebruchs sicherte wiederum nicht nur den materiellen Wohlstand. Auf der Suche nach emotionalem Wohlstand und im Bewusstsein der heute üblichen seriellen Monogamie, binden sich Paaren zunehmend seltener so fest, dass die materielle Existenz durch eine Trennung bedroht wären.  Andererseits sind die Erwartungen an der/die Partner*in häufig emotional existenzieller. 

Die drei Merkmale des Fremdgehens sind: die Beziehung ist heimlich, die Verbundenheit ist für dem Fremdgeher emotional, und das Fremdgehen ist von einer sexuellen Alchemie getrieben. Die Kombination von diesen Merkmalen in Rahmen einer Hauptbeziehung, die vom ein Bedürfnis nach romantischer Liebe geprägt ist, die viele meiner Sehnsüchte erfüllt, insbesondere in einem Zeitalter von social-media ist unheilvoll. Der Anspruch an romantische Liebe heute diktiert, dass meine*r Partner*in beste*r Freund*in, beste*r Elternrepräsentant*in, beste*r Liebhaber*in, intimste Vertrauensperson, gleichwertiges und gleich-interessiertes intellektuelles Gegenüber, Quelle meines Selbstwerts und überhaupt unersetzlich sein sollte. Dieser Anspruch beißt sich mit dem Konzept von Augenhöhe deutlich. Trotzdem sind wir Menschen aus Fleisch und Blut und trotz bestem Wissen und Gewissen und einer tatsächlich ehrlichen Verbundenheit zur/zum Partner*in springt unverhofft doch immer wieder das Begehren eines Anderen an.   Deswegen kann Fremdgehen, insbesondere in der Fantasie, nicht vorgebeugt werden, sondern „nur“ im Sinne vom „Scheiße ist Dünger“ kompostiert werden.  Wer innerlich die Grundhaltung von Augenhöhe lebt ist trotzdem mit einer riesigen Herausforderung konfrontiert, wenn Fremdgehen die Beziehung erschüttert. 

Experiment

Teil Eins: Wende die Erfahrungen, die du bisher kennst und die für dich bisher wirksam sind, an, um eine Haltung innere Aufrichtung, Durchlässigkeit und Augenhöhe zu sichern.  Weile bewusst in diesem Zustand solange es dir guttut.  Wenn es dir nicht gelingt, überspringe dieses Experiment, geh zurück zu früheren Kapiteln oder lies weiter und nehme die Aufgaben, die unten beschreiben werden, um dein Selbstwert und Fähigkeit zur Augenhöhe weiter aufzubauen. Wenn du dich traust, weiter zu machen, stelle dir vor – so abstrakt oder konkret die spontane Vorstellung ist – du wirst vom Partner / von der Partnerin betrogen. Spüre, was die Vorstellung mit dir macht. Notiere am Besten was du spürst und schalte dann konsequent wieder um, auf die Haltung der inneren Aufrichtung, Durchlässigkeit und Augenhöhe. 

Wenn du magst, mache weiter, sonst mache jetzt Pause. 

Teil Zwei:  Weile bewusst in dem Zustand der inneren Aufrichtung, Durchlässigkeit und Augenhöhe bis es sich schön und selbst-verständlich anfühlt. Wenn du dich traust, weiter zu machen, stelle dir vor – so abstrakt oder konkret die spontane Vorstellung ist – du begehrst eine*r Andere*n und bist bereit, eine emotionale Verbundenheit zu der/dem potentiellen Geliebte*r mit Heimlichkeiten und in den Diensten der sexuellen Erregung einzugehen. Notiere am besten was du spürst und schalte dann konsequent wieder um, auf die Haltung der inneren Aufrichtung, Durchlässigkeit und Augenhöhe.

Schüttele dich, rekele dich, und bewege dich im Raum zum Schluss.  Prüfe, ob es dir guttäte, statt weiter zu lesen, eine Pause zu machen. 

Um das Trauma des Fremdgehens so zu überwinden, dass es deinem Leben bereichert (Ja! Das ist möglich!), stehen dir sehr konkrete Aufgaben bevor und innere/äußere Tätigkeiten zur Verfügung. In der Rolle des Fremdgehers brauchst du Integrität, Authentizität, Einfühlungsvermögen und Beharrlichkeit. In der Rolle des Betrogenen brauchst du eine konsequente, gesunde Selbstversorgung, eine Durchsetzungskonsequenz gegen deine eigenen detektivischen Tätigkeiten, deren Ergebnissen dich schwächen können, und ein klares Gefühl der Selbstwertschätzung. Auf dem eigenen Recht zu beharren – z. B.: glücklich zu sein, Treue zu erleben, Stabilität zu wahren, unbeschädigt davon zu kommen, aber auch auf Rache, Anklagen, Entschädigung für dem Verlorenen Glück- ist schädlich, gefährlich und entspricht unserer Prägung im alten Paradigma. Die Herausforderung eines Fremdgehens zu überwinden wird deine ganze Person beanspruchen und bedarf eine klare Entscheidung, das zu tun. Notfalls wiederhole das Kapitel dazu. Eine der bekanntesten Fälle des Fremdgehens ist der Fall des Ehepaars Hilary and Bill Clinton. Auch wenn Ihr nicht zu den Machtelite der Welt gehören, könnt jede*r von Euch den Erfolgsmuster für sich beanspruchen.  Gelingt es Euch auch noch kollaborativ das zu bewerkstelligen, bedeutet es einen neuen Abschnitt der Beziehung einzugehen, vielleicht gar eine neue Beziehung mit dem alten Partner/ der alten Partnerin einzugehen.

Natürlich gibt es Beziehungen in denen das Fremdgehen nicht traumatisch wirkt. Mein Vater führ oft auf Geschäftsreisen und überall hatte er seine Geliebte. Meine Mutter ahnte oder wusste gar davon, aber ihre Auseinandersetzungen, die oft und heftig waren, drehten sich nie darum.  In ihre Generation, galt das als Vorrecht des Mannes und bedrohte die Ehe nicht. Aber gerade, weil heute die Rollen und die Festigkeit ein Eheversprechen in ständigen Fluss des Lebens sind, führt das Fremdgehen leichter zur Trennung und wirkt eher für die/ den Betrogenen traumatisch, und schädlich auf die Selbstwahrnehmung und Wertschätzung.  Einerseits habe ich heute das Recht mein eigenes Glück zu suchen.  Andererseits besteht eine Neigung, die eigene Selbstwahrnehmung und Wertschätzung von der Treue der Partnerin /des Partners abhängig zu machen. 

Die interne Kommunikation mit sich selbst ist Voraussetzung für eine gemeinsame Kommunikation insbesondere beim Thema, Fremdgehen. Wie gut bin ich mit meinen Bedürfnissen verbunden.  Beim Fremdgehen, das für mindestens einen Partner schmerzhaft ist, handelt es sich, um divergierende Bedürfnisse. Wenn Menschen, die Fremd gegangen sind, überprüfen, wieso sie das gemacht haben, merken sie oft, dass sie das Gefühl hatten, nicht mehr sich in den Rahmen der Hauptbeziehung zu entfalten.  Sie sehnten sich u.a. nach Lebendigkeit, Erregung, emotionale Resonanz, nach Neuem, nach Freiheit, Intensität und Autonomie. Entweder hatten sie das Gefühl, das alles durch den Alltag verloren zu haben, oder trauten sie erst jetzt nun danach zu streben. Oft kommt eine Affäre nach einem Verlusterlebnis und widerspiegelt ein Bedürfnis, das Leben insgesamt neu zu sortieren. Die Kommunikation, die die Erfahrung vom Fremdgehen befrieden kann, bedarf aber auch eine skrupellose Ehrlichkeit mit sich selbst. Wenn ich meine*n Hauptpartner*in nicht verlassen möchte und mich selbst aber gleichzeitig treu bleiben will, ist eine gründliche, ehrliche und furchtlose Inventur meiner Bedürfnisse, meine Werte und meiner Person angesagt. 

Experiment

Schaue die Liste deiner Bedürfnisse an, die du im 3. Kapitel gemacht hast, oder erstelle sie jetzt neu. Prüfe wie deine Werte sich darin spiegeln und überarbeite entsprechend der Liste. Entwerfe Visionen deines zukünftigen Lebens, die dich befriedigen oder gar beglücken würde. Prüfe, wie du widersprüchliche Bedürfnisse handhaben kannst, sodass sie co-existieren können. Wenn es die Beziehung guttut und das Timing stimmt, bespreche deine Erkenntnisse aus diesem Experiment mit deinem Gegenüber.

Wenn du darunter leidest, dass dein*e Partner*in dir nicht treu gewesen ist oder den Verdacht hast, dass er/sie es dir nicht ist, prüfe als erstes deine Aufrichtigkeit.  Wie treu bist du dir? Hast du deiner Selbstversorgung mit Nahrung, Luft, Bewegung, Ausgleich, und gute innere und äußere Gespräche vernachlässigt?  Wie kannst du als erstes mit dir selbe ins Reine kommen?  Was kannst du verbessern? Das Experiment oben ist auch für dich gedacht, wobei die Betonung auf gute praktische Selbstversorgung für den Betrogenen besonders sinnvoll ist. 

Möchtest du deine Liebesbeziehung zu deiner/deinem Hauptpartner*in retten nachdem dein Fremdgehen – ob reale oder in der Fantasie oder vor dem Bildschirm stattgefunden hat – aufgedeckt wurde, ist es wichtig zu verstehen, warum dein „Fehltritt“ in deinen eigenen Augen tatsächlich nicht in Ordnung war. Verteidigung ist eine Kriegstaktik, die alles noch viel schlimmer macht. Es kann sein, dass das Fremdgehen ursprünglich für dich in Ordnung war.  Wenn du dich aber in der Lage und aus der Perspektive deiner Partnerin /deines Partners begibst, kann es sein, dass du einige deiner eigenen Werte und Bedürfnissen vernachlässigt hast. Gelingt es dir aufrichtig, dich zu schämen und dein inneres und äußeres Verhalten zu bereuen, ist der Basis für eine großartiges Ergebnis für jede von Euch und für Euch als Schwingungsfeld geschaffen.

Experiment

Wende die Erfahrungen, die du bisher kennst und die für dich bisher wirksam sind, an, um eine Haltung innere Aufrichtung, Durchlässigkeit und Augenhöhe zu sichern.  Weile bewusst in diesem Zustand solange es dir guttut. Wenn es dir nicht gelingt, überspringe dieses Experiment, geh zurück zu früheren Kapiteln oder lies weiter und nehme die Aufgaben, die unten beschreiben werden, um dein Selbstwert und Fähigkeit zur Augenhöhe weiter aufzubauen. Wenn du dich traust, weiter zu machen, stelle dir vor – so gut du kannst -, du bist die Person, die du betrogen hast. Es hilft, vorzustellen, du spielst sie in einer Theaterstuck und willst sie so wahrheitsgerecht, wie möglich darstellen. Spüre die Wirkung deines „Betrugs“ für sie.  Wechsele dann wieder die Rolle.  Eventuell ist es eine gute Vorbereitung für dieses Experiment, sie achtsam und wertschätzend nach der Wirkung deines Tuns für sie. Prüfe, ob du vertreten kannst, diese Wirkung zu haben.  Wenn du entdeckst, dass der Betrug tatsächlich nur deswegen möglich war, weil für dich die Zeit einer Trennung ansteht.  Wenn das der Fall ist, dann stellt sich die Frage, wie du eine solche Trennung ehrenhaft gestalten kannst.  Wenn du dein Betrug bereust, teile das die Person mit. 

Ein Mann versteht nicht, warum seine Frau nicht mehr mit ihm schlafen will. Ihm fehlt die Sexualität sehr.  Er weicht in Pornographie und Selbst-Befriedigung aus, um ihr nicht Fremd zu gehen.  Sie aber empfindet gerade das als ein schwer-wiegender Vertrauensbruch. Es erfüllt auch alle Kriterien für das Fremdgehen (heimlich / emotional befriedigend für ihn / und sexuelle Alchemie).  Erst lange nach der Trennung, begriff sie, dass im Lauf der Ehe, sie sich zunehmend nach mehr emotionale, spirituelle und verspielte Sex sehnte und nicht mehr mit gegenseitiger Triebbefriedigung zufrieden war.  Er war aber ganz zufrieden damit, einfach regelmäßig seinen Trieb mit ihr zu erleichtern.  Er verstand ihr Anliegen gar nicht, fühlte sich ehelich vernachlässigt und im Recht, sowie er die Ehe und die Sexualität in der Ehe verstand.  Als das Schuldprinzip für die Scheidung Auswirkung hatte, galt ehelicher Beischlaf als Pflicht auch wenn es einem Partner missfiel. Es war auch Pflicht, das Missfallen nicht den Partner zu zeigen! Heute gilt die „eheliche Treue“, also die „Ausschließlichkeit der Geschlechtsgemeinschaft der Ehegatten“, als Pflicht. Sie ist aber nicht rechtswirksam für die Scheidung, da für die Scheidung das Zerrüttungsprinzip gilt.  Sie kann sich allerdings für die Höhe des Unterhalts noch mitentscheidend sein, je nach Auslegung des Gerichts!  Diese Geschichte ist für viele Paare prototypisch. Heute müssen Paare nicht zusammenbleiben. Eventuell hätte eine dritte unparteiische Person das Paar damals helfen können.  Aber der Freundeskreis und die Familie von ihm hat stattdessen sie „gemobbt“, d.h. so lange ohne jegliches Verständnis für ihr Anliegen Druck erzeugt, bis sie gegangen ist. So kann es auch kommen. 

Experiment

Wenn du betrogen worden bist, weißt du sehr genau, welche detektivische Aktivität du brauchst, um das Geheimnis aufzudecken und das Gespräch zu erzwingen.  Achte auf deine Wut.  Sie sagt dir, dass Erfolg von einer unkonventionellen Vorgehensweise abhängig ist. Du brauchst einen klaren Kopf, um die richtige Strategie zu finden.  Sammele deine Geistesblitze, spiele sie in Gedanken, oder im Gespräch mit Vertrauenspersonen, durch.  Gibt acht, dass deine Vertrauenspersonen unparteiisch sind, sonst kannst du im Zugzwang ihrer Meinung geraten.  Achte auf deine Verletztheit.  Sie sagt dir, dass du sehr viel liebevolle Zuwendung brauchst, um die Kraft zu sammeln, die du brauchst, um dir selbe treu zu bleiben UND eine Lösung mit deiner Partnerin /deinem Partner zu finden, die integer ist und dein Wachstum und deine Entfaltung fördert. 

In Schmerzen rumwühlen kann leicht eine Suchtqualität bekommen.  Insbesondere wenn das Leben irgendwie zu wenig Abendteuer und positive Erregung in der Zeit unmittelbar vor dem Auffliegen des Betrugs geliefert hat.  Es ist aber gesunder auf dem Weg zur Augenhöhe und Selbstentfaltung, das Bedürfnis danach sinnvoll zu kanalisieren. Bedenke, du bist verantwortlich für die Gestaltung deines Schicksalswegs.

5. Inklusion

Vor einiger Zeit bekam ich folgendes Gespräch mit: Ein Mann fragte eine Frau, wie es ihr mit ihrer neuen Liebe ginge.  Sie antwortet, dass es schwierig geworden ist. Er bemerkte, es sei sinnvoll zu beachten, dass ein männliches Wesen nur ein X-Chromosom habe, was nach neusten neuro-biologischen Erkenntnisse mit einer Behinderung gleich zu setzen ist. Wenn sie auf eine Inklusionssprache sich umstellen könne, wäre es sicherlich in der Liebe einfacher. Die Frau lachte und wechselte das Thema.  Ich aber fühlte mich, wie von Donner gerührt. Denn der Sprachstil der Inklusion ist das exakte Korrelat, das ergänzende Gegenstuck, zu dem Subjekt/Prädikat/Objekt Tradition in einer hierarchischen Weltordnung. 

Die Sprache, die von Subjekt, Prädikat und Objekt ausgeht, ziel auf eine Klärung der Machtverhältnisse.  Wer die Tätigkeit diktiert oder urteilt ist mächtiger. Willst du herrschen, kümmert dich das Leid, das du anrichtest, weniger als die Sicherung deiner Macht und somit außenbestimmter Wertschätzung. Andererseits, willst du kooperieren oder gar kollaborieren in den Diensten eines gemeinsamen Ziels, dann ist für dich eine gedeihliche Wirkung deiner Botschaften, ein Indiz dafür, dass die Beziehung zwischen Euch gut genug ist, um mit deinem Gesprächspartner ein Schulterschluss für eine gemeinsame Sache zu machen. Dazu kommt, dass gemäß der hypnotherapeutischen Erfahrung bedeuten drei Mal Zustimmung auf eine Botschaft von Dir eine wirksame Voraussetzung für Zusammenarbeit, weil um sie zu bekommen, hast du dich auf deinen Gesprächspartner eingestimmt. 

Der Kern der Inklusionsformen der Interaktion besteht aus einem „response to intervention“-Prinzip. Anders gesagt, stärkt die Wirkung deiner Botschaft die Freude und das Bündnis der Beteiligten, dann präge dein Vorgehen ein und wiederhole das Muster.  Ist die Wirkung oder Antwort, die du mit deiner Botschaft geerntet hast, für Teamarbeit unbrauchbar, verwerfe die Haltung und die Sprachstrategie, die die Botschaft getragen hat. Deine Fähigkeit, urteilsfrei dein Gegenüber wahrzunehmen ist einer notwendige aber nicht ausreichende Aspekt der Kommunikation auf Augenhöhe. Ein zweiter ganz wichtiger Aspekt ist wie „Präsent“ du bei der Interaktion bist. Präsent bist du, wenn dir nichts gleichzeitig durch den Kopf geht, wenn deine Aufmerksamkeit gänzlich auf dein Gegenüber ruht. Sinnliche Wahrnehmung ist am präzisesten und am differenziertesten bei einem mittleren durchlässigen Körperspannung.  Deswegen sind die Erfahrungen in den ersten Teil dieses Buches Grundlage für den zweiten Teil. 

An dieser Stelle ist es sinnvoll, das Phänomen der Inklusion zu beleuchten. In der Mathematik bedeutete Inklusion ursprünglich in der Mengenlehre das Einbeziehen alle, die in der Menge enthalten sind. In der Mineralogie bedeutet Inklusion den Einschluss von Fremd-Substanzen in Kristallen.  Mit der zunehmenden Beachtung des Begriffs "Menschenrecht" wurde der Inklusionsbegriff zunehmend in der Soziologie und Pädagogik übernommen. Dort bedeutet er das gegenseitige Miteinbezogensein unter Menschen, die sich in Hinblick auf diskriminierenden Merkmalen fremd wären. Das Resultat ist mindestens Kooperation, wenn nicht kollaborative Zusammenarbeit in den Diensten eines gemeinsamen Ziels. Inklusion steht für einen Sprachstil, die das gleichberechtigte Teilhabe an der Gemeinschaft fördert und sichert, unabhängig von den Merkmalen, die Unterschiedlichkeit dokumentieren, wie „ich bin groß, du bist klein“, „ich bin reich, du bist arm“, „ich bin Mann, du bist Frau“, „meine Familie ist zugezogen, deine Familie hat seit Generationen hier gelebt.“ …oder ähnliches.

PflegerInnen, ErzieherInnen, Sonderschul-LehrerInnen haben entdeckt, dass wenn sie auf einer Inklusionssprache umlernen, verwandelt sich der misslaunige, widerständische, unaufmerksame, leidende Haufen der Individuen, mit denen sie früher gearbeitet haben, in eine lebendige, kreative, intelligente und kooperative Gemeinschaft. Dort, wo früher die Diskriminierten alltäglich erführen, dass sie die sogenannten gesellschaftlich „Schwächeren“ waren und nicht als interessanten Individuen ernst genommen werden, befinden sich Nester der Augenhöhe. Ziel der inklusiven Kommunikation ist es, die Interaktion so an die Veranlagungen der Beteiligten anzupassen, das jede/r Best möglichst davon profitiert.

Auch hier flimmern „Kippbilder“ (siehe Kapitel 5.5.), die uns sympathischen Diversität oder sympathischen Homogenität / Freund oder Feind / potentielle Kollaboration oder Konkurrenz zeigen.  Können wir beide Perspektiven einnehmen, flimmert es solange im Gehirn, bis wir uns für den Augenblick entscheiden. 

Experiment

Prüfe, ob du Sprachformeln benutzt, die signalisieren, dass du die Oberhand hast und/oder bereit bist, Druck einzusetzen, weil dich einiges an dein Gegenüber nicht deine Erwartungen entsprechen.  Sprichst du mit einen leicht bis deutlich genervten Ton mit der anderen Person? Sagst du Sachen wie: „Wie kannst du sowas machen?“  „Weißt du gar nicht, wie man ABC erledigt?“  „Du bist faul und egoistisch und lässt mich hier ackern!“ „Hast du schon XYZ endlich gemacht.“   Versteckst du deine Anweisungen oder Wünsche in Sätze wie, „Wollen wir XYZ nun endlich machen?“ 

Fühl in dich hinein. Wie geht es dir, wenn jemand so mit dir spricht? 

Das „Normale“ in unserer Kultur bisher ist es, der Druck, die Erwartungen und die alltäglichen Abwertungen einfach hinzunehmen.  Dazu kommt, dass wir präziser durch Unterschiede wahrnehmen. Ich erkenne „kalt“ durch einen Vergleich mit „warm“. Der Urteil der Unterschiede zwischen uns schärfen aber unsere Wahrnehmung nicht!  Sondern die Unterschiede in der Tonalität der Stimme, der Spannung des Körpers, die visuelle Variationen und viele andere Qualitäten des wahrgenommenen Gegenübers, die uns ermöglichen das Wessen in all seiner Qualitäten wahr- und ernst zu nehmen. Natürlich ist es immer erstmal einfacher, dass weiter zu machen, was im inneren Programm der Gewohnheiten eingespielt ist. Häufig bedeutet das, dass wir uns nicht auf Augenhöhe selbst bringen, nicht unsere Gefühle bewusst machen, nicht wissen, welche Bedürfnisse in uns eigentlich gären und ohne Verantwortung für eine gemeinschaftlichen Lösung einfach mehr oder weniger grob um uns schlagen. Anders gesagt, wir leben einfach das, was uns vorgelebt wird. Wer sich lebendig fühlen will ist damit aber nicht gut beraten. 

Experiment

Prüfe, wie oft du dich wunderst darüber wie die andere Person sich verhält. Beobachte dabei, was für Gefühle, das fremdartige Verhalten in dir auslösen.  Probiere mal – erstmal in der Vorstellung – Folgendes: Wenn es unangenehme Gefühle sind, kannst du sie erstmal annehmen und dahinter schauen, welche deiner Bedürfnisse sich meldet? 

Das Identifizieren, wie es um dich steht, ist Voraussetzung dafür, so klar zu deinen Bedürfnissen zu stehen, dass du jederzeit aus diesen Bedürfnissen handeln kann, wenn die Aussicht auf deren Verwirklichung gut ist. Hast du Bedürfnisse, die das Mitwirken einer anderen Person beinhalten, dann ist die Resonanz zwischen dir und dieser Person ausschlaggebend für die Verwirklichung deiner Bedürfnisse. Je mehr Erfahrung du damit hast, diese Resonanzfeld zu erzeugen, zu nähren und zu schützen, desto erfolgreicher kannst du deine Bedürfnisse wahr machen. Allerdings kann es sinnvoll sein, deine eigenen Bedürfnisse erstmal in Ruhezustand zu parken, bis du die Bedingungen für ihre Erfüllung hast.

Experiment

In der Vorstellung erstmal: nehme die Zeit, Kontakt zu der Person deiner Wahl oder die, die der Zufall dir einteilt, aufzunehmen.  Von deiner Seite aus, fülle Euer gemeinsames Resonanzfeld mit deinem Präsenz.  Lass deine Aufmerksamkeit auf sie ruhen.  Prüfe, ob ihre Botschaften bei dir richtig gelandet sind, indem du gelegentlich wiederholst oder zusammenfasst, was du gehört und wahrgenommen hast.  Orientiere dich ausschließlich an ihre Wahrheit und helfe sie, ihre Gefühle und das dahinter liegende Bedürfnis zu erfassen und zu formulieren.  Gleichzeitig bewahre dein Präsenz, deine Aufrichtung, deine Schönheit, deine Authentizität.  Wenn das nicht gelingt, distanziere dich so viel, wie du brauchst, um ganz du zu sein, und setze dann neu an. Übung macht Meister! 

Das letzte Experiment erforscht den Zustand der Empathie.  Vielleicht fällt dir auf, dass es sich ganz anders anfühlt als der Zustand der Sympathie. Bei Sympathie springt dein eigener Sympathikus an und macht dich handlungsbereit.  Du reagierst schon bevor du die Lage wirklich begriffen hast. Wenn du empathisch bist, bist du Präsent in dir ruhend und gleichzeitig mit einer eher diffusen Wahrnehmung gänzlich interessiert bei der anderen Person.  Empathie erzeugt Resonanz und bereitet den Boden für potentiellen Kooperation oder Kollaboration vor. 

Experiment

In deiner Vorstellung erstmal: Nachdem du dein eigenes Bedürfnis selbst verstanden hast und klar und positiv formulieren kannst, stell dich empathisch auf dein Gegenüber ein -z.B. indem du spürst bei dir, dass dein Partner tatsächlich dein „Schatz“ ist.  Dann bereite günstige Bedingungen vor – z.B. in dem du um Audienz bittest. Dein Sprachformel in diesem Fall kann etwa so klingen wie: „Hallo, Schatz!  Wann hast du ein Ohr für mich?“  Ein authentisch gemeinter Kosename und der Respekt, um Audienz zu bitten, anstatt mit dem Schleudergang deines rohen Gefühls ihn/sie anzusprechen, kann Wunder einleiten. Erst wenn du das Ohr deines Schatzes hast, sagst du sowas wie: „Ich komme schlecht damit klar, dass du am Computer sonntags hängst. Ich glaube, es macht mich so traurig, weil ich gerne Sonntagsfrüh ein gemeinsames Ritual – nur für uns beide – hätte. Kommt das für dich in Frage?“  Spiele in deiner Vorstellung mit Variationen dieses Szenario.

Jede Entscheidung, die du triffst, tut kund, ob du Leid oder Wunder in deiner inneren Haltung förderst. Mit Gram, Bedauern, Pessimismus und Groll sind unsere Kultur stark geprägt.  Eine Leitlinie vieler monotheistischen Glücksformeln ist die Belohnung nach dem Tod für das Leid auf Erden.  Dementsprechend sichert Leid-ertragen und in den gedanklichen Gewohnheiten Leid-erhöhen, Glück im Jenseits. Viel kompensatorisches Konsumverhalten und Machtmissbrauch ist durch diese Leitlinie gesichert.  Es lohnt sich das eigene Glauben auf Glück auf Erden zu sanieren!  Sich auf Wunder auszurichten ist tatsächlich eine handwerkliche Gewohnheit, die u.a. von skrupellosem Wahrnehmen und Akzeptanz des Wahrgenommen ausgeht.  Denn erst dann ist es möglich, Mitkreaturen auf diese Erde zum friedlichen Ko-Existenz oder -noch besser- zum vergnügten gemeinsamen Spiel mit der eigenen Sprache und das eigene Tun zu bewegen. 

Experiment

1. Szenario: Du hast ein Ziel. Du engagierst dich intensiv für seine Verwirklichung.  Es stockt alles und du bist „gezwungen“ zu warten.  Wie geht es dir dabei? 

2. Szenario: Du hast eine Ausrichtung.  Du engagierst dich, um sie zu verwirklichen unter Berücksichtigung eines Blickwinkels aus dem die Unberechenbarkeit von Bedingungen berücksichtigt sind.  Wie geht es dir dabei? 

Befriedigungsaufschub ist nach Sigmund Freud eine überlegte und kontrollierte Handlung, eine Überprüfung der Realität durch das Ich, das kanalisiert und lenkt und damit den freien Energiefluss steuert. Bewusster Aufschub oder Umweghandlungen führen nach Freuds sekundärem Handlungsmodell zu Luststeigerung. In den 1970iger Jahren führten Verhaltenstheoretiker Forschungsreihen durch, um zu erfahren, ob und wie die Fähigkeit des Befriedigungsaufschubs – also die Fähigkeit, auf eine Belohnung zu warten oder beharrlich über längere Zeit Einsatz für eine Belohnung, die sich erst langfristig auszahlt, zu bringen- funktioniert. Kämpft jemand für einen späteren Gewinn spielt das Bedürfnis, das den Gewinn befriedigt, eine ausschlaggebende Rolle. Die untersuchte Fragestellung war: Kann jemand sich von der Frustration der nicht sofortigen Befriedigung seiner Gelüste gut ablenken, kann er/sie sich darauf ausrichten und Einsatz bringen, wie die Gelegenheit sich bietet? Wer Lebendigkeit kennt, erkennt, dass es nicht um ideale Lösungen geht, sondern darum, das Beste aus den begrenzten Angeboten zu machen. Bedenke die zeitlose Weisheit des Spruchs, „wenn du es eilig hast, mach einen Umweg.“

Die Erfahrung und die Forschung der letzten Dekaden zeigen, dass wenn in einer Gruppe die Individuen auf Konkurrenz ausgerichtet sind, ist das gruppendynamische Ergebnis deutlich schlechter als eine einzige Person – egal wie fachkompetent! - erreichen würde. In der Zeit in der Konkurrenz als biologisch vorgegeben gehandelt wurde, wurde weder das Phänomen Glück noch das Phänomen Teamarbeit erforscht. Erst mit dem Aufkommen der positiven Psychologie in den 1990iger Jahren sind die ersten Erforschungen der Bedingungen, die emotionales Wohlbefinden für das Individuum und effektive Zusammenarbeit für Gemeinschaft, ins Visier der Wissenschaft aufgenommen wurden.  Damit ist der Paradigma-Wandel, mit dem wir zu tun haben, in der Wissenschaft vorbereitet worden. Inzwischen erfahren immer mehr Betriebe, wie es ist, wenn die Art des Umgangs und die bloße Tatsache des Miteinanders Glücksgefühle und Bedürfnisbefriedigung mit sich bringt. Ist man ein Teil vom Team, der ein gemeinsames Ziel verfolgt, erlebt das Individuum diese Ausrichtung im Rahmen von Teamgeist und eine Gewissheit der Gemeinschaft.  Dazu kommt, dass Kooperation offensichtlich biologisch tatsächlich als genetische Programm vorbestimmt ist, während Konkurrenz nur sehr begrenzt in der Tierwelt vorkommt und bei Menschen eher ein Notprogramm und ein kulturell-vererbtes Programm ist. Instinktiv weiß das Individuum, dass wenn die Gemeinschaft als Team agiert, ist das Ergebnis wesentlich besser als er/sie allein bewirken könnte. Eine Gruppe, die die Diversität ihrer Mitglieder als Schatzkiste betrachtet, ist in der Lage über Kollaboration herausragende Resultate zu produzieren.  Erst die letzte Form der Gruppeninteraktion verwirklicht eine „inklusive“ Vorgehensweise. 

Experiment

Stell dir vor: Du und deine*r Partner*in wollen ein Projekt verwirklichen. Prüfe welche Aufgaben es zu lösen gibt. Prüfe welche Stärken, Talente, Vorlieben Ihr jeweils habt. Erforsche welche persönlichen Bedürfnisse ihr jeweils in der Realisation des Projekts befriedigen würden. Teil die Aufgaben so auf, dass jede*r das macht, was er/sie gut kann und ihm/ihr auf irgendeiner Art Freude macht. Stimme Euch immer wieder auf neuen Bedingungen ein, die sich während des Prozesses ergeben.   Fühlt sich das vertraut an.  Stell dir vor, wie Ihr diese Vorgehensweise über Zeit verstärkt, vertieft und verfeinert? 

Irren ist nicht nur menschlich!  Auch Ameisen, Bienen, Vögel, Wurzeln, alles Lebendige irrt sich, korrigiert, setzt neu an, ändert Richtung, richtet sich aus und passt sich dann die Bedingungen an. Umwege gehören zum Leben. Versuch und Irrtum. Die Fähigkeit, zu erkennen, dass ich fehlbar bin, mich geirrt habe, ich verantwortlich für meinen Fehler bin und dass eine neue Ausrichtung durch den Fehler zustande kommt (wenn ich das nicht behindere), bedeutet auf Augenhöhe mit meinen Spielgefährten aber auch mit meiner Umwelt zu sein. Die schönsten Bewegungsabläufe in Argentinischen Tango sind aus Fehltritten gewachsen. Der mühseligen Weg ist Schaden bewerkstelligen > erkennen, dass es ein Fehler war > mich schämen > meine Reue spüren > gedeihliche Alternative für die Interaktion, in der ich den Fehler gemacht habe, suchen > die neue Kompetenzen trainieren und somit den Fehler beheben. Wir befassen uns aber gerade mit Inklusion als Kommunikation auf Augenhöhe. Können wir uns innerlich auf Wertschätzung und Augenhöhe aufrichten oder befinden uns sogar schon in der Aufrichtung, dann ist der Weg, den Fehler zu beheben, viel einfacher. Upps! >`Tschuldige! > Wie geht es dir? > Und dann präsent und empathisch sein, bis eine kollaborative Lösung entsteht.

Experiment

Such dir einer deiner Fehler als Übungsgegenstand aus. Betrachte das Unheil, das du angerichtet hast. Wenn dein Fehltritt eine andere Person getroffen hat, spiele die Interaktion mit dieser Person durch.  Wenn dein Fehltritt nur dich selbst beschmutzt, teile dich innerlich in zwei oder drei Personen auf, um mit dir selbst wieder in Einklang zu kommen. Hier ist Zeitlupe, beziehungsweise Zeitlosigkeit angesagt. Spüre, ob es in dir eher den Weg der Scham oder der Weg des „Upps!“ sich einfädelt. Schau, ob du zwischen Scham und „Upps!“ hin und her schalten kannst.  Nimm zuerst den Weg, der spontan dir am leichtesten fällt. 

a) Schaden bewerkstelligen > erkennen, dass es ein Fehler war > mich schämen > meine Reue spüren > gedeihliche Alternative für die Interaktion, in der ich den Fehler gemacht habe, suchen > die neuen Kompetenzen trainieren und somit den Fehler beheben. Oder 

b) Upps! >`Tschuldige! > Wie geht es dir? > Und dann präsent und empathisch sein, bis eine kollaborative Lösung entsteht
 

H´ONO PONO PONO heißt ein Hawaiinische Brauch, um Menschen mit sich, mit anderen Menschen und/oder mit ihrer Umwelt in Einklang zu bringen.  Die Grundannahme ist, dass das Lebendige auf Harmonie, „Liebe“ und der freie Fluss der Energie ausgerichtet ist. Wenn das Lebendige die höhere oder gar die höchste Macht ist, dann ist die Ursünde, die jeder Mensch mit seinem komplexen Gehirn begehen kann, der Fluss des Lebens zu blockieren. Wie der Nahkampftrainer mir beigebracht hat, ist der Seinszustand, in dem der Mensch sich als natürlichen Teil der Natur bewegt, das Gleichgewicht, das selbstverständlich die Wahrnehmung und den Umgang mit Gefahr regelt. Es geht auch und automatisch einher mit fließender Interaktion/ Co-Existenz/ Kooperation oder Kollaboration mit der dich umgebenden Umwelt, egal wie sie beschaffen ist. Dieses Niveau an natürliche Inklusion pflegt die Hawaiianische Tradition mit H´ONO PONO PONO. 

O PONO PONO

Der Hawaianischen Praxis der inneren und äußeren Konfliktauflösung

    Ich liebe Dich.

Verbinde dich mit dem Lebendigen, so wie es dir gelingt. Wenn du verbunden bist, genieße das Lächeln, das hoch kommt. Wenn du so die Liebe und das Lächeln spürst, dann grüße das Leben – mit den Worten. 

Es tut mir leid.

Wir neigen dazu, anzuspannen, wenn wir von dem Schädlichen berührt werden. Dabei nähren wir und halten das Schädliche fest.   Dadurch geben wir dem Schädlichen mehr Macht.  Wenn wir das erkennen, sind die Worte wahr und schlichte Ausdruck dieser Wahrheit. 

Verzeih mir.

Das Lebendige ist Liebe und Freude und Gedeihen. Es durchsiebt uns ständig solang wir leben. Das Lebendige hält das, was nicht   göttlich/himmlisch ist, nicht fest. Es verzeiht immer. Wenn wir uns mit dem Lebendigen verbinden, können wir das Schädliche loslassen.  Dadurch kann es transformiert werden.  Scheiße zum Dünger!  Diese Worte lösen die Entgiftung aus. Dies ist die Voraussetzung für die Wiedervereinigung mit dem Lebendigen. 

Danke!

Zu dem Lebendigen /Himmlischen zurückzukehren tut so gut.   Nachdem wir die Erfahrung auf dem Pfad des Schmerzens und des Hässlichen gemacht haben, kommt die Freude und damit das Lächeln der Liebe wieder hoch.  Das Göttliche gehört uns immer und ist doch gleichzeitig ein wunderschönes Geschenk des Lebens selbst.

Danke = ich liebe Dich = ich freue mich 

 

Na gut, angenommen du hast dich im Einklang mit dem Fluss des Lebens gebracht, wie gehst du mit deiner/m Liebsten inklusiv um, wenn er um jeden Preis an ihrer/seiner aggressiven, missachtenden, abwertenden Haltung und Verhalten festhält?

Wenn jemand glaubt in Recht zu sein und mit „mobbing“ Mitteln versucht, dieser Recht durch zu setzten, brauchst du die Beharrlichkeit des Wassers, der sanft und unaufhörlich seine Ausrichtung nachgeht. Es ist leichter damit umzugehen, wenn du achtsam, aus einem inneren Sicherheitsabstand, mit guter und notfalls radikaler Selbstversorgung als Basis ihn liebevoll betrachtest und erforschst, woran er/sie eigentlich glaubt, welche Bedürfnisse dieses Glauben dient und welche Konsequenzen dieser Glaube für ihn/sie hat. Manchmal ist es sinnvoll und notwendig alle Trennungswege, die du hast gründlich zu prüfen und vorzubereiten. Denn erst wenn du dich trennen kannst und du in deiner Mitte, deine Kraft und deine Bedürfnisse bewusst bist, hast du die Wahl noch etwas Einsatz für den Wunder der Liebe zu bringen.  Dann kannst du auch deine eigene Augenhöhe in Umgang mit ihm/ihr bewahren und mit ihm/ihr weiter einen gemeinsamen Weg erforschen. 

Experiment

Eigne dir ein Repertoire von einfühlsamen Fragen, wie folgt, an.  „Glaubst du, es sei gut, mich grob zur Recht zu weisen? ... mich so zu begrüßen?  …mich zu beschimpfen?  Angenommen er/sie lehnt deine Frage als versteckte Unterstellung ab, suche wissbegierig nach einer Formulierung, die er/sie zustimmt oder gar selbe nutzt, um das Glauben, das er/sie seinen festgefahrenen Umgang speist, zu kennzeichnen. Angenommen er/sie signalisiert dir, dass er das, was du formulierst tatsächlich glaubt, befasse dich mit ihm/ihr und ihrem/seinem Glauben mit folgendem Typus von Fragen: „Seit wann glaubst du xyz?“ „Was oder Wer vertritt das Gleiche?“ „Woran erkennst du die Glaubwürdigkeit deiner Bezugsgruppe?“

„Was müsste passieren, damit du dein „Experte“ dein Vertrauen entziehen würdest?“ Prüfe immer wieder deine innere Haltung! Bist du selbst auf deine beste Augenhöhe? Bist du liebevoll und wirklich an seine Antworten interessiert? Wenn du dich doch in eine rhetorische oder abwertende Haltung verhedderst, entschuldige dich und zieh dich zurück, bis du wertschätzend das Gespräch vorführen kannst. 

Es ist üblich in einer machthierarchischen Gesellschaft lautstark oder uneinsichtig Meinungen und Urteilen zu vertreten.  Begegnet dich dein*e Partner*in aus einer herkömmlichen Haltung, wird er/sie sich nur auf eine Änderung einlassen, wenn er/sie sich wertschätzt fühlt und ein eigenes Motiv für die Zusammenarbeit mit dir hat. Wenn du dich von ihm/ihr angegriffen oder verletzt fühlst, steig aus dem Gespräch raus.  Nur wenn du auf deinem Selbst-Schutz achtest, kannst du das sehr sinnvolle Gespräch über eine Meinung, die Eure Liebe beeinträchtigt, führen. Wenn du ruhig, klar und zugewandt deutlich macht, dass du eine andere Meinung vertrittst, wirkst du souverän genug, um wahrgenommen zu werden. 

Experiment

Schau, ob die folgenden Formeln dir helfen, rechtzeitig aus unerfreulichen Gesprächen auszusteigen oder souverän und für deinen Gesprächspartner beeindruckend wahrnehmbar zu sein. Je häufiger du sie in deiner Vorstellung deutlich sprichst, desto eher benutzt du sie „im Eifer des Gefechts“. „Ich sehe die Sache anders, wie du.“ „Ich wünsche mir, dass wir wertschätzend mit einander umgehen.“ Ich habe das Bedürfnis, mit dir glücklich zu sein.“ „Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass es „herzlich und hart“ (Achtung! Nur Phasen oder Worte benutzen, die er/sie selbst nutzt oder er/sie begrüßt!) ist, mich zurecht zu weisen. Für mich ist das aber nicht attraktiv.“ „Wir haben bei aller Unterschieden folgende Gemeinsamkeiten (nenne sie!), findest du das auch?“ „O ja, in dem Punkt sind wir uns einig.“ „Ja, den Aspekt sehe ich genauso.“ „Der Spruch hat mich gerade richtig verletzt.  Ich steige erstmal aus. Wir können gerne das Gespräch weiterführen, nachdem ich mich von dem Schlag erholt habe.“ Wenn du diese Sätze vorliest, dir auswendig lernst, dir vorstellst, sie in einer realen Interaktion zu sprechen, wie geht es dir? Erst, wenn du merkst, sie fühlen sie richtig an und es gefällt dir, so zu sprechen, wende sie in der Realität an. 

Sprüche klopfen ist eine Art Vernebelung, wenn jemand sich von einem augenhöhe-fördernden Gespräch überfordert fühlt. Um Augenhöhe selbst zu bewahren, ist es einerseits immer wieder notwendig aus verletzenden Gesprächen auszusteigen. Respekt ist die Basis für Wertschätzung.  Bist du sensibel und verletzbar in dem Lebendigkeitsfluss unterwegs, weichst du Verletzungen aus oder ziehst dich zurück, um deine Wunde zu versorgen und abzuheilen.  Respekt davor, wie weh Worte tun können, lässt dich immer wieder neu und selbstbewusst mit mehr Kompetenzen einsteigen. Respekt davor, dass dein Mitmensch gerade tatsächlich das Beste macht, was ihm gerade gelingt, schützt deine Liebe. Zwang erhöhen oder aushalten, ist schädlich und respektlos. Der alltagsübliche Mobber steht vor dem Gefühl eines Statusverlustes.  Erst wenn ihm die unmittelbare und aber auch Langzeit-Vorteile einer Teamarbeit erfassbar sind, kann er den vermeintlichen Abstieg als sicherer Hafen des Gedeihens vorstellen.  Der Weg ist aber beängstigend und beschwerlich.  Ein Opfer, der das erkennt und respektvoll damit umgeht, hat wesentlich bessere Erfolgsaussichten als einer, der gegen Nachteile und für Vorteile kämpft. Ein Täter, der das erkennt, geht respektvoller und achtsamer mit sich und anderen um.

Experiment

Prüfe in deiner Vorstellung, ob es dir gelingt, von einem Resonanz-schädlichen Spruch auf eine Resonanz-fördernde emotionale Botschaft zu schalten.  „Wenn ich dich richtig verstehe, bist du (z.B.) genervt, weil ich nicht lockerlasse und dein Bedürfnis, vergnügt dein Tag für dich zu gestalten ohne mich zu berücksichtigen, mit meinem Bedürfnis, unsere Liebe zu spüren und leben, dazwischenkomme. Stimmt das?“ „Ich freue mich, wenn es dir gut geht!  Glaubst du mir?“ „ich glaube, wir kriegen unsere Bedürfnisse unter einem Hut!“ 

Kommunikationsgewohnheiten Richtung Augenhöhe zu ändern bedarf Beharrlichkeit, Verspieltheit, Aufbau auf reale Erfolge, Gelassenheit und die Bereitschaft, alles auf den Bedürfnissen und Wesenszüge der Beteiligten maßzuschneidern. Leistung orientiert sich an Uhrzeit und materiellen Gewinn. Emotionale Lebensqualität breitet sich aus, dort wo Gelegenheiten dazu erkannt und genutzt werden. Untersuchungen zu Glück zeigen, dass wenn Menschen sich ohne Zeitgefühl miteinander „abhängen“ und sich ziellos austauschen, steigt das Wohlbefinden, die Gesundheitswerte und die Effektivität der Wirtschaft. Nimm dir ein Häppchen Zeitlosigkeit, um sich mit deinen Liebsten zu befassen, sie zu entdecken, mit ihm/ihr auszuruhen. 

Experiment

Notiere dir die Merkmale, die dir an deiner/deinem Liebsten Freude machen. Notiere die Botschaften, die du annehmen und nachvollziehen kannst – notfalls formuliere sie wertschätzend um. Schreibe die Ziele, Wünsche, Bedürfnisse deines Partners auf.  Liste die Eigenschaften und Errungenschaften, auf die, er/sie Stolz ist. Notiere, was er/sie an sich schätzt und wo er/sie sich verletzbar, schwach, oder angreifbar fühlt. Male ein Bild von ihm/ihr, das ihn/sie in ihrer Schönheit und Beschaffenheit wiedergibt und male die Verbindungen, die er/sie zu die ihm/ihr wichtigen Anderen lebt. Schreib das Gemeinsame und das wunderliche Unterschiedliche auf. Wo könnt Ihr Euch immer wieder mit Freude begegnen. Mach dich immer wieder neu mit ihm/ihr vertraut.  Die Lebenszeit, die du damit investierst, zahlt sich in emotionalen Wohlstand aus.  Ob du mit ihm/ihr zusammenbleibst oder nicht, deine eigene Fähigkeit, ihn/sie wertzuschätzen – also auf Augenhöhe zu lieben- wächst und du als Individuum wirst glücklicher und lebendiger dabei. 

Unsere gemeinsame Ausgangsbasis ist eine verurteilende, Machtstellung-sichernde Kultur und das Irrtümer zum Leben gehört. Mach dir immer wieder klar, dass du als Mensch die gleichen oder ähnlichen Fehler, wie der Andere macht, machen kannst. Übe das Empathische so oft du kannst und bedenke, dass wenn dein sympathisches Nervensystem anspringt, du auch dich verheddern kannst. Gib zu, wenn du auf Täuschungen reingefallen bist, wenn du jemand verletzt hast, wenn du deine Ziele und Anspruche verraten hast.  Es passiert uns alle. Erlebst du Sympathie, Interesse, Verbundenheit, Verzauberung in der Begegnung, dann signalisiere das! Sei transparent, ehrlich und kooperationsbereit so oft du kannst. 

Experiment

Weil du einen Satz denkst, heißt lange nicht, dass deinen Mund, deine Zunge und deine Stimme sie formen kann. Daher ist es wichtig, Sätze laut zu denken. Lausche, wie du klingst, wenn du Verantwortung für deinen Fehltritten übernimmst. Spreche Sätze wie „O Mist! Das tut mir leid.“ „Ja, ich schäme mich für mein Verhalten vorhin.“ „Das ist mir reichlich misslungen.“ „Wie kann ich das für dich in Ordnung bringen, was ich da verbrochen habe?“ „O je, da war ich gerade grob. Das bereue ich sehr.  Was brauchst du, um mich zu verzeihen?“ 

In einer Kultur in der Debattierkunst, Konkurrenz, und Rechthaberei geübt werden, sind wir oft zu mondän zum Staunen und wach und neugierig etwas zu erforschen. Fragst du ein Kind, wieviel 3 plus 3 macht, und das Kind sagt ganz selbst bewusst 7! Musst du es korrigieren oder kannst du tatsächlich interessiert und wohlwollend fragen, „wie kommst du darauf?“ Wenn deine Frage wirklich ernst gemeint ist und vom Herzen kommt, erzeugt es einen Resonanzfeld in dem kooperatives oder gar kollaboratives Lernen sich entfaltet. Lernen ist die natürliche Aktivität des gesunden Gehirns und setzt sich mindestens bis zum Grab fort, egal wie viel Gehirnzellen vorher absterben.

6. Gedeihliche Kommunikation

Beobachte die Wirkung deiner Botschaften.  Fördern sie das Wohl der Beteiligten und tragen zu einer positiven Konnektivität, ist die Kommunikation gedeihlich. Wenn du dabei bist, deine emotionale Lebensqualität zu verbessern, ist es gut möglich, dass du erst durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Formen der Interaktion und über den Vergleich der Wirkungen erkennen kannst, ob du für dich eine gedeihliche Kommunikation pflegst. 

Dieser Abschnitt ist ein unvollständiges Sammelbecken der Beispiele für gedeihliche Kommunikation. Gemeinsam Musikmachen, Geschichten spinnen, Monologe halten oder lauschen, Rituale praktizieren, Fratzen schneiden, zusammen tanzen, in eine große Gruppe sich konform bewegen oder lauschen oder sprechen, usw. und so mehr! Interessanterweise können wechselseitige monologische Gesprächsabläufe gedeihlich sein, wenn sie vertrauensbildend oder einfach unterhaltsam sind. Sie können befriedigend jeweils sowohl für Lauschenden wie auch für den Sprechenden sein. Die Frage, wie gedeihlich Unterhaltung ist, sprengt den Rahmen dieses Buches.  Schädlich scheint es nicht zu sein! Bei seriellen Monologen geben die Beteiligten einfach einander Raum und Zeit abwechselnd. Wenn allerdings Beteiligten nicht zu Wort kommen, fehlt die Qualität von Augenhöhe, die wir hier suchen und untersuchen. Andererseits ist es liebevoll, jemand die/der Redebedarf hat, Gehör zu gewähren.  Einfach gehört zu sein ist eine Art Daseinsbestätigung und somit Beziehungspflege. 

Kommunikation formt das Verhalten.  Biologische Gesetzmäßigkeiten wirken immer mit. Gerade die Konditionierungsgesetzen von Aufbau und Löschung von Verhalten gestalten unseren Gewohnheiten. Sie können unbewusst, manipulativ, schädlich oder gedeihlich eingesetzt werden. Das Naturgesetz sagt, dass die Neigung eines Verhaltens sich zu wiederholen von seiner Wirkung abhängig ist.  Regt die Wirkung in einer Rückmeldungsschleife unserem Sympathikus an, die angenehm oder intensiv ist, verfestigt sich das Verhalten und wird automatischer.  Durch unseren Lerngehirn sind wir in der Lage das Gesetz ins Schädliche oder Ausbeuterische zu lenken – ähnlich wie das Naturgesetz der Kooperation von gelernter Konkurrenz überlagert wird. 

Experiment

Gewöhn dir an, dich zu freuen und deine Freude authentisch zu zeigen, wenn dein*e Liebste*r dir entgehen kommt.  Beobachte, wie das zuerst bewusst gesteuerte Verhalten durch die Belohnung ihrer/seiner Freude befestigt wird. 

Mein Lieblingshausarztbuch von der 1940iger Jahren von einem naturheilkundlichen eingestellten Arzt beriet die Jungverheiratete dazu ihren Ehemann ihren Bedürfniserfüllung in einer ruhigen, bestimmten, liebevollen Stimme ihn einzureden -während er schläft.  Sie solle sich auf seine Atmung einstimmen und nur während seiner Ausatmung wiederholt den gleichen Satz sprechen. Zum Beispiel: „Du schenkst mir Blumen als Ausdruck deiner Liebe“! Ja, er hat sie eine Hypnoseform nahgelegt! Unsere Alltagskommunikation ist voller „suggestive“ Techniken. Wenn sich mit dem Entspannungstechnik des Autogenes Training befasst hat, erkennt den Ablauf. „ich bin ganz ruhig“ beim Ausatmen in tiefer, ruhiger, bestimmter Stimme sprechen bewirkt Entspannung. Wer Suggestion bewusst benutzt, kann gedeihliche Kommunikation steuern.  Wie jedes Werkzeug kann sie auch zum Schaden eingesetzt werden.  Grundsätzlich ist aber der Geist/ das Gehirn auf Lebendigkeit und Gedeihen ausgerichtet und nimmt in der Entspannung das eher auf. Augenhöhe bedeutet den eigenen Job eigenständig und im Einklang mit den anderen Teammitglieder und mit dem Leben zu machen. Augenhöhe in unserem Sinne bedeutet Gutes für sich und anderen aktiv zu veranstalten!

Experiment

Welche Idee zur Stärkung Euer Bündnis möchtest du gerne in den Kopf deiner/deinem Partner*in einpflanzen.  Er/sie muss nicht dabei unbedingt schlafen.  Ihr könnt die Suggestion sogar verabreden!  Eine Person spricht ruhig, in tiefer natürlicher und bestimmter Stimme, und wiederholt den Satz 10 – 12 Mal während die andere sich entspannt und sich einfach darauf einlässt. 

Rituale, die das emotionale Wohl der Beteiligten pflegen, sind Beispiele für gedeihliche Kommunikation. Das folgende Experiment erzeugt einen leichten gemeinsamen Trance-Zustand. Insbesondere, wenn das „wir-Gefühl“ schwächelt, stimmt es die Dyade aufeinander. 

1. Experiment zur Zweit

Setz Euch jeweils aufrecht auf Stühle einander gegenüber solch, dass die Kniee circa 20 -30 Zentimeter auseinander sind.  Lege die Hände jeweils flach auf den eigenen Oberschenkel.  Entspanne die Augenmuskeln, um leicht unscharf zu sehen. Jede/r beschreibt leise und gleichzeitig mit dem Gegenüber was er/sie wahrnimmt, mit den folgenden Worten: ich sehe deine Augen, deine Hände, meine Hände… ich sehe deine Augen, deine Hände, meine Hände.  Spreche und erlebe diese Endlosschleife so lange Ihr Lust habt. 

Im Alltag geraten wir leicht von der Konnektivität ab. Gedeihen ist eine Qualität des Lebensfluss, in der jedes Element deutlich von jedes andere sich unterscheidet und doch Bewegungen mit der eigenen Beschaffenheit übernimmt und eine eigene Gestaltungsqualität beisteuert. Wenn es zu wild, chaotisch oder verkantet wird, kann bewusste Entschiedenheit sinnvoll, um eine Synchronizität wieder einzuführen. 

Experiment

Stell Euch zur Zweit hin. Nehme Euch achtsam in den Armen und synchronisiere Eure Ausatmung für drei volle Atemzüge. Dann lass los und geh jede ihren Weg. 

Sich gegenseitig Wünsche erfüllen tut gut. Viele Paare haben aber schlechte Erfahrung, weil sie Wünsche unklar äußern, nicht berücksichtigen, wie schwer die Wunscherfüllung für den Anderen ist, und/oder nicht gelernt haben fair zu verhandeln. Es ist sehr wichtig, den eigenen Wunsch eine „operationale Definition“ zu geben. Nicht „ich wünsche mir mehr Beachtung“, sondern „ich wünsche mir, wenn ich nach Hause komme, du würdest deins kurz unterbrechen, in den Eingang kommst und mich zur Begrüßung in den Armen nimmst.“ Nicht „ich wünsche, dass du umsichtiger bist und merkst, wenn was getan werden muss“, sondern „ich wünsche mir, dass du das Badezimmer einmal in der Woche putzt – am Besten Samstag früh, während ich einkaufe“. 

Experiment

Falte zwei Din4 Seiten die Länge nach. Die rechte Hälfte sollte so wie ein Akkordeon die Länge nach gefaltet werden, dass es zwei Spalten gibt, die jeweils vor oder weg geklappt werden können, sodass nur eine Spalte auf einmal sichtbar ist, es sei denn das Akkordeon wird auseinandergezogen.  Jede listet auf der linken Seite des eigenen Blatts 7 bis 10 konkret operationalisierten Wünsche auf. Wenn beide fertig sind, schreibt jede in dem ersten schmalen Spalt neben den jeweiligen Wünsch wie wichtig dieser Wünsch ist: 1 = ein Bisschen wichtig bis 10 = sehr wichtig.  Dieser Spalt wird unsichtbar weggeklappt, sodass ein freier Spalt noch neben der Wunschliste ist.  Jetzt tauscht Ihr Wunschlisten, schaut keinesfalls auf die Wichtigkeitsspalt der anderen und schreibt in den bisher freien Spalt, wie subjektiv schwer der Wunsch der Andere zu erfüllen sei.  Erst danach setzt ihr Euch zusammen und zieht die Akkordeonseite auseinander, stellt Euch Fragen, verhandelt oder nimmt der Liste der Andere wohlwollend entgegen. 

Die Liebe- die Anziehung- und die Kommunikation, die Resonanzfelder und Konnektivität nährt, sind die Hauptbedingungen zur einen kollaboratives, glückliches Zusammenleben. Kollaboration wird hier wertfrei im Sinne der Wirtschaft benutzt.  Die Anziehung selbst ist Thema in dem nächsten Kapitel.  Der Aufbau von den emotionalen Grundlagen für die Kommunikation, die wir hier besprechen, wird in den ersten fünf Kapiteln beleuchtet und erprobt. Hier geht es um die Kommunikationsgewohnheiten, die die Liebe und die Kollaboration fördern. Die Paarbeziehung als Unternehmung zu betrachten eröffnet die Möglichkeiten, sie energetisch, emotional, psychologisch und praktisch zu handhaben. Denn so oder so sind die Aufgaben, die ein Paar konfrontieren, die langfristig miteinander gedeihen wollen, mit dem Konzept des Wirtschaftens, gut zu vereinbaren. Romantik, Verliebtsein, Umgang mit Erotik, Organisation im Familienbund und kompetenter Konfliktbewältigung ist da alles einbezogen. 

Eine Liebesbeziehung kann also als Organismus, als Team oder als Betrieb verstanden werden. Wer Erfahrung mit dem Konzept vom Familienrat oder Familienkonferenz hat, weiß dass regelmäßigen Besprechungen eine enorme positive Auswirkung auf die Grundstimmung in der Familie haben. In der liebenden Dyade wird eher von Betriebsbesprechungen gesprochen. Einmal der Woche am gleichen Tag zur gleichen Zeit mit einem ähnlichen Ablauf hat sich für viele Paare bewährt.  20 oder 90 Minuten sind alternativ gute Zeitbegrenzungen. Es ist sinnvoll, mit kleinen Ritualen, wie sich gegenseitig drei Dinge benennen, die ich besonders an dich liebe und welche Sachen sind zwischen uns wirklich gut gelaufen seit der letzten Betriebstreff. Danach ist das Forum offen, um Aufgaben, Wünsche, Konflikte, oder Ausflüge zu besprechen.  Falls die Gemüter sich erhitzen, greift das Paar zu den gemeinsamen Monologen zurück.  Ein Abschlussritual macht die Sache rund: Kuchen essen, sich umarmen, Handschlag mit Schmunzeln oder sonst was. 

Experiment

Vereinbar einen Test: Betreibsitzung, um den Vorgehensweise abzusprechen und erste Erfahrungen mit dem beschriebenen Ablauf: Zeit festlegen und Wecker stellen, mobile Telefone ausstellen und sich sonst vor Unterbrechungen schützen, jeweils 3 Dinge, die ich an dich liebe / was ist in der letzten Zeit gut zwischen uns gelaufen / was steht an, emotional mit einander zu klären, wie Wünsche, Konflikte, kniffelige Organisation. Kleine Abschlussritual vollziehen. 

Im Sinne unser Thema, ist das Ziel der Kommunikation zwischen Liebenden, dass sie Wachstum, Entwicklung und Zufriedenheit der Beteiligten fördert.  Obwohl Kommunikation nicht nur Problem, bzw. Konflikt-Lösung dient, kann ein Liebespaar nur gedeihen, wenn sie das tut. Kristallisiert sich ein Problem oder Konflikt heraus, wechseln die Beteiligten in einem Problemlösungsmodus. Dies beginnt mit der Erarbeitung einer klaren einvernehmlichen Beschreibung des Problems. Als zweite Schritt wird wertfrei fantasiert, wie eine Lösung ausschauen könnte. Die Gesprächspartner einigen sich auf eine erfolgversprechende Lösung oder jeder setzt die ihm/ihr schlüssigste Lösung um. Hinterher wird geprüft, ob das Problem gelöst wurde.  Gegebenenfalls fließen gemachte Erfahrungen in der nächsten Gesprächsrunde. 

So ergänzen sich die Gesprächsbeteiligten gegenseitig.  Der Gemeinschaft agiert inklusiv und nutzt die Diversität/ Unterschiedlichkeiten ihrer Mitglieder zur Gunsten Alle. Eine solche Beziehung erlebt eine höhere Intelligenz und Lebendigkeit als einzelne Mitglieder, unabhängig von ihre Solo- Leistungsfähigkeit. Unterbrechungen dieser Verlauf, um einzelne Bedürfnisse auf Pausen, Selbstregulierung, andere Aufgaben zu erledigen oder warum auch immer, haben erfahrungsgemäß eine bessere Wirkung auf den Ergebnissen als intensive ununterbrochene Gespräche. Vermutlich werden dadurch einzelne Schritte besser inkorporiert und somit beständiger / nachhaltiger.

Experiment

Prüfe, wie gut gerade die Konflikt- oder Problemlösung Euch gelingt. Falls nicht, reguliere immer wieder die eigene innere Augenhöhe und Wertschätzung.  Falls es Euch gut gelingt, entschlüssele gemeinsam Euer Erfolgsmuster, mache es Euch bewusst und kultiviere es mit Stolz und Genuss. 

Die Liebe, die Anziehung, und die Kommunikation, die Resonanzfelder und Konnektivität nährt, sind die Hauptbedingungen zur einen kollaboratives, glückliches Zusammenleben. Im besten Sinne des Wortes wirtschaftet ein Liebesbündnis solch, dass es emotionalen Wohlstand produziert. 

Augenkontakt ist eine besondere Form der Kommunikation, die für Liebe, Resonanz und Vertrauen eine große Wirkung hat.  Dennoch bedeutet sie für unterschiedlichen Wesen, Unterschiedliches. Für manche Tierarten und für manche Menschen bedeutet Augenkontakt eine Klärung der Machtverhältnisse.  Wer sie länger durchhält ist dominant. Jeder Mensch hat dominante und untergeordnete Wahrnehmungssinne.  Wer visuell veranlagt ist, sucht über Augenkontakt emotionale Kontakt herzustellen. Es ist aber gut möglich, dass wenn jemand akustisch orientiert ist, dass er/sie von dem visuellen Reiz des Augenkontakts von den akustischen Botschaften abgelenkt und verwirrt wird. 

Experiment

Beobachte, wie wichtig dir den Augenkontakt im Gespräch ist.  Ist es dir wichtig und irritiert es dich, wenn dein*e Partner*in wegschaut, während du sprichst, dann erforsche die Lage.  Frag ihn/ihr, ob er sich besser mit oder ohne Augenkontakt das Gesagte aufnehmen kann. Lass Unterschiede einfach als wunderliche Phänomene stehen und schaue, wie es dir mit Eurer Kommunikation geht, nach der Klärung. 

Unabhängig davon, wie wichtig Augenkontakt für den Fokus beim Zuhören ist, scheint ausgedehnte Augenkontakt für die Liebe nahrhaft zu sein.  Denn ruhst du dich in den Augen deines Gegenübers aus, wächst Vertrauen, Verbundenheit, Zuversicht und Verliebtheit. Probiere es aus!

Experiment

Setzt Ihr Euch entspannt so gegenüber, dass es bequem ist, gegenseitig in den Augen des Anderen zu ruhen.  Setzt ein Timer auf 4 Minuten und halte ruhig den Augenkontakt solange bis der Timer läutet. Beende das Experiment mit Strecken, Dehnen, Lächeln oder wertschätzendes Kommentieren. Wiederhole es sooft es guttut! 

In Zusammenhang mit Sehen in Rahmen der gedeihlichen Kommunikation hilft das Bewusstsein, dass das Sehen von Natur aus eine Wahrnehmungsorgan ist.  Das Gesehene wird durch die Augen mittels den Sehnervenhalbkreuzung an der Sehrinde im Hinterkopf an der Schädelbasis geleitet und dort erst verarbeitet. Das Sehen kann natürlich für Angriffe zweckentfremdet werden.  Das ist aber selten gedeihlich, obwohl es eine nützliche Funktion als Warnsignal in der vertikalen Liebe hat. 

Vertikale Liebe ist der Fluss der gedeihlichen Energie von Älteren zum Jüngeren oder von Repräsentanten von Älteren, z.B. vom Wissenden zum Wissbegierigen oder von Eltern zum Kind. Der „Ältere“ gibt und der „Jüngere“ empfängt das Gegebene.  Hier entspricht der Fluss der Liebe der Kreislauf der Natur.  Es ist kein Tauschgeschäft. Das Geben ist eine Investition in der Zukunft. Man nimmt indem man isst und gibt in dem man die Erde düngt und Flüssigkeit wieder abgibt. Die Horizontale Liebe findet zwischen gleichgestellten Partner. Sie ist eher eine Art von Tauschgemeinschaft, aber die Funktion der horizontale Liebe geht weit über den einfachen Eins zu Eins Tausch hinaus. Indem man sich mit einem Partner verbindet, wird das eigene Wirkungsfeld, die Widerstandsfähigkeit, die Sicherheit und der Kompetenz der Einzelperson exponentiell verbessert. Sie erweitert ihr Wirkungskreis über die Gemeinschaft. Idealerweise prägt eine inklusive Kommunikation auf Augenhöhe beide Grundtypen der Liebe. Als Menschen sind wir fehlbar und jede Bewegung im Lebensfluss bringt die Notwendigkeit des fortlaufenden Lernens mit sich.

Experiment

Was hast du als freie Gabe von deinen Eltern bekommen? Liste Eigenschaften, Geschenke, Bräuche, Wesenszüge, physiologische Merkmale jeweils getrennt für Vater und Mutter auf.   

Um dein Bewusstsein für den Naturkreislauf zu stärken, ist es sinnvoll sich bewusst zu machen, wo deine Eltern ihre eigenen Kraftquellen haben/hatten.  Wenn sie nicht ausreichend „Elternrepräsentanten“ beansprucht haben, wie kannst du Konsequenten aus dem Bewusstsein für dich ziehen und deine Kraftquellen verbessern. Jeder Mensch hat die Macht seine Familiensystem zu „heilen“ in dem er seinen Anteil des Systems gedeihlich reguliert.

Experiment

Auf einem Blatt Papier zeichne oder male ein Bild in dem sowohl den Kraftquellen deiner Eltern und deine eigenen Kraftquellen für dich erkennbar sind. 

Im Kreislauf zu sein, bedeutet auch Geben. Wo, was wem schenkst du andere aus deinen Ressourcen ohne Gewinn oder Ausgleich zu erwarten. Erst durch das Geben wird innerer Raum für das Nehmen frei. Obwohl das Geben oder Schenken in Form vom Materiellem üblich ist, sprechen wir hier, um eine Tätigkeit der Augenhöhe. Gerade weil eine ausbeuterische Gesellschaft Geben als Strategie der Schulderzeugung traditionell missbraucht, ist es sinnvoll die Wirkung von freiem Geben bewusst zu erleben. Geben, das Respekt, Anerkennung und Gegenseitigkeit vermittelt, ist energetisch, emotional und psychisch gedeihlich. Es ist ein Kernaspekt von Augenhöhe in der Liebe – egal ob vertikal oder horizontal.

Experiment

Teste verschiedenen Formen zu geben und wie es dir damit geht.  Fühlst du dich bedürftig danach, beanspruche gute Kraftquellen als Ausgleich.  Geht es dir gut damit, experimentiere mit der Art und Menge, die dir persönlich liegt. Spüre ob das Geben eine Art Nahrung spenden ist oder eine Art dein Reichtum zu verbreiten ist. 

Paarbeziehungen, die Ausgleich für Mängel in der eigenen Eltern-Kind-Beziehung bieten, sind weder auf Augenhöhe noch sind sie sehr anpassungsfähig. Wenn ein Partner sich verändert, weiterentwickelt oder mehr Wertschätzung erlangt, werden sie instabil.  Sie sind eine Art Ersatzbefriedigung für die gesunde Energieumsatz und tendenzmäßig auf die Erzeugung und Aufrechterhaltung von Verpflichtung ausgerichtet. Die Vorstellung von Reziprozität in der Paarbeziehung ist sowohl aus wirtschaftlicher wie aus sozialer Perspektive eine herkömmliche Form des Tauschgeschäfts. Sie geht von der dem Prinzip „wie du mir, so ich dir!“ aus. Somit werden Erwartungen, Strafen, Belohnen und das Erzeugen von gegenseitigen Abhängigkeiten gefördert. Ihr Ziel ist es bindenden Abhängigkeiten zu erzeugen. Sie widerspricht damit grundlegend das Phänomen der Augenhöhe.

Für Liebe auf Augenhöhe ist das gemeinsame auf einem Ziel ausgerichtete Sehen die Grundlage für kollaborativen Umgang mit einander. Materiellen Ziele können anregend und gedeihlich sein. Sie sind aber endlich. Ein Paar, dass sich ausschließlich auf materiellen Zielen ausrichtet, braucht immer wieder neue Ziele.  Gelingt ihnen immer wieder erneut und bei Bedarf die Akquise, können sie sehr beständig sein. Immateriellen Ziele wie Geborgenheit, Zugehörigkeit, Rückendeckung, Sicherheit, Glück, und Raum für Selbstverwirklichung erfordern die Fähigkeit des gegenseitigen Geltenlassen und Gewährenlassens, die mit innerer und gegenseitiger Wertschätzung einhergehen.

Experiment

Bist du Single, kläre die Ziele auf den du mit deiner/m Partner/in ausrichten willst. Sie sind für die Partnersuche wichtig.  In der Partnerschaft, bespreche die gemeinsame Ziele.  Es ist sinnvoll immer wieder mal zu prüfen, ob Ihr noch auf dem gleichen gemeinsamen Ziel ausgerichtet seid.  Wenn Ihr davon abgekommen seid, bespreche, wie Ihr Euch erneut ausrichten können. 

Gedeihliche Kommunikation kann anhand der Sinnesorgane zusammengefasst werden. Taktile Austausch aktiviert Glückshormon und körperliche Vertrautheit. Der Geruchssinn signalisiert Nahrhaftigkeit und Attraktivität der Partner.  Ihre Pflege kommuniziert Fürsorge und Achtsamkeit.  Der Geschmackssinn ermöglicht eine Rückkopplungsschleife über Genuss, aber auch über die Gesundheit.  Denn wenn der Geschmack des Partners sich verschlechtert ist vielleicht einen Gesundheitscheck angesagt.  Ist der Partner gesund? Ist die Partnerschaft gesund? Gehört werden und Hören vermitteln wie kein anderer Sinn, Wertschätzung, die von der Wahrnehmung ausgeht und über verbalen Umgang vermittelt wird. Einander visuell wahrzunehmen, bedeutet sich auf die Schönheit des Anderen einzulassen und ist die Voraussetzung für gemeinsamen Zielsetzungen und somit dafür, dass das Paar sich auf kollaboratives Handeln ausrichten kann.

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